Gebirgig ist Korsika allemal. Über die ganze Insel verteilt befinden sich Bergmassive, die unterschiedlicher nicht aussehen könnten. Das Bavella-Gebirge wird auch die korsischen Dolomiten genannt. Hier ragen schroffe Bergspitzen in die Höhe. Der Bavella-Pass ist ein beliebter Ausgangspunkt für Wanderungen, beispielsweise zum Trou de la Bombe und zur Punta Velaco.
In der Region Bavella – und auch darüber hinaus – gibt es zahlreiche natürlich vorkommende Felslöcher. Das wohl bekannteste und am häufigsten besucht ist das Trou de la Bombe. Wer es ruhiger mag, wandert stattdessen zum Monte Calva.
Unsere Wanderung
Es ist der erste Juni, ein Samstag, und wir starten relativ spät. Gegen 8.30 Uhr brechen wir vom Parkplatz am Col de Bavella auf. Wir sind mitten in den Wolken und ein leichter Wind lässt die Äste rascheln. Also ziehen wir uns windfest an. Ein kurzer Besuch der Marienstatue auf einem Steinhügel und dann geht es links haltend auf der anderen Straßenseite in den Wald hinein.
Gemütlich wandern wir über den Waldboden, bis wir zur Kapelle de la Sainte Vierge gelangen. Diese schauen wir uns kurz von außen an und folgen dann dem Hauptweg. Weiter geht es durch den offenen Wald mit vielen mächtigen Kiefern und wir erreichen einen Ort, wo auf der linken Seite ein Aussichtspunkt lockt. Wir kraxeln die Felsen hoch und erblicken das Felsloch Trou de la Bombe in der Ferne. Die Sicht ist in diesem Moment noch sehr getrübt, heißt, wir können manche Gipfel nur erahnen. Dennoch hat diese neblige Atmosphäre etwas Mystisches.
Die Tour ist insgesamt als familienfreundliche Wanderung beschrieben. Erlebnisreich ist sie auf jeden Fall. Der wurzelreiche und steinige Waldboden erfordert aber auf jeden Fall Konzentration. Wer hier mit Sandalen oder anderen Urlaubsschuhen unterwegs ist, wird sich schwertun oder sogar verletzen. Wanderschuhe gehören zur idealen Ausrüstung. Ein Spaziergang ist es nicht, sondern ein unebener Pfad mit mehreren kleinen Anstiegen und Abstiegen – und auch Bachquerungen.
An einer Weggabelung halten wir uns links und steigen immer steiler auf. Über große Steine erklimmen wir die nächste Ebene. Hier ist Orientierung gefragt. Glücklicherweise finden wir rote Farbe an den Steinen. Die Markierungen sind hier sehr zuverlässig. Und ganz unerwartet erblicken wir plötzlich das Felsloch. Es liegt nicht direkt auf dem Pfad, sondern ist über eine kurze Kletterei zu erreichen.
Wir verweilen eine Zeit lang hier und freuen uns darüber, dass wir hier die Einzigen sind. Kaum vorstellbar, dass hier sonst die Menschen Schlange stehen. Erst als wir uns wieder auf den Weg machen, kommt uns ein Paar entgegen.
Rückweg ohne Gipfel Punta Velaco: Man kann vom Felsloch ganz gleich wieder zurück zum Bavellapass wandern. Dann ist die Tour vom Schwierigkeitsgrad Mittel.
Wir machen uns aber noch nicht auf den Rückweg, sondern navigieren weiter zur Punta Velaco (1.438 m). Durch einen Korridor wandern wir eine Weile in Serpentinen steil bergauf. Der Weg ist geröllig. Zwei Frauen steigen gerade hinab und schwärmen von der Aussicht (zumindest sind das die französischen Bruchteile, die wir verstehen). Wir passieren eine fantastische Höhle und kommen dann zu einer Kletterpassage. Vorher machen wir noch eine Rast und blicken uns in alle Richtungen um. Bei der Rundumsicht haben wir bis auf paar Wolken freie Sicht auf das Bavella-Gebirge und sehen sogar das Meer.
Ich bleibe hier und warte, bis mein Freund auf den Gipfel Punta Velaco klettert und wieder zurückkommt. Das letzte Stück gilt als besonders anspruchsvoll und nur wer sich die Kletterei zutraut, sollte weitergehen. Zwanzig Minuten später machen wir uns auf den Rückweg. Steil bergab durch den Korridor und dann gelangen wir auf den geteilten Wanderweg zum Felsloch. Uns kommen ganz viele Menschen entgegen. Von bestens ausgerüsteten Wanderpaaren mit Stöcken bis jungen Eltern, die in Birkenstockschuhen wandern, bis hin zu Strandsandalen und Jeanshosen Wanderer.
Zurück am Col de Bavella ist die Parksituation nun eine andere. Richtig voll ist es nun zur Mittagszeit. Nach dem anstrengenden aber lohnenswerten Wandertag freuen wir uns auf das Mittagessen in unserer Ferienwohnung.
Fazit zur Tour
Zusammenfassend kann ich sagen, dass die Wanderung zum Felsloch abenteuerlich und spannend war. Vor allem in Kombination mit dem Aufstieg zur Punta Velaco bot die Tour genügend Abwechslung. Die meiste Zeit wandert man durch den herrlichen Wald, vorbei an stattlichen Kiefern und hat wenig Aussicht. Der letzte Anstieg hatte es in sich. Das Felsloch habe ich nur aus der Ferne bestaunt. Es ist beeindruckend, aber sicher nicht weniger schön als andere Orte mit natürlichen Löchern in den Felsen, von denen es zahlreiche in der Nähe gibt.
Meine Aufzeichnung habe ich auf Komoot ↗ veröffentlicht.
Die hier beschriebene Tour gibt meine persönlichen Eindrücke wieder und ersetzt keinen Wanderführer. Zu finden ist die Route zum Beispiel im Rother Wanderführer Korsika und im Kompass-Wanderführer Korsika. Meine Buchempfehlungen für Korsika habe ich in einem eigenen Blogartikel zusammengefasst.
Anreise und Parken
Wer früh genug anreist – oder mit Glück gerade ein Parkplatz frei wird, stellt das Auto auf dem kostenlosen Parkgelände ab. Ein kostenpflichtiger Parkplatz mit Schranke liegt auf selber Höhe.
Wandern am Bavellapass
Wie schon erwähnt, ist der Pass ein beliebter Ausgangsort, um sich die Beine zu vertreten, Fotos der umliegenden Berge zu machen oder wandern zu gehen. Ebenfalls hier starten die Touren zum Refuge de Paliri und zu den Balvea-Türmen, die Richtung GR20 führen.