Das Beste am Weitwandern: Es ist auch im Winter möglich! Auf der Via Engiadina erkundest du in drei Tagen die malerische Winterlandschaft des Kantons Graubünden. Der Weg führt durch eine urige Bergdorfregion unterhalb beeindruckender Dreitausender und bietet eine traumhafte Kulisse für Winterabenteuer.
In diesem Artikel stelle ich dir den Winterweitwanderweg im Detail vor und teile unsere persönlichen Erlebnisse von unterwegs.
Im Kanton Graubünden liegt das zauberhafte Engadin, eines der höchstgelegenen bewohnten Hochtäler Europas. Durch diese malerische Landschaft unterhalb der atemraubenden Dreitausender führt die Via Engiadina Winter auf einer Höhe zwischen 1.200 und 1.700 Metern.
Etappenübersicht der Via Engiadina
Die offizielle Einteilung der Via Engiadina Wintervariante von Zernez nach Sent erfolgt in vier Etappen. Die Etappen 2 und 3 können gut kombiniert und an einem Tag begangen werden. Insgesamt wanderst du weniger als 50 Kilometer.
Etappe | Start und Ziel | Distanz | Gehzeit | Bergauf |
---|---|---|---|---|
1 | Zernez bis Guarda | 16,1 km | 4,5 h | 435 hm |
2 | Guarda bis Ardez | 4,8 km | 1,5 h | 25 hm |
3 | Ardez bis Scuol | 12 km | 3,5 h | 265 hm |
4 | Scuol bis Sent | 13,7 km | 5 h | 230 hm |
Auf OutdoorActive ↗ kannst du dir die Wegführung der einzelnen Etappen anschauen.
ETAPPE 1 – Zernez bis Guarda
In Zernez (1.474 m) beginnt die erste von vier Etappen der Via Engiadina. Ortsauswärts wanderst du zunächst ein Stück am Inn entlang. Orientierung bieten die Wegweiser in Richtung Susch. Das schmucke Engadiner Dorf Susch (1.428 m) stimmt auf einige sehenswerte Orte entlang der Route ein. Schon von weitem sind die beiden Steintürme der Kirche zu erkennen. Bis zum nächsten Ort Lavin (1.412 m) geht es bergauf und wieder bergab. Auch wenn das Terrassendorf Guarda schon in der Ferne zu sehen ist, liegen noch einige Wanderkilometer vor dir. In Guarda (1.653 m) angekommen, empfiehlt sich ein kleiner Spaziergang, denn Guarda gilt als eines der schönsten Bergdörfer in ganz Graubünden.
ETAPPE 2 – Guarda bis Ardez
Vom Engadiner Dorf Guarda (1.653 m) führt die zweite Etappe aussichtsreich bergab bis nach Ardez (1.467 m). Schon von weitem kannst du die auffällige Ruine Steinsberg in Ardez erblicken.
ETAPPE 3 – Ardez bis Scuol
Von Ardez (1.467 m) verläuft das erste Stück der dritten Etappe leicht bergauf. Noch vor dem Engadiner Ort Ftan umrundest du eine Schlucht und gehst anschließend eine Zeit auf einer kaum befahrenen Straße. Ab Ftan (1.648 m) beginnt ein aussichtsreicher Abschnitt mit ständigem Blick auf das Schloss Tarasp. Du steigst immer weiter hinab, bis du Scuol (1.290 m) erreichst. Das Besondere an dem Ort ist, dass sich die Stadt über mehrere Ebenen verteilt. Der untere Teil gilt als der Schönere.
ETAPPE 4 – Scuol bis Sent
In Scuol (1.290 m) fährst du mit der Bergbahn zum Ausgangspunkt der vierten Etappe. Von der Bergstation Motta Naluns wanderst du ein kurzes Stück bergauf, bis du auf 2.300 Metern Seehöhe den höchsten Punkt der gesamten Mehrtagestour erreichst. Nun beginnt der aussichtsreiche Abstieg zum Ziel. Die Etappe und damit auch die Winterweitwanderung auf der Via Engiadina endet in Sent (1.440 m). Das bezaubernde Sent lädt dich zu einem Dorfrundgang ein.
Anmerkung: Während unseres Aufenthaltes war die vierte Etappe wegen Lawinengefahr gesperrt. Die anderen Etappen waren sicher begehbar. Zum Glück gibt es einen alternativen Weg nach Sent, den wir gewandert sind.
Kultur und Brauchtum am Wegesrand
Die Region und damit auch die Mehrtageswanderung auf der Via Engiadina ist einzigartig. Nirgendwo sonst lässt es sich so wunderbar und gemütlich (Winter)wandern und dabei in eine besondere Lebensart eintauchen. Ganz zu schweigen von der herzlichen Gastfreundschaft der Engiadiner.
Die Engadiner Häuser: Namensgeber für die Region Engadin und den Weitwanderweg Via Engiadina. Am Weg liegen mehrere Dörfer mit zahlreichen Engadiner Häusern. Typisch sind die Hausmalereien und Sgraffito-Verzierungen. Sgraffito ist die Bezeichnung für die Kunst aus dem 17. Die Malereien finden sich unter anderem rund um die Haustüre und die Fenster. Kein Haus gleicht dem anderen.
Deep Dive Engagin Tipp: Unbedingt eine Keramikwerkstatt besuchen, wie zum Beispiel den Keramikmalkurs in der Butia Schlerin in Sent ↗. Es gibt kein schöneres Souvenir, als eine selbst gestaltete Tasse (oder ein anderes Gefäß) mit nach Hause zu nehmen. Made in Engadin. Nach dem lehrreichen Workshop wirst du beim nächsten Spaziergang so manches Symbol an den Engadiner Häusern wiedererkennen.
Das Rätoromanische: Graubünden ist der einzige dreisprachige Kanton der Schweiz. Im Engadin wird Rätoromanisch gesprochen. Für Deutschsprachige hört sich Rätoromanisch wie Italienisch an. Für ItalienerInnen hört es sich wie Deutsch an. Im Unterengadin hat sich ein eigener Dialekt entwickelt, das Vallader.
Weitere Sehenswürdigkeiten: Wer die Augen offen hält, wird unterwegs viel entdecken. Neben schmucken Engadiner Häusern liegen die Burgruine Steinsberg, das Schloss Tarasp, die Kirchenruine Sent und vieles mehr auf der Route oder in unmittelbarer Nähe zur Strecke.
Winterweitwandern für Genussmenschen
Nun fragst du dich, für wen die Winterweitwanderung auf der Via Engiadina geeignet ist? Wer abenteuerliche Gratwanderungen von Gipfel zu Gipfel fernab der Zivilisation sucht, wird im malerischen Engadin sein (Winter)Wanderglück nicht finden.
Wer lieber auf sicheren Winterwanderwegen unterwegs ist und von Ort zu Ort wandern möchte, ist auf der Via Engiadina bestens aufgehoben. Wenn du darüber hinaus etwas über Kultur und Brauchtum erfahren möchtest, ist diese Region genau richtig. Du bist sogar zum Mitmachen eingeladen (siehe Keramikmalen). Eine gute Kondition ist allerdings erforderlich, um die 16 Kilometer lange Strecke mit bis zu 400 Höhenmetern zu meistern. Bei Bedarf kannst du die Etappen aber auch abkürzen, da entlang der Strecke einige Bahnhöfe und Bushaltestellen liegen.
Unterkünfte
Wir haben unterwegs in drei Dörfern genächtigt. Jede Unterkunft hatte ihren eigenen Charme.
- Im Dorf Zernez im Hotel Acla-Filli ↗
- Im Bergsteigerdorf Guarda im Hotel Meisser ↗
- Im Ort Scuol im Hotel Altana ↗ unweit vom Bahnhof
Bahnhöfe und Haltestellen
Für die Anreise und Abreise sind der Bahnhof in Zernez und der in Scuol praktisch. Oft kann man die Züge unten im Tal fahren sehen. Auf der Route der Mehrtagestour gibt es noch weitere Bahnhöfe, wie die folgenden.
- Zernez
- Susch
- Lavin
- Guarda
- Ardez
- Ftan
- Scuol
Auch Busse verkehren zum Teil regelmäßig zwischen den Orten.
Ich kann es nicht oft genug sagen: Die Erreichbarkeit von Wanderwegen mit öffentlichen Verkehrsmitteln ist in der Schweiz vorbildlich. Das konnte ich bereits auf der Via Berna und auf der Via Engiadina erleben. Mehrere Male reiste ich mit dem Nightjet zwischen Graz und Zürich und dann weiter zu den Wanderregionen – ausschließlich mit dem öffentlichen Verkehr.
Wintersport im Engadin
Das Angebot an Winteraktivitäten in der Region Engadin ist riesig. Vom klassischen Skifahren über das Schneeschuhgehen und Winterwandern bis hin zu Langlaufen, Rodeln (auch Schlitteln genannt) und Eislaufen ist für jeden ist sicher etwas dabei. Und das sind nur die Wintersportarten, die ich vor Ort wahrgenommen habe.
Mit der Gästekarte, die in Zernez und Scuol in der Übernachtung inbegriffen ist, können die Winteraktivitäten und Ferientipps teilweise gratis oder vergünstigt in Anspruch genommen werden.
Wandern ohne Gepäck
Die Vorteile des Wanderns ohne Gepäck liegen auf der Hand. Man kann sich ganz auf das Wandern konzentrieren, ohne schweres Gewicht auf dem Rücken. Am Ende des Tages wartet der Koffer oder die Reisetasche mit frischen Sachen in der Unterkunft. Vor allem im Winter braucht man vor Ort mehr. Damit ist auch das Gepäck größer und schwerer.
Über Graubünden Ferien kannst du das gepäckfreie Wandern auf der Via Engiadina buchen ↗. Das Gepäck wird bequem von Unterkunft zu Unterkunft transportiert.
Weitere Infos zusammengefasst
- Die Route Via Engiadina Winter gibt es bereits seit zehn Jahren
- Der Streckenverlauf der Wintervariante ist anders als die der Sommertour
- Es gibt keine durchgängige Beschilderung der Route, aber die ausgewiesenen Orte geben Orientierung
- Ich empfehle (Spikes) dabei zu haben, um festgefrorene Passagen sicher zu meistern
- Zudem empfehle ich GPS-Tracks der Etappen offline auf dem Smartphone oder der Smartwatch verfügbar zu haben
Mein Fazit: Ich kann die Via Engiadina wärmstens weiterempfehlen und wünsche dir auf deiner Winterweitwanderung ganz viele besondere Erlebnisse im traumhaft schönen Engadin.
Offenlegung: Dieser Blogbeitrag entstand in Zusammenarbeit mit Graubünden Ferien. Es gab keine Vorgaben. Die hier vorgestellten Inhalte habe ich mir komplett selbst ausgesucht.
Mein Wintertipp: Das Montafon ruft! Gönn dir ein paar Tage im Winterwunderland – ganz entspannt ohne Auto, mit den Bergbahnen direkt ins Vergnügen. Alle Infos und Tipps findest du im Beitrag hier!