Ich hatte das Glück, mit dem Nachtzug von Zürich nach Graz fahren zu können. Hier berichte ich über meine Erfahrungen im Schlafwagen des NJ465. Spoiler: Inzwischen bin ich die Strecke schon mehrmals gefahren.
Der Nightjet der ÖBB (NJ465) fährt zwischen Zürich und Graz und braucht 10:20 Stunden. Er fährt um 20:40 Uhr vom Zürich Bahnhof ab und erreicht Graz Hauptbahnhof um 6:58 Uhr.

Ausstattung des Schlafwagens


Die Ausstattung meiner Schlafkabine war wirklich sehr gut. Standardmäßig sind zwei (oder sogar drei?) Liegen übereinander angebracht. Da ich aber nur für eine Person gebucht habe, war nur das untere Bett mit Laken bezogen. Kopfkissen und Decke waren ebenfalls bezogen.
Hinter einer Schranktüre verbarg sich ein Waschbecken. Aus dem Wasserhahn lief sogar warmes Wasser. Für’s WC musste ich auf den Gang.
Es gab einige Schalter und Regler zum Verstellen von Raumtemperatur und Lüftung. Mir war weder zu heiß noch zu kalt. Es war genau richtig.
Am Fenster war ein Verdunklungsrollo zum Herunterziehen befestigt.
An der Wand neben der Matratze gab es ein Netz, um Dinge zu verstauen. Platz war auf jeden Fall genug für all meine Sachen.
Ein Überraschungspaket mit Ohropax, Hausschuhen, Wasser und Snacks lag in meiner Kabine. Sogar eine Mini-Champagnerflasche hieß mich willkommen. Über solche Kleinigkeiten hat man sich früher einmal bei Flügen gefreut. Generell habe ich in meinem Schlafraum sehr viele Wasserflaschen gefunden. Verdursten kann man hier nicht.
Dusche und WC gab es nicht in meiner Kabine. Das wäre dann nochmal teurer gewesen. Und um ehrlich zu sein, reicht das Gemeinschafts-WC auf dem Gang. Und Duschen tue ich mich sicherlich nicht im Zug. Je nach Zugmodell und Strecke kann die Ausstattung anders sein. Genauso verhält es sich mit den Schlafwagen und Privatabteilen und ihrer Verfügbarkeit.
WiFi gibt es an Board des Nightjets nicht. Das ist aber auch nicht nötig, da man für gewöhnlich im Schlafwagen schläft und nicht im Internet surft. 🙂
Lies auch: Meine Erfahrung im privaten Sitzabteil im Nachtzug zwischen Graz und Berlin.
Türe versperren
Dass jemand nachts in die Kabine eindringt oder Sachen stiehlt, wenn man sie mal kurz verlässt, halte ich für sehr unwahrscheinlich. Wer an Board des Nachtzuges ist, wird dort auch eher schlafen, anstatt die ganze Nacht auf eine kriminelle Gelegenheit zu warten.
In meinem Zug war es auf jeden Fall möglich, die Kabine von innen und außen zu versperren. Der Schlüssel, eine Art dicke Plastikkarte, musste man sogar mitnehmen, wenn man die Kabine verlässt, da man sonst nicht mehr hineinkommt. Die Tür ist also quasi sowieso immer versperrt.
Fahrkartenkontrolle
Die Fahrkartenkontrolle erfolgte kurz nach der Abfahrt. Ich zeigte mein ausgedrucktes Papierticket und die Kontrolleurin verschwand mit dem Ticket. Ein wenig Sorge hatte ich, dass ich bei der nächsten Fahrkartenprüfung nichts mehr zum Vorzeigen hatte. Als ich die Kontrolleurin wieder erwischte, beruhigte sie mich und versprach, meine Fahrkarte am nächsten Morgen wieder zurückzugeben.
Offenbar wird diese für die Grenzkontrolle gebraucht? Zumindest wurde ich die Nacht nicht aufgeweckt und meinen Reisepass musste ich auch nicht herzeigen.
Lautstärke
Im Nachtzug herrscht zwischen 21 Uhr und 6 Uhr Nachtruhe. Es gibt zu dieser Zeit also keine Durchsagen.
Mein Nachtzug war einer der alten Modelle. Von überall her hat es geknackt und manchmal geruckelt. Da das Bett so liegt, dass man mit den Füßen (oder dem Kopf) zum Fenster liegt, rollt der Körper ein wenig mit einer Bremsung.
Aus den Schlafwagen der Nachbarn hört man zwar keine Gespräche, aber Bewegungen in deren Kabine. Zum Beispiel Schränke aufgemacht, die Tür zugeknallt oder andere Dinge verschoben werden.
Da helfen auf jeden Fall Ohropax, um Geräusche auszublenden.
Frühstück


Mit der Buchung des Schlafwagens war auch ein Frühstück inklusive. Was genau ich frühstücken möchte, das konnte ich bereits am Vorabend auf einem Zettel ankreuzen. So konnte ich also auch vegetarisch auswählen.
Das Frühstück wurde in meinem Fall leider erst zehn Minuten vor der Ankunft gebracht. Aber es war auf jeden Fall sehr nett hergerichtet: heißer Kaffee, Fruchtjoghurt und zwei Semmeln.
Mein Fazit
Beruflich bin ich die Strecke zwischen Zürich und Graz ein paar Mal geflogen. Diesmal habe ich mich auf der Arbeit durchgesetzt, dass ich mit dem Nachtzug fahren kann. Auch wenn dies eine längere Reisezeit bedeuten würde. Nachts schlafe ich ohnehin, also kann ich die Zeit im Zug auch sinnvoll nutzen.
Der Zug ist in Zürich pünktlich am Abend um 20:40 Uhr abgefahren und kam am nächsten Morgen in Graz pünktlich um 6:58 Uhr an.
Meine Erfahrung ist sehr positiv. Ich würde beim nächsten Mal wieder diese Variante einem Flug vorziehen. Mit der Zugfahrt habe ich mir die ganzen lästigen Wartezeiten am Flughafen gespart.
Vom Komfort her war das Schlafabteil sehr gut ausgestattet. Auch wenn ich am nächsten Morgen nicht ganz fit war, war es eine sehr angenehme Fahrt und ich kann jedem empfehlen, ebenfalls mit dem Nachtzug zu verreisen. Es ist auf jeden Fall ein tolles Erlebnis und ein komfortables Anreisen.
Und hier noch ein kurzes Video des Schlafwagens von innen:
„Dass jemand nachts in die Kabine eindringt oder Sachen stiehlt, wenn man sie mal kurz verlässt, halte ich für sehr unwahrscheinlich. Wer an Board des Nachtzuges ist, wird dort auch eher schlafen, anstatt die ganze Nacht auf eine kriminelle Gelegenheit zu warten.“
Grundsätzlich würde ich das so nicht sagen. Gerade in den Sitzabteilen sollte man wegen Taschendieben SEHR vorsichtig sein (ich hatte eine Begegnung in einem Nachtzug von Wien nach Dresden vor zig Jahren. Die junge Frau wusste ja nicht, dass ich meine Wertgegenstände NICHT in der Tasche hatte, die neben mir lag… )
In den Schlafabteilen habe ich da aber auch keine Bedenken. Zum einen sind die Türen ja abschließbar und zum anderen sitzt in jedem Wagen ja extra ein Schaffner (die ja auch dein Ticket genommen hat. Damit weiß man auch genau, wer im Wagen ist und wer da hingehört oder halt nicht…) Da finde ich das Sicherheitsgefühl schon sehr groß.
Allgemein bin ich großer Nachtzugfan und finde es SEHR viel angenehmer als fliegen.
Hallo Ilona,
wenn sogar jemand was aus dem eigenen Sitzabteil (nachts) klaut, müsste die Person dann ja schnell beim nächsten Halt aussteigen und abhauen. Sonst ist es auffällig, wenn plötzlich etwas aus der Tasche fehlt.
Von Tagsüberfahrten und dreisten Diebstählen hat Sabrina vom Blog SmilesFromAbroad mal eine heftige Geschichte erzählt.
LG nach Italien,
Janine
Oh, das ist tatsächlich eine weitverbreitete Masche. Der Schaffner selbst hat mich damals darauf hingewiesen, die Tasche nicht so neben mir stehen zu lassen über Nacht wegen Taschendieben. Ich sagte, es sei nix von Wert drin, dann wars okay für ihn (habe mein Geld und meinen Ausweis direkt am Körper).
Und nachts hatte ich dann tatsächlich „Besuch“. Sie ist ziemlich erschrocken, als ich aufwachte und davon gerannt. Ich hab allerdings ein paar Minuten gebraucht, um zu kapieren, was da gerade los war. Hatte ja gerade geschlafen.
Die nehmen was mit und sind weg. Bis du das merkst, dass es fehlt, und dann Alarm schlägst, sind die schon längst am anderen Ende des Zugs und an der nächsten Station draußen. Oft findet man die Tasche noch im Zug, weil sie nur das mitnehmen, was von Wert ist. Solche Geschichten hab ich schon öfter gelesen und gehört.
Also nein, nicht alle nutzen den Nachtzug NUR zum Schlafen 😉 Von daher habe ich meinen Koffer in Sitzabteilen nachts tatsächlich immer mit einem Fahrradschloss befestigt. Und sowieso fahr ich am liebsten Schlafwagen. Da fühl ich mich viel sicherer. Da ist immer der Schaffner anwesend.
Das ist ja wirklich traurig. 🙁 Danke dir nochmals fürs Erfahrung teilen.
Hi Janine
Ich habe in diesem Jahr auch das erste Mal einen Schlafwagen im ÖBB Nightjet von Wien nach Zürich gebucht. Ich hatte es allerdings nicht so komfortabel in meinem 6er Schlafwagenabteil (nur für Frauen). Ich war ganz unten und muss sagen, dass es schon sehr eng in dem Raum und unter dem Bett zugeht. Ausserdem wenig Platz für alle Gepäckstücke. Ich war sehr froh, dass ich an meine Ohropax gedacht habe.
Ganz sicher würde ich das wieder machen, aber dann auch nur in einem grösseren Abteil. So wie du das hier beschrieben hast oder sogar nur für 2 Personen.
Liebe Grüsse
Lisa
Hallo Lisa,
war das ein Liegewagen? Ich kenne bisher nur Schlafwagen und Sitzwagenabteil (ganzes gebucht). Das glaub ich gern mit dem Gepäck. Wenn alle Koffer dabei haben, reicht der Platz nicht. Der Nightjet zwischen Zürich und Wien soll sogar ein moderner Zug sein, wie ich gehört habe.
Aber generell find ich es so wahnsinnig genial, dass man so bequem zwischen den großen Städten hin- und herfahren kann.
LG aus Graz, Janine