Auf der 6. Etappe auf dem Lechweg wanderte ich von Stanzach nach Wängle. Hier erzähle ich von meinen Erlebnissen unterwegs und warum ich letztendlich den Bus nahm.
Was bisher geschah: Auf der 5. Lechweg Etappe wanderte ich von Elbigenalp nach Stanzach. Weiter geht es in diesem Beitrag mit der 6. Tagesetappe, die mich von Stanzach nach Wängle führte.
6. Etappe – Mein Wandertagebuch
Gestern am frühen Abend hat sich die Pension mit vielen Gästen gefüllt. Heute sitze ich am Frühstückstisch, umgeben von Zweiergrüppchen und größeren Gruppen. Das Gesprächsthema-Nummer Eins im Frühstücksraum ist natürlich das aktuelle Wetter. Seit gestern hat es sich nicht mehr verbessert. Es regnet immer noch in Strömen und die Wanderlust ist nicht allzu groß – bei niemandem.
Ich erfahre, dass der Weg direkt hinter der Unterkunft bereits gestern überflutet war. Ich grübel’, wie der Weg heute bloß aussieht? Denn genau dort hinter dem Hotel Garni Waldhof führt der Lechweg weiter.
Am Nachbartisch höre ich den Vorschlag, den örtlichen Bus bis nach Forchach zu nehmen – und von dort weiter zuwandern. In Forchach gibt es eine sehenswerte Hängebrücke – und ab dem Abschnitt soll der Wanderweg weniger überschwemmt sein. Wenn es um das Thema Wetter geht, dann können wir Menschen uns auf jeden Fall ausgelassen unterhalten. 🙂
Mein Gepäck ist fertig gepackt! Ich stelle mich darauf ein, den nächsten Bus zu nehmen. Denn irgendwie habe ich heute keine Lust, heute bei Regen 20 Kilometer zu wandern. Ein zweites Paar Wanderschuhe habe ich zwar dabei, aber wenn auch dieses nass wird, muss ich mit zwei Paar nassen Wanderschuhen auskommen. Das erste Paar ist nämlich auch noch feucht. Über Nacht Schuhe trocknen reicht leider nicht aus, denn durch den Regen sind die Temperaturen auch nicht gerade hoch.
Als ich nach Gepäckabgabe wieder im Frühstücksraum auf den Bus wartend sitze, hört der Regen plötzlich auf. Mich packt ganz spontan die Motivation, jetzt los zuwandern. Das tue ich dann auch.
Wie schon erwähnt, führt der Lechweg Richtung Wängle praktischerweise hinter meiner Unterkunft weiter. Der Weg ist zwar durchnässt, es gibt Pfützen, aber die sind noch gut zu umgehen.
Die Strecke verläuft ziemlich lange entlang des Flusses. Wieder einmal wird mir ein herrliches Landschaftsbild geboten: Der wilde Lech saust und braust, während in der Ferne schroffe und markante Berggipfel durch den Nebel herausschauen.
Ich erreiche die verlassene Vogelbeobachtungshütte, die im Nebelfeld liegt. Vögel entdecke ich keine, dafür aber den hübschen Alpensalamander (Foto oben).
Bei der Hängebrücke in Forchach angekommen laufe ich bis zur Hälfte rüber, um von der Flussmitte Fotos des Bergpanoramas zu machen. Und dann wieder zurück, denn der Lechweg geht auf derselben Seite weiter.
Das erste Mal auf der Weitwanderung hole ich meine Kopfhörer aus dem Rucksack, um Musik zu hören. Heute muss ich mich nicht konzentrieren, da der Weg sehr einfach über Schotter verläuft. Mit Musik in den Ohren macht das Wandern gerade richtig viel Spaß.
In Gedanken male ich es mir aus, eine solche Mehrtageswanderung ab sofort einmal jährlich zu unternehmen. Es tut so unglaublich gut, alleine in der Natur unterwegs zu sein. Wandern in meinem Tempo, stehen bleiben, wann immer ich Lust habe. Keine Kompromisse!
Bei der nächsten Brücke wechsle ich die Flussseite und komme zu einem kleinen See. Google Maps verrät mir, dass es sich um den Lechausee handelt. Ein kleiner, idyllischer See am Wegesrand. Keine Menschenseele weit und breit.
Als ich gerade ein Foto vom See machen will, entdecke ich meinen Wanderbegleiter von gestern. Wir tauschen unsere Erlebnisse vom Vortag aus und wandern ein Stück gemeinsam.
Auf der heutigen Etappe stehen gerade mal 100 Höhenmeter an. So richtig Lust auf Anstrengung habe ich heute aber nicht.
Ich prüfe die Route in meiner Wanderapp OutdoorActive. Der Lechweg verläuft durch Weißenbach (und zwar oberhalb weg vom Fluss), was mir auf der Karte nach einem großen Umweg aussieht. Inzwischen regnet es wieder ziemlich stark und ich lege meine Regenjacke an. Meinem Wanderbegleiter verrate ich, dass ich lieber unten im Tal lang spazieren will. So trennen sich unsere Wege auch schon wieder. Ich muss nicht um jeden Preis jeden einzelnen Kilometer auf dem Weitwanderweg gegangen sein!
An der Hauptstraße im unten Tal angekommen, entdecke ich eine Bushaltestelle. Ich schaue neugierig auf die Abfahrtstafel und stelle mit großer Freude fest, dass der Bus 110 in genau dieser Minute kommt. Sonst fährt er im Stundentakt. Der Bus verkehrt zwischen den Ortschaften Lech und Reutte entlang des Lechweitwanderweges.
Ich habe ziemliches Glück und der Bus kommt tatsächlich noch. Meine Lech Aktiv Card gilt für alle örtlichen Busse, sodass ich kein Busticket kaufen muss. Ich zeige die Karte dem Busfahrer und gut ist.
Ich weiß zwar noch gar nicht, wo ich hin muss, aber ich fahre einfach mal bis zur Endstation: dem Bahnhof Reutte. Von der Haltestelle dort wird sicherlich der Ortskern nicht weit entfernt sein. Beim Aussteigen frage ich den Busfahrer nach seiner Empfehlung für ein nettes Café. Ich bekomme einen Tipp und so spaziere ich zügig durch den Regen bis zum Café Knittel. Ich bestelle in der Konditorei heißen Kakao mit Sahne und Schokoladenkuchen. Das wärmt mich wieder auf! Für einen Donnerstagmittag ist hier ganz schön viel los. Alle Tische sind belegt. Das Café scheint sehr beliebt zu sein.
Bei Speis und Trank nutze ich die Zeit und stöbere in meinem Wanderführer und in den Karten, um mir einen Überblick zu verschaffen. Bald schon mache ich mich auf den Weg nach draußen in die entgegengesetzte Richtung. Denn ich muss wieder in die Richtung, wo der Bus hergekommen ist. Meine nächste Unterkunft liegt nämlich in Wängle auf der anderen Flussseite.
Wieder in Regenjacke spaziere ich Richtung Ehrenberg, wo auch eine Wanderroute für eine der Lech-Schleife ausgeschildert ist. Oft schon habe ich überlegt, ob ich nicht einen Teil davon erwandern kann, da dort nämlich verschiedene Burgen und Ruinen liegen. Und ich liebe ja alte Burgen und Ruinen.
In der Ferne sehe ich sogar schon eine Burg, die sehr mystisch im Nebel verschwindet. Kurz bevor ich am Lech ankomme, sehe ich eine Wandertafel, die die Lechschleifen-Wanderung (Burgenwelt Ehrenberg) anzeigt. Ich kann einfach nicht widerstehen! Es regnet zwar, aber gerade nicht mehr so stark.
Bis zur Burgruine Ehrenberg sollen es 70 Gehminuten sein. Ich werde einfach mal so weit spazieren, wie ich Lust habe – und dann wieder umdrehen.
Ich glaube, es sind gerade einmal 20 Minuten später, als es dann wieder stärker regnet. Ein paar Fotos habe ich eh schon gemacht und so wandere ich dann doch wieder zurück bis zur Hauptstraße am Flussufer. Über eine Brücke überquere ich den Lech. Dann führt ein langer Abschnitt geradeaus und bergauf.
Jetzt strömt es richtig – und ich bin komplett durchnässt. Das ist mir aber egal! Mit Musik in den Ohren habe ich beste Laune und spaziere zielstrebig Richtung meiner nächsten Unterkunft: dem Hotel LechLife. Von weitem sehe ich es bereits. Es ist das auffälligste und „höchste“ Gebäude im Umkreis.
Klatschnass checke ich an der Rezeption ein. Selten habe ich mich so sehr auf eine heiße Dusche gefreut. Das Hotel werde ich heute jedenfalls nicht mehr verlassen. Zum Glück gibt es ein Hotelrestaurant mit durchgehender warmer Küche.
Im Ort Wängle habe ich im Hotel Naturhotel LechLife ↗ übernachtet. Ich hatte ein sehr schönes großes Einzelzimmer mit Balkon und Ausblick auf die Berge im Nebel. Im Restaurant gab es eine große Auswahl an veganen Speisen. Es gab auch einen Wellnessbereich, den ich leider nicht genutzt habe. Aber von meinem Balkon hatte ich einen Blick auf das Indoor-Schwimmbad.
Meine 6. Etappe zusammengefasst
Jeder wandert in einem anderen Tempo und auch nicht immer auf dem gleichen Pfad. Zudem zeichnen Tracking-Apps die Daten unterwegs unterschiedlich auf. Die nachfolgenden Etappendaten habe ich mit der App Strava festgehalten.
- Schwierigkeit: Leicht
- Distanz: 29 km (inkl. 10 km Busfahrt und mit Teilen der Lechschleife Burgenwelt Ehrenberg)
- Gehzeit: 4 Stunden
- Höhenmeter: 220 m ↑ 220 m ↓
Sehenswürdigkeiten & Fotospots
Folgende Sehenswürdigkeiten und Fotospots liegen auf der sechsten Etappe – zwischen Stanzach und dem Etappenziel Wängle.
- Vogelbeobachtungshütte
- Forchach Hängebrücke
- Lechaussee
- Ruine Ehrenberg
- Highline179
- Festung Schlosskopf
Weitere Tipps
- Hubert war 2016 ↗ alleine auf dem Lechweg unterwegs und fasst hier seine Eindrücke der 6. Etappe zusammen
- Busfahrplan ↗ vom Wanderbus zwischen Lech und Elbigenalp
- Tracks zur 6. Etappe auf Bergfex ↗, OutdoorActive ↗
- Infos zur Lechtal AktivCard ↗ (nicht zu verwechseln mit der LechCard)
Hier geht’s weiter zu den Eindrücken der 7. Etappe am Lechweg.
Es freut uns, dass Du bei uns im Naturhotel LechLife übernachtet und Dich auch wohlgefühlt hast! Danke für diesen sehr lesenswerten und ausführlichen Bericht über den Lechweg! Echt toll! 👍🏼🔝✌🏼