Mit der 4. Etappe wandere ich auf dem Lechweg von Holzgau nach Elbigenalp. Auf dem Weg liegen einige Sehenswürdigkeiten: der Simmswasserfall und die längste Hängebrücke von Österreich.
Auf der 3. Etappe auf dem Lechweg wanderte ich von Warth nach Holzgau. Heute geht es weiter auf der Etappe 4 von Holzgau nach Elbigenalp.
Erfahrungsbericht der Etappe 4
Um 7:30 Uhr sitze ich in meinem Hotel am Frühstückstisch und freue mich auf die heutige Etappe, die mich von Holzgau nach Elbigenalp führen wird. Viel frühstücke ich nicht, da es mir beim Wandern ansonsten schwer im Magen liegen wird. Da es für heute Regen ansagt, lasse ich mir heute Morgen auch nicht viel Zeit. Schließlich will ich ja trocken am Ziel ankommen.
Um kurz nach Acht habe ich alles zusammengepackt und checke aus. Mein Reisegepäck wird (wie schon gewohnt) zu meiner nächsten Unterkunft gebracht. Ich bekomme die Lechtal Aktivcard ausgehändigt, die in meinem Zimmerpreis enthalten ist. Damit bekomme ich freie Eintritte und Vergünstigungen.
Ich spaziere durch den Ort Holzgau zurück zur Kirche – und folge dort dann der Beschilderung Richtung Simmswasserfall nach rechts.
Nur wenige Meter später sehe ich die längste Hängebrücke von Österreich, die kostenlos betreten werden kann. Sie misst eine Länge von 200,5 Metern und liegt 105 Meter über der Höhenbachschlucht. Unten vom Tal aus wirkt sie gar nicht so lang – und auch hochsieht sie nicht aus. Ein paar Menschen überqueren die Brücke gerade. Während ich gestern kaum Menschen getroffen habe, sind am heutigen Dienstag recht viele Leute unterwegs. Aber da die Sehenswürdigkeit die längste Fußgänger-Hängebrücke in der Nähe des Ortskerns Holzgau liegt, verschlägt es auch die Touristen her, die nicht weit wandern müssen. Aber erst einmal geht es für mich nun weiter unter der Brücke entlang Richtung angekündigtem Wasserfall.
Der Simms-Wasserfall liegt in der Nähe von Holzgau. Durch eine Sprengung wurde er im 19. Jahrhundert künstlich angelegt. Er ist etwa 30 Meter hoch.
Der Weg führt leicht bergauf. Der Wasserfall ist übrigens kein natürlicher Wasserfall, wie ich gehört habe, aber zweifelsohne ist er spektakulär. Auch wenn es bereits Mitte Juli ist, so nehme ich eine richtig dicke Schneeschicht wahr, unter der sich das Wasser durchbahnt. Ein beliebter Fotospot am Lechweg – und auch ich mache natürlich viele Bilder, die sehr unscharf werden, wie ich erst später bemerken werde.
Eine Schautafel zeigt die Route für den Erlebnisklettersteig Simmswasserfall Holzgau.
Der Weg zum Simmswasserfall hat sich auf jeden Fall gelohnt. Ich spaziere nun weiter zum Café Uta, das mit klassischer Lechweg-Markierung ausgeschildert ist. Beim Café angekommen zeigt eine weitere Beschilderung, dass zusätzliche 30 Minuten zur Hängebrücke führen. Ich sehe die Hängebrücke noch nicht, höre aber bereits das Murmeln der Menschen. Ich bin also fast schon da!
Direkt vor der Hängebrücke stehend, sieht sie beeindruckender aus als von unten. Ich traue mich für ein paar Meter auf die Brücke, die nach kurzer Zeit bereits zu wackeln beginnt. Ich halte Kamera und Handy fest in der Hand, da ich Angst habe, dass was hinunterfällt. 😀 Schwindelfrei bin ich nicht und Höhenangst habe ich auch. Und dann kehre ich eh nach kurzer Zeit wieder um. Ich muss sowieso einen anderen Weg einschlagen. Daher brauche ich die Brücke gar nicht zu überqueren. Glück gehabt!
Die Holzgauer Hängebrücke ist mit 200,5 Metern Länge die längste Seilhängebrücke in ganz Österreich, die kostenlos überquert werden kann. Sie liegt in Holzgau und verbindet auf einer Höhe von 105 Metern die Höhenbachtalschlucht. Im Jahr 2011 wurde sie fertiggestellt.
Und nun werde ich mich verlaufen. Weil die Beschilderungen hier bei der Brücke nur Richtung Holzgau zeigen, spaziere ich den ganzen Weg wieder hinab zurück bis zum Café Uta. Dort gibt es nur eine Beschilderung zum Wasserfall und zur Hängebrücke. Ich gehe also weiter gerade aus, da ich dort noch nicht war. So langsam habe ich aber das Gefühl, in die falsche Richtung zu gehen. Ich folge dem Fließgewässer aufwärts und sehe auf Google Maps, dass der Fluss gar nicht der Lech ist. Wo bin ich bloß?
Als ich mich erneut orientieren will, merke ich, dass ich meine Wanderkarten gar nicht in meinem Tagesrucksack dabei habe. Verdammt! Der Wanderführer, den ich mir für den Lechweg besorgt habe, ist blöderweise in meiner Reisetasche. Und die ist wahrscheinlich gerade auf dem Weg zur nächsten Unterkunft. Das mobile Internet hat gerade gar keinen Empfang und so spaziere ich zum dritten Mal am Café Uta vorbei, frage dort nun nach dem richtigen Weg in Richtung Bach.
Schade aber auch! Ich hätte tatsächlich bei der Hängebrücke weiter geradeaus gehen müssen, und zwar Richtung Holzgau; dann links halten über die Wiese.
Seit ich heute Morgen das Hotel verlassen habe sind es jetzt zwei Stunden später und ich bin immer noch in Holzgau. Wo ist bloß die Zeit geblieben? Ich bin eigentlich keine langsame Wanderin.
Endlich sehe ich das erste Schild, das nun weiter Richtung Bach führt. Und endlich bin ich auf dem richtigen Weg! Ab jetzt heißt der Weg Panoramaweg. Ich erkenne auch schnell warum: Der schmale Weg verläuft oberhalb des Lechs entlang eines Wiesenhangs und bietet einen Panoramaausblick auf die Tiroler Bergwelt.
Ich werfe einen letzten Blick zurück nach Holzgau und mache ein Foto von dem Panoramamotiv mit der schönen Ortskirche.
Irgendwann geht es wieder bergab zu einer imposanten Holzbrücke. Der Lechweg führt nur an der Brücke vorbei weiter geradeaus. Ich überquere sie nur kurz für ein paar Fotos. Dann folge ich dem Lechweg weiter Richtung Hexenkessel.
Der Himmel ist den ganzen Morgen schon ziemlich bewölkt und nun fängt es an zu regnen. Andere Wanderer tragen bereits Regenjacke. Da ich unter Bäumen gehe, fangen die Blätter die Regentropfen noch auf. Zum jetzigen Zeitpunkt brauche ich also noch keine Regenjacke.
Ich komme am Zwischenziel, dem Gasthaus Hexenkessel Gasthaus, an. Hier liegt die Talstation der Jöchlspitzbahn. Im letzten Hotel hat man mir empfohlen, mit der Seilbahn hinaufzufahren. Nun ist zwar sehr regnerisch, aber in einer geschlossenen Seilbahn zu sitzen, hat auch irgendwas Gemütliches. Immerhin können meine Füße dann eine Weile rasten, während ich im Trockenen sitze. Mit meiner Lechtal AktivCard habe ich freie Fahrt.
Beim Kassenbüro sagt man mir, dass gleich Mittagspause sei und das Restaurant oben am Berg geschlossen sein wird. So entscheide ich, nur kurz hochzufahren und gleich wieder die Bahn hinab zunehmen. So wäre ich um 12 Uhr oben am Berg nicht ‚gefangen‘.
Nun sitze ich also ganz alleine in der Seilbahn und bereue die Entscheidung schon bald! Es ist neben dem heftiger werdenden Regen nun auch nebelig und ganz schön stürmisch. Die Kabine wackelt hin und her und ich stelle mir das Schlimmste vor: Es ist noch nicht lange her, dass in Italien viele Menschen durch ein Unglück gestorben sind. Auch ich denke ans Abstürzen und überlege Alternativen, wie ich ohne Seilbahn zurück ins Tal kommen könnte. Bei Regen und Wind hinunterwandern wäre jedenfalls nicht lustig und würde Stunden brauchen. Da eine Forststraße in Serpentinen unter der Seilbahn verläuft, frage ich mich, ob ich nicht bei wem im Auto mit hinab fahren könnte. Alles ist mir lieber als mit dieser schaukelnden Seilbahn zu fahren!
Was für eine Erleichterung, als ich die Bergstation erreiche! Ich erkundige mich beim Personal, wie sicher das Fahren bei der aktuellen Wetterlage ist. Ein wenig belächelnd wird mir gesagt, dass da ’nix passieren‘ kann. Nach wenigen Minuten sitze ich also doch wieder in der Kabine und fahre hinab ins Tal. Der Mut ist wieder bei mir! Irgendwie fühlt sich die Hinabfahrt etwas entspannter an. Dennoch regnet es so stark, dass ich durch das Dach hindurch Regentropfen abkriege und meine Anziehsachen ganz nass werden.
Bald schon bin ich mit der Bergbahn wieder unten angekommen. Die Dame von der Kasse schaut mich etwas mitfühlend an und erwähnt, dass sie jetzt noch ganz schnell die Leute vom Berg hinab holen, da das Wetter noch schlechter wird. Ich renne zum Gasthaus Hexenkessel, um mich aufzuwärmen und zu warten, bis das stürmische Regenwetter vorüber ist.
Drinnen ist es voll und alle Tische sind bis auf einen besetzt. Seit ich auf dem Lechweg Tirol erreicht habe, sehe ich öfter Autos mit belgischem Kennzeichen und höre so manchen Menschen mit einem flämischen Akzent. So auch wieder bei dieser Einkehr. Was macht denn genau diese Region Tirols so attraktiv für Belgier? Ich werde es ein paar Tage später erfahren.
Endlich gibt es Germknödel mit Vanillesauce. Ich bestelle einen und wärme mich mit dieser Köstlichkeit auf.
So langsam wird der Himmel wieder blau und der Wind verschwindet. Ich setze meinen Weg nach Elbigenalp zügig fort, denn ich habe gerade mal die Hälfte der Strecke hinter mir. Später wird der Regen leider zurückkommen.
Ich wandere weiter Richtung Bach, das ich immer noch nicht erreicht habe. Es kommt eine Abzweigung, wo die Beschilderung mal wieder nicht eindeutig ist und mir die ausgeschilderten Orte nichts sagen. Wieder einmal ärgere ich mich, dass ich die Lech-Karten nicht im Rucksack habe. Auf den letzten Etappen haben sie mir oft zur Orientierung geholfen.
Ich spaziere nun an drei flauschigen Lamas vorbei, die gerade anderen Wanderern hinterherschauen.
Inzwischen regnet es wieder und ich überlege, ob ich nicht einfach mit dem Bus nach Elbigenalp fahre. Ich habe nämlich noch eine weite Strecke vor mir und bei Regen zu Wandern ist nicht so lustig. Irgendwann ist dann wieder Bach ausgeschildert und ich folge der Tafel bergab mit einem unsicheren Gefühl, ob ich überhaupt richtig bin.
Im Zweifelsfall, so denke ich mir, laufe ich im Tal einfach weiter in Fließrichtung des Lechs. Unten angekommen sehe ich dann endlich auch ein Schild, das mir den Lechweg nach Elbigenalp zeigt.
Eine Stunde soll die Ortschaft entfernt sein. Gefühlt brauche ich aber zwei Stunden, um dort anzukommen. Die Angaben gelten wohl eher für Läufer.
Der Weg führt hauptsächlich am türkisen Wasser des Lechs entlang, der gerade ordentlich mit Wasser gefüllt ist. Irgendwann erreiche ich eine Abzweigung, die mir den Weg nach Elbigenalp zeigt.
Morgen werde ich hier her wieder zurückkommen und den Weg am Wasser entlang fortsetzen.
Im Panorama Hotel angekommen fängt es dann richtig an zu gießen. Heute werde ich also nicht mehr viel machen. Ich freue mich auf eine heiße Dusche und auf mein Bett. Das war mein Tag. Gute Nacht!
In Elbigenalp habe ich im Hotel Panorama ↗, das familiär geführt wird. Über den Garten ist eine nette Sauna erreichbar.
4. Etappe zusammengefasst
- Schwierigkeit: Mittel
- Distanz: 20,9 km
- Gehzeit: 6 Stunden (mit Pausen und Verlaufen)
- Höhenmeter: 580 m ↑ 610 m ↓
- Ausrüstung: feste Wanderschuhe, Tagesrucksack mit Proviant und Minimum zwei Liter Wasser
Sehenswürdigkeiten und Fotospots
Folgende Sehenswürdigkeiten und Fotospots liegen auf der vierten Etappe zwischen Holzgau und dem Etappenziel Elbigenalp.
- Ortszentrum Holzgau
- Simmswasserfall (Holzgau)
- Längste Hängebrücke in Österreich (Holzgau)
- Jöchelspitzbahn
Weitere Tipps für Wanderkarten, Wanderbus etc.
- Hubert war 2016 ↗ alleine auf dem Lechweg unterwegs und fasst hier seine Eindrücke der 4. Etappe zusammen
- Busfahrplan ↗ vom Wanderbus zwischen Lech und Elbigenalp
- Tracks zur 4. Etappe auf
Bergfex, OutdoorActive ↗ - Infos zur Lechtal AktivCard ↗ (nicht zu verwechseln mit der LechCard)
Hier geht’s zur 5. Etappenbeschreibung.
Danke fürs Verlinken 🙂
Und nicht zu vergessen, in Elbigenalp gibt es auch die tolle Spirituosenbrenner Haussegen, die auch den Lechweg Kramat herstellt. Dort kann man eine schöne Vekostung machen!
Hallo Hubert,
gerne 🙂 vielen Dank für den Tipp mit der Spiritousenbrennerei.
LG, Janine