Ich war dabei! Und ich habe es tatsächlich geschafft, 1.300 Höhenmeter auf einer Strecke von 13 Kilometern zu bewältigen. Wie es mir beim Großglockner Mountain Run in Heiligenblut ergangen ist, erfährst du hier.
Das Berglauf-Event in Heiligenblut war für mich der zweite Laufwettbewerb auf einem Trail. Im Herbst des Vorjahres lief ich beim Trail Run Graz immerhin 350 Höhenmeter auf 10 Kilometern.
Angemeldet haben wir uns (zu zweit) etwa zwei Wochen vor der Veranstaltung. Wir waren uns nicht sicher, ob wir wirklich mitlaufen wollten. Die Unterkunft hatten wir schon fast ein halbes Jahr vorher gebucht, da der Aufenthalt in Heiligenblut eigentlich für einen anderen Zweck geplant war, nämlich für meine Buchrecherche für einen Wanderführer. Es war also viel wichtiger, vor Ort zu wandern als am statt am Berglauf teilzunehmen. Da die Teilnahme schon länger auf meiner Bucket-List stand und wir nun mal am selben Wochenende dort waren, fiel die Entscheidung dann doch noch (wenn auch kurzfristig) für den Mountain Run.
Auf den Großglockner Berglauf in Heiligenblut habe ich mich nicht gezielt vorbereitet. Dass ich die Kondition für so einen Lauf (theoretisch) mitbringe, ergibt sich aus den vielen Wanderungen mit vielen Höhenmetern, die ich privat und beruflich regelmäßig unternehme. Und wenn ich mal nicht wandere, dann laufe ich. Bei Stadtlaufevents bin ich schon oft angetreten und einen Halbmarathon bin ich vor zwei Jahren gelaufen. Allerdings immer ohne Trainingsplan. Denn ich laufe in erster Linie aus Spaß – und eine bestimmte Zeit zu erreichen, ist zweitrangig.
Von der Organisation der Veranstaltung her bin ich schwer begeistert. Auf der Website gab es alle Infos, nach denen man sucht. Die Einteilung in die Startblöcke erfolgte kurz vorher per E-Mail. Mein Freund war aufgrund seiner geschätzten Zeit in Block 1, ich mit meiner Schätzung von unter drei Stunden in Block 3. Vier gab es bei etwa 1.500 Teilnehmern. Die Startunterlagen haben wir am Vortag in Heiligenblut abgeholt.
Am Morgen entschied ich mich für eine lange Laufhose. In meinem Rucksack transportierte ich eine Regenjacke, ein langärmeliges T-Shirt und mein Smartphone mit Kopfhörern (falls ich unterwegs Musik hören wollte). Von unserer Unterkunft in Großkirchheim nach Heiligenblut waren es nur 10 Minuten mit dem Auto. Während der Fahrt schüttete es in Strömen. Der Schauer hörte auch nicht auf, als wir unser Auto auf dem Parkplatz abstellten und die Straße hinunter ins Ortszentrum spazierten. Den Plastiksack, in dem alle Läufer ihre Sachen verstauen können und der ihnen im Ziel wieder ausgehändigt wird, gab ich an der entsprechenden Station ab. Nur noch wenige Minuten bis zum Start um 9 Uhr.
Als Startblock 1 das „Goooo“ bekam, fing es wieder an zu regnen. Ein paar Mal wechselte ich zwischen: Regenjacke an – und Regenjacke wieder aus. Zwanzig Minuten später startete mein Block. Jetzt lief ich ohne Regenjacke los, auch wenn es wieder regnete. Das erste Stück verlief leicht bergauf auf Asphalt. Zu meiner Überraschung wechselten die meisten LäuferInnen um mich herum schon bald ins Gehen. Ich blieb zunächst bei meiner Laufbewegung, wechselte aber fast aus Gruppenzwang später auch ins schnelle Bergaufgehen.
Mit trockener Kehle (von der Aufregung vom Start) hechelte ich zur ersten Labestation, die nach weniger als vier Kilometern auf der Strecke lag. Wasser und Obst, wer möchte. Ich entschied mich aufs WC zu gehen, wo dann erst noch der Schlüssel für mich gefunden werden musste. Auch mein Brustgurt hatte sich gelöst und so verbrachte ich dann doch mehr Zeit an der ersten Verpflegungsstation – die Pause tat natürlich gut.
Irgendwann müssen die 1.300 Höhenmeter geschafft werden, also folgten sehr steile Anstiege. Niemand ist wirklich bergauf gelaufen. Inzwischen hatten es auch einige LäuferInnen geschafft, den nach uns gestarteten Startblock 4 zu überholen, was man an der Farbe der Startnummer erkennen konnte. Wirklich viel sehen konnte man wegen des Nebels nicht. Das Organisationsteam feuerte kräftig alle langsamen und schnellen Läufer und Läuferinnen an: „Du bist super, weiter so!“. An heiklen Stellen gab es ein Überholverbot und AufpasserInnen von der Bergwacht und vom Alpenverein achteten darauf, dass niemand vom Weg abkommt.
Durch das regnerische Wetter waren einige Hänge sehr rutschig. Zum Glück gab es auf der Strecke keine Stellen, an denen akute Absturzgefahr bestand. So folgten die nächsten Labe-Stationen, die uns mit Getränken und Obst versorgten. Besonders praktisch fand ich die Orangen, die man beim Laufen eine Weile im Mund behalten konnte und damit immer wieder mit Flüssigkeit versorgt wurde.
Je höher wir kamen, desto beeindruckender wurde die Umgebung. So mancher Berggipfel tauchte für kurze Zeit aus den Wolken auf. An einem wunderschönen Bergsee gab es eine weitere Verpflegungsstation. Mit meinem Smartphone machte ich ein paar Fotos von dieser Wahnsinnskulisse. Beim Verstauen im Rucksack bemerkte ich nicht, dass mir das Handy heruntergefallen war. Meine Sportuhr zeigte mir zwar an, dass die Verbindung zum Handy unterbrochen war, aber ich erkannte den Zusammenhang noch nicht. Erst als ich weitere Fotos machen wollte, bemerkte ich den Verlust. Ich kramte alles aus meinem Rucksack. Zum Glück erinnerte ich mich, auf welcher Höhe ich das letzte Mal fotografiert hatte und lief ein Stück zurück. Zum Glück wurde mein Handy schon gefunden und ich konnte weiterlaufen.
Die Landschaft wurde immer spektakulärer und der Großglockner-Gletscher kam zum Vorschein. Über rutschige Felsplatten ging es zur Abwechslung mal wieder bergab. „Das letzte Stück wird das anstrengendste“ sollte sich bewahrheiten. Fast senkrecht geht es die letzten 1,5 Kilometer dem Ziel entgegen. An dieser Stelle motivierten HelferInnen mit einem Lautsprecher, dass wir es bald geschafft haben. Die Franz-Josef-Höhe war von unten zu sehen und der Jubel von oben deutlich zu hören. Trotzdem glich der Aufstieg fast einer Kletterpartie.
Wie der Mountain Run begann, so endete er auch. Der Regen prasselte so heftig auf die Haut, dass es weh tat. Der Wind blies so stark, dass man aufpassen musste, nicht weggeblasen zu werden. Mir wurde übel und ich machte mehr Pausen, als ich mir vorgenommen hatte. Meine Uhr zeigte immer weniger Höhenmeter an, was mich aber auch motivierte weiter zu machen. Der Wechsel auf Asphalt zeigte an, dass es nur noch 20 Meter bis zum Ziel waren. Ich hatte es geschafft! Ich bekam eine Medaille und ein großes Handtuch umgehängt. Im Ziel gab es wieder Getränke und ein Raum weiter den wohlverdienten Kaiserschmarrn. Ich holte meine Tasche mit frischen Sachen und versuchte mit letzter Kraft, mich trocken anzuziehen. Frisch gestärkt ging es dann mit dem Shuttlebus zurück nach Heiligenblut.
Ich bin so froh darüber, an dem Event teilgenommen zu haben. Trotz – oder gerade wegen des Wetters – war dieser Berglauf sicher ein ganz besonderes Erlebnis.
Toller Artikel! Deine Beschreibung nehmen mich mit – auch wenn ich selbst nicht die Wandersfrau bin. Danke Dir 🙂