Wenn sich zwei Stadtführer zusammenschließen, entsteht ein Werk wie „111 Orte in Graz, die man gesehen haben muss“. Im folgenden Interview geben die beiden AutorInnen einen Einblick in ihr gemeinsames Buchprojekt.
Das Buch »111 Orte in Graz, die man gesehen haben muss«
- Teil der Serie: 111 Orte
- Buchtitel: 111 Orte in Graz, die man gesehen haben muss
- Umfang: 240 Seiten
- Herausgeber: Emons Verlag ↗
- Autoren: Daniel Strohrigl und Kerstin Hilsberg
- Erscheinungstermin: 17.10.2024
- ISBN: 978-3740820695
1. Wie seid ihr auf die Idee gekommen, ein Buch über 111 besondere Orte in Graz zu schreiben?
Daniel Strohrigl: Über eine Instagram-Bekanntschaft (Franz) kam die Idee auf. Ich wurde gefragt, ob ich Interesse hätte, das Buch mit ihm zu schreiben. Als er sich dann vom Projekt zurückzog, habe ich Kerstin gefragt, ob sie mit mir daran arbeiten möchte. Als Fremdenführer kennen wir ja viele besondere Orte in Graz.
2. Gab es bei der Recherche besondere Überraschungen – Orte, die ihr vorher selbst nicht kanntet?
Daniel Strohrigl: Ja, definitiv! Wir haben auch andere Menschen gefragt, welche Orte sie besonders finden, und waren überrascht, was alles in Graz zu entdecken ist. Ein Ort, den ich vorher nicht kannte, ist zum Beispiel die Kunst.wirt.schaft, die sich im ehemaligen Wohnhaus des Dramatikers Johann Nestroy befindet. Dort wird in einem besonderen Ambiente Schmuckkunst hergestellt, und die Gäste werden gleichzeitig kulinarisch verwöhnt.
Kerstin Hilsberg: Neu war für mich die unscheinbare Figur eines nur 40 cm hohen Feuerwehrmannes, der erst seit 2023 als Mahnmal auf die Synagoge blickt und an die Novemberpogrome des Jahres 1938 erinnert. Die Synagoge wurde damals von SA-Männern abgebrannt; die Feuerwehr achtete lediglich darauf, dass das Feuer nicht auf andere Gebäude übergreift.
3. Was macht Graz für euch so besonders im Vergleich zu anderen Städten?
Daniel Strohrigl: Eine Freundin hat einmal gesagt, Graz sei „kuschelig“. Es ist keine riesengroße Stadt, bietet aber eine beeindruckende Vielfalt an Geschichte, Kultur und Sehenswürdigkeiten. Die Renaissance-Architektur verleiht der Stadt ein südländisches Flair, und die Grazer lieben es, gut zu essen, dazu ein gutes Bier oder steirischen Wein zu trinken und in der Altstadt zu verweilen.
Kerstin Hilsberg: Graz hat eine lange Geschichte und zahlreiche historische Gebäude, die sehr spannend sind. Gleichzeitig ist Graz als Studentenstadt und UNESCO City of Design aber auch sehr jung und am Puls der Zeit.
4. Wie habt ihr die 111 Orte ausgewählt? Gab es Kriterien, nach denen ihr vorgegangen seid?
Daniel Strohrigl: Wir haben uns darauf konzentriert, was Graz für uns persönlich besonders macht. Es ging darum, Orte auszuwählen, die wir selbst mögen, die weniger bekannt sind und unsere Leser überraschen könnten. Aber auch bekannte Orte, wie das Landeszeughaus mit dem nackten, schlafenden Ritter auf dem Dach, haben wir aus neuen Blickwinkeln betrachtet. Viele Grazer kennen diesen Ritter gar nicht, obwohl er seit 2011 dort liegt.
5. Gibt es einen Ort in Graz, der euch besonders am Herzen liegt, den ihr aber nicht ins Buch aufnehmen konntet?
Daniel Strohrigl: Ja, auf jeden Fall! Es gibt mehrere. Ich liebe es zum Beispiel, in den Bücherläden der Stadt zu stöbern, obwohl es leider nur noch wenige gibt. Es war wirklich schwer zu entscheiden, welche Läden wir aufnehmen sollten. Auch das „Coffeeride“ am Franziskanerplatz ist eines meiner Lieblingscafés, das ich gerne im Buch gehabt hätte. 111 Orte sind für Graz eindeutig nicht genug!
6. Welcher der 111 Orte hat euch persönlich am meisten beeindruckt oder emotional berührt?
Daniel Strohrigl: Das ist eine schwierige Frage, die man nicht pauschal beantworten kann. Es hängt von der Stimmung ab. Wenn ich Ruhe suche, besuche ich wahrscheinlich einen der Aussichtspunkte in Graz. Habe ich Lust auf Kaffee und Kuchen, zieht es mich in ein Café oder Wirtshaus, und wenn mir nach Kultur ist, besuche ich ein Museum.
Kerstin Hilsberg: Beeindruckend ist zum Beispiel ein Rest der Stadtmauer, der hinter der Parkgarage Pfauengarten steht. Hier wird offensichtlich, wie gewaltig die Festungsanlage mit ihren bis zu 14 Meter hohen Mauer gewesen sein muss und doch kennen viele Grazer diesen Ort noch nicht. Wie Graz wohl wäre, wenn die Mauern noch stehen würden?
7. Wie lange habt ihr an dem Buch gearbeitet, und wie sah euer Prozess dabei aus?
Daniel Strohrigl: Wir haben fast zwei Jahre an dem Buch gearbeitet. Von der ersten Anfrage von Franz, ob ich mit ihm das Buch schreiben möchte, bis hin zur Recherche der Orte, dem Schreiben der Texte und dem Lektorat – es war ein intensiver Prozess, der viel Zeit und Energie gefordert hat.
Kerstin Hilsberg: Wir haben auch selbst fotografiert, was einige Zeit in Anspruch genommen hat. Das heißt natürlich auch, dass wir alle Orte während des Schreibprozesses selbst noch einmal besucht haben.
8. Was glaubt ihr, warum LeserInnen besonders von Graz und den Orten im Buch begeistert sein werden?
Daniel Strohrigl: Uns war es wichtig, sowohl die Grazer selbst als auch Besucher der Stadt anzusprechen. Wir haben viele eher unbekannte Orte beschrieben, aber auch bekannte, die wir aus neuen Perspektiven beleuchtet haben. Dabei wollten wir eine bunte Mischung aus Museen, kulinarischen Highlights, Einkaufstipps und der Natur rund um Graz bieten, sodass für jeden etwas dabei ist. Besonders wichtig war uns, die Einzigartigkeit von Graz in das Buch einfließen zu lassen.
9. Gibt es einen Geheimtipp oder einen versteckten Ort in Graz, den die meisten Einheimischen vielleicht noch nicht kennen?
Daniel Strohrigl: Ich bin immer wieder überrascht, wie viele Einheimische das Montan- und Werksbahnmuseum nicht kennen. Es liegt mitten in der Stadt, im Schloßberg, und nutzt die Tunnel, die im Zweiten Weltkrieg angelegt wurden. Es ist einer der flächenmäßig größten Orte, die wir im Buch beschreiben.
Kerstin Hilsberg: Manche Orte sind sehr bekannt, aber die wenigsten kennen ihre Geschichte. Das Haus Glockenspielplatz 7 ist vermutlich den wenigsten schon bewusst aufgefallen. Es gehörte im 17. Jahrhundert Elisabeth Katharina von Galler. Sie führte für eine Frau ihrer Zeit ein ungewöhnliches Leben: Sie heiratete dreimal, sicherte sich aber immer die Verfügungsgewalt über ihren Besitz. Dazu gehörte die Riegersburg, die sie zu einer gewaltigen Festung ausbauen ließ. Von ihrem dritten Mann ließ sie sich sogar scheiden.
10. Welche Projekte stehen bei euch als Nächstes an?
Daniel Strohrigl: Nach zwei Jahren intensiver Recherche, Interviews, Fotos und dem Schreiben der Texte freuen wir uns jetzt auf etwas ruhigere Tage. Wir haben als Fremdenführer aber weiterhin viel zu tun, denn immer mehr Touristen entdecken Graz und wollen mit uns die Besonderheiten der Stadt erleben.
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Offenlegung: Das hier vorgestellte Buch wurde mir vom Emons Verlag zwecks Interview mit den beiden AutorInnen zur Verfügung gestellt.