Die Insel Korsika ist ein wahres Wanderparadies und bietet für jeden Geschmack etwas. Von Küstenwegen bis zu Bergpfaden – bei dieser abwechslungsreichen Landschaft wird es auch nach der zehnten Tour nicht langweilig. Hier stelle ich dir lohnenswerte Wanderungen vor, die wir selbst unternommen haben.
1. Flusswandern im Fangotal
Das Fangotal ist nicht nur eine Top-Sehenswürdigkeit auf Korsika, sondern auch ein absoluter Besuchermagnet. Wahrscheinlich ist der Fango mit seinen Badegumpen sogar der bekannteste Ort für eine Flusswanderung auf der Insel und ist zudem sehr leicht zu erreichen. Um zu den Badestellen zu gelangen, muss man nicht einmal zu Fuß gehen. Denn der Fluss schlängelt sich direkt neben der Straße D351 entlang.
Es gibt mehrere Einstiegsmöglichkeiten, wie zum Beispiel vom Parkplatz bei der Brücke Ponte Vecchiu ↗ oder der Tuvarelli-Brücke. Zwischen beiden wandert man auf nördlicher Flussseite etwa vier Kilometer je Richtung. Hinter der zweiten Brücke kann man sogar noch einige Zeitlang weiterwandern. Badestellen gibt es immer wieder. Das Wasser ist mal seichter und dann wieder etwas tiefer, sodass man sogar schwimmen kann. Nach einer langen Trockenzeit ist entsprechend weniger Wasser im Becken.
Obwohl wir in der Nebensaison und unter der Woche vor Ort waren, erlebten wir einen Besucherandrang. Es bildete sich ein kleiner Stau auf dem Wanderweg. Der Pfad, der parallel zum Fluss verläuft, ist mäßig spannend und bietet nur ab und zu Ausblicke.
Alternatives Programm: Das Fango-Delta als Ausflugsziel liegt in der Nähe und ist sicher ebenso einen Besuch wert.
2. Halbinsel Revellata mit Leuchtturm
Ganz nah an Calvi liegt die Halbinsel Revellata mit einem unübersehbaren Leuchtturm. Bereits bei der Anfahrt fallen die vielen Wanderpfade ins Auge. Breite, steinige Wege und schmale Pfade schlängeln sich durch die Vegetation und führen teilweise an kleinen Stränden vorbei. Einige kostenlose Parkplätze ↗ liegen direkt an der Straße.
Selbst der kürzeste Weg zum Leuchtturm misst etwa drei Kilometer pro Richtung. Das erste Stück führt den Hang hinunter, allerdings muss man bis zum Ziel mit Gegenanstiegen rechnen. Es geht also immer bergauf und bergab. Anspruchsvoll ist dieser Ausflug nicht, weshalb man die Tour als ausgedehnten Spaziergang verstehen kann, der fantastische Aussichten auf das blaue Meer, die Oberstadt Calvi und die Berge dahinter offenbart. Für den Rückweg wählt man einfach einen der vielen anderen Wege. Schatten ist hier Mangelware, daher die Mittagshitze unbedingt meiden.
3. Calvis Hausberg Capu di a Veta
Die korsische Küstenstadt Calvi ist umgeben von mehreren Bergen. Einer davon sticht besonders hervor: Auf dem Gipfel des Capu di a Veta steht das Österreicherkreuz, das La Croix des autrichiens. Dieses wurde in den Sechziger Jahren von Urlaubern des Österreichischen Alpenvereins dort oben aufgestellt. Inzwischen ist es fester Bestandteil von Calvis Hausberg. Der kürzeste Weg startet bei der Wallfahrtskirche Notre Dame de la Serra.
Der Berg an sich ist in der Region ein beliebtes Wanderziel, wobei der Gipfelanstieg nicht überschätzt werden sollte. Der steile Aufstieg über Schotter und Felsen mit seilversicherter Passage erfordert Erfahrung im Bergwandern. Die Aussicht auf den Golf von Calvi und die Halbinsel Revellata ist atemberaubend. Es ist möglich, den Gipfel in einem Rundgang zu erklimmen. Da es unterwegs keine schattenspendenden Bäume gibt, empfiehlt sich eine Wanderung am frühen Morgen.
4. Felsloch Trou de la Bombe
Das Bavella-Gebirge ist ein wahres Wanderparadies, das lustigerweise auch die Korsischen Dolomiten genannt wird. Hier gibt es zahlreiche Wanderrouten, von leicht bis schwer. Eine anfangs einfache, dann etwas anspruchsvollere Tour zeigt das Beste der Region. Sie beginnt am Col de Bavella ↗ und endet an einem etwa 6 Meter hohen Felsloch, das über eine Kraxelei zu erreichen ist. Allerdings wird schon aus der Ferne ein spektakulärer Ausblick darauf geboten. In den Sommerferien stehen die Leute hier gerne Schlange, um ein Foto zu machen.
Wer noch nicht genug hat, wandert weiter zum Gipfel Punta Velaco, der ebenfalls über eine leichte Kletterpassage erklommen werden kann.
Hier kannst du alles zu unserer Wanderung zum Felsloch Trou de la Bombe nachlesen.
5. Forêt Bonifatu
Ein Naherholungsgebiet abseits der Küste ist der Forêt Bonifatu. Dieser Urwald befindet sich auf über 300 Metern über dem Meeresspiegel. Er ist über eine schmale Zufahrtsstraße zu erreichen.
Ausgangspunkt und Parkplatz ist die Auberge de Forret ↗. Von dort geht es dann auch direkt in den Wald hinein, entlang des Flusses. Je nach Regenphase sind die Fluss- und Bachbetten auf der Route mehr oder weniger mit Wasser gefüllt. Der Weg führt vorbei an einer Ruine und ein paar Male direkt durch das Flussbett. Bis zum Bonassa-Sattel (1.153 m) verläuft der Pfad fast die ganze Zeit durch den dichten Wald, leicht bergauf. Je höher man kommt desto heller wird es. Für ein kurzes Stück wird der Blick frei auf die umliegenden Berge, das Meer in der Ferne und das Flusstal ganz unten. Am Bonassa-Sattel ist es felsig rundherum und es kann windig werden. Der Rundweg führt bald wieder in den Wald hinein, immer wieder mit aussichtsreichen Passagen. Auch hier werden Flüsse und Bäche überquert. Um sich die letzte Querung zu schenken, kann man direkt zur Straße gehen und auf dieser das letzte Stück zurück spazieren.
Alternative Wanderungen: Es gibt weitere Möglichkeiten zum Wandern, die vom gleichen Parkplatz starten:
- Rundweg im Flusstal über die Figarella-Hängebrücke
- Weiter hinauf zur Carrozzu-Hütte
6. Durch das Tavignanotal
Eine echte Alternative zum Restonicatal ist das Tavignanotal, das sich ebenfalls im Hinterland von Corte befindet. Landschaftlich atemberaubend schlängelt sich der Tavignano durch die enge Schlucht. Der Wanderweg beginnt in der Nähe der Stadt, hinter der Zitadelle. Auf dem Höhenweg hat man immer wieder die markanten Bergspitzen und den Fluss im Blick. Am Ende erreicht man die Flusshöhe mit Bademöglichkeit. Der Weg ist ein alter Saumpfad und meist breit.
Hier kannst du alles zu unserer Wanderung oberhalb vom Tavignanotal nachlesen.
7. Ostriconi-Strand und Aussichtsberg
Einer der schönsten Strände Korsikas ist der Plage de l’Ostriconi. Er liegt an der oberen Westküste unweit von Saint-Florent und ist ein Ziel einer abwechslungsreichen Rundwanderung, die dorthin – und zu zwei optionalen Gipfeln – führt.
Die klassische Route führt zunächst auf die Cima a Forca (210 m) und dann auf die nur wenige Meter höhere Punta Liatoggiu (221 m) hinauf. Die zwei Gipfelaufstiege muss man nicht machen – oder man geht nur auf einen. Was in jedem Fall für beide Gipfel zutrifft: Es geht für ein kurzes Stück ziemlich steil bergauf und wieder bergab. Aus luftiger Höhe ist die Aussicht auf die umliegenden Berge, das Meer, Strand und Fluss ein wahrer Augenschmaus. Mit etwas Glück halten sich hier oben ein paar wilde Ziegen auf.
Nach dem gut zu gehenden Abstieg führt der Weg zum Meer mit Blick auf den Strand Ostriconi. Überall gibt es kleine Buchten mit Stränden. Auch der lange Strandabschnitt liegt im Blickfeld. Ein kurzes Stück entlang der Küste geht es zurück zum Ausgangspunkt ↗, mit bunten Blumen, bewachsenen Felsen und stacheligen Kakteen am Wegesrand.
8. Olettas Hinterland
Im Hinterland unterhalb des Cap Corse liegt das hübsche Dorf Oletta, wo es kostenlose Parkplätze ↗ gibt. Eine wenig begangene Wanderung führt auf gut markierten Wegen zunächst ein Stück durch den üppigen Wald. Vorbei an einigen Kühen geht es weiter bergauf, teilweise durch ziemlich dichtes Gestrüpp, das an den Beinen pikst. Der nächste Abschnitt führt unter freiem Himmel ziemlich steil den Bergrücken hinauf. Die Aussicht auf den Stausee (Lac de Padalu) und das dahinter liegende Meer ist traumhaft. Die Pflanzenwelt ist in voller Blüte und der Aufstieg duftet angenehm. Oben angekommen befindet sich ein Kreuz, das Croix de San Giovanni, im Blickfeld. Von hier aus kann man weiter zum Gipfel des Monte Zuccarello (955 m) aufsteigen – oder man folgt dem Rundweg direkt über die Straße hinunter.
Tipp für danach: Oletta ist ein malerisches Bergdorf. Es lohnt sich, etwas mehr Zeit einzuplanen und sich durch die versteckten Gassen treiben zu lassen.
9. Hundekopf in der Calanche
Die Calanches ist ein besonders markantes Gebirge im nördlichen Teil der Insel. Die D81 schlängelt sich an roten bizar geformten Felszacken vorbei. Hier in der Nähe liegt der Herzfels Korsikas (Le cœur de la Corse).
Vom Hundekopffelsen, dem Tête du Chien, führt ein kurzer und sehr abenteuerlicher Wanderweg zum Château Fort. Auch hierbei handelt es sich um einen Felsblock, der einer Burg ähnelt. Da es am Ausgangspunkt ↗ nicht viele Parkplätze gibt, empfiehlt es sich, sehr früh oder sehr spät anzureisen. Gewandert wird durch lichten Wald über einen steilen Pfad mit vielen Aufs und Abs und Ausblicken auf den Golf von Porto und ein rötliches Felsenmeer. Der Rückweg ist der gleiche. Eine besonders schöne Stimmung wird zum Sonnenuntergang geboten.
Alternative Wanderung: Eine etwas längere Rundwanderung führt auf einem alten Maultierpfad durch die Calanches.
10. Wald und Wasserfälle im Forêt d’Aitone
Evisa ist ein hübsches Bergdorf im Hinterland von Porto, direkt an der D84 gelegen. Ebenso gut erreichbar ist das angrenzende Waldgebiet Forêt d’Aïtone.
Es gibt mehrere Ausgangspunkte, zum Beispiel in der Ortschaft Evisa, für eine Wanderung durch den Wald zu den Wassergumpen. Ein relativ kurzer Wanderweg führt von einer Parkbucht an der D351 ↗ zu einer Aussichtsplattform mit Blick in die tiefe Schlucht und dann auf breitem Weg hinunter zum Fluss. Vor allem an heißen Tagen sind die Kaskaden von Antoine ein beliebtes und leicht zu erreichendes Ausflugsziel.
Wenn man nach rechts weitergeht, kommt man zu einer Hängebrücke. Es scheint aber keinen richtigen Rundweg zu geben, so dass der kürzeste Weg gleich zurück führt.
11. Golo-Runde in Albertacce
Der Golo ist der längste Fluss Korsikas. Und weil eine Wanderung am Wasser immer eine gute Idee ist, lohnt sich diese kleine Tour.
Der Startpunkt ↗ liegt auf der Straße D84 in Albertacce. Eine Umleitung (wie lange auch immer diese noch gültig ist) führt entlang der Straße, vorbei an der beeindruckenden Steinbrücke Pont Albertacce. In beide Flussrichtungen ist die Aussicht grandios. Nach einer Weile beginnt der Wanderweg auf der linken Seite (beschildert) und führt in die wilde, blühende Natur. Im Hintergrund zeigen sich spektakuläre Gipfel, wie das korsische Matterhorn (Paglia Orba, 2.525 m). Im Rücken liegt in der Ferne der Calaccicia Stausee. Eine recht neue Brücke führt über den Golo-Fluss. Abenteuerlich geht es über die Felsen hinauf, der gelben Markierung folgend. An einem größeren Felsen geht der Pfad weglos rechts hinab. Sobald das Rauschen lauter wird, ist der Fluss nicht mehr weit.
Da die alte Genueserbrücke leider zerfallen ist, ist der beste Weg direkt durch das Wasser. An heißen Tagen kühlen sich hier Ausflügler ab. Auf der anderen Flussseite führt der Wanderweg rechts weiter, leicht ansteigend, durch nicht weniger spektakuläre Landschaft mit Bergriesen im Hintergrund. Auch das letzte Stück bietet eine Portion Abwechslung. Mit etwas Glück grasen Kühe auf der Wiese und korsische Schweine verstecken sich in den Büschen. Zurück auf der Straße ist der Ausgangspunkt schon wieder erreicht.
12. Aussichtsberg Monte Calva
Ein wunderschöner Aussichtsberg, der kaum begangen wird, ist vom Ausgangspunkt Bocca d’Illarata ↗ an der D368 zu erreichen. Auf dem Monte Calva (1.381 m) steht ein Gipfelkreuz, nein, sogar zwei. Der Wanderweg ist nicht offiziell markiert, aber recht gut zu finden. Immer wieder weisen Steinmandl den Weg. Auf einem steinigen Pfad geht es ständig bergauf. Bizarre Felsen ragen in die Höhe. So mancher Stapel „Spielsteine“ erinnert an das Videospiel Tetris. Auch die Punta di u Diamante ist ein markanter Berg, der sich auf der gegenüberliegenden Seite des Passes erhebt. Der Aufstieg zum Monte Calva erfordert Konzentration. Über loses Gestein geht es nach oben, vorbei an einem unscheinbarem Felsloch.
Doch bis das Ziel in Sicht ist, dauert es noch eine Weile. Auch hier weisen Steinmännchen den serpentinenreichen Aufstieg durch enge Kurven. Oben angekommen gibt es zwei Gipfelkreuze und eine Schutzhütte. Der Rundblick aus dieser Höhe öffnet den Blick auf das Meer, die Bucht von Porto Vecchio, das Bavella-Gebirge und vieles mehr. Auch auf dem Nachbarhügel, der nicht weit entfernt ist, steht ein Kreuz. Tatsächlich sind sich die verschiedenen Wanderkarten (also die dort eingezeichneten Gipfel) nicht sicher, welcher der beiden nun der Monte Calva ist. Der Rückweg erfolgt auf dem gleichen Weg oder man kann etwas früher auf den etwas breiteren Weg wechseln.
13. Rund um die Punta di u Diamante
Der Gipfel der Punta di u Diamante (1.227 m) ist zwar nur etwas für erfahrene und gut ausgerüstete Kletterer, aber auch ringsherum erstreckt sich ein wahrer Abenteuerspielplatz voller lockender Felsen. Es ist, als hätte ein Riese Steine unterschiedlicher Größe verteilt auf den Boden geworfen. Dazwischen markieren Steinmandl einen inoffiziellen Wanderweg. Mit der Zeit wird es steiler, anspruchsvoller und noch spannender. Je höher man gelangt, desto mehr Ausblick wird geboten. In der Ferne ist auch das Meer zu sehen. Spätestens wenn es zu schwierig wird, sollte man zum Ausgangspunkt Bocca d’Illarata ↗ zurückkehren.
14. Zöllnerweg am Cap Corse
Natürlich darf auch eine Wanderung am Cap Corse nicht fehlen. Und da es dort ganz viel Strand und Genuesertürme gibt bietet sich der alte Zöllnerpfad wunderbar an, der entlang der Küste verläuft. Das Städtchen Macinaggio bietet sich wunderbar als Ausgangspunkt ↗. Der Hafenort ist in gut einer Fahrtstunde von Bastia entfernt.
Dem Weg der Zöllner (offiziell Sentier Douaniers) kann man an einem Tag bis Barcaggio wandern. Leider handelt es sich um keine Rundwanderung, das meiste der Strecke muss man daher gleich wieder zurück wandern. Der Großteil der Route verläuft direkt links neben dem Meer, vorbei an Traumständen. Ein Höhepunkt ist der schon ziemlich verfallene Genueserturm. An diesem Abschnitt und einen Strand weiter lockt es viele Wanderer zum Baden.
Hier kannst du alles zum Cap Corse Küstenwanderweg Sentier des Douaniers nachlesen.
Weitwandern auf Korsika
Neben dem bekannten Weitwanderweg GR20 gibt es einige Fernwanderwege mehr auf der Insel. Einige der hier vorgestellten Touren kreuzen zum Beispiel den Mare a Mare (von Meer zu Meer) oder Mare e Monti (Berge und Meer). Auf paradisu.de ↗ erfährst du mehr über die korsischen Fernwanderwege.
Die hier beschriebenen Wanderungen ersetzen keinen Wanderführer. Meine Buchempfehlungen für Korsika habe ich in einem eigenen Blogartikel zusammengefasst.
Kompliment. Selten (nie?) so eine gute Übersicht gesehen! Klicken, Parkplatz bei Google speichern, nochmal klicken, Route bei Komoot speichern. Einfacher geht nicht. Wow!
Lieben Dank, Tina. Dir eine schöne Zeit auf Korsika.