Ein willkommenes Kontrastprogramm zum quirligen Sarajevo bietet eine Wanderung in die umliegende Bergwelt. Südwestlich der bosnischen Hauptstadt lockt die Bjelašnica mit vielen Naturschönheiten. Unsere Tour könnte abwechslungsreicher nicht sein: Auf dem Weg liegen der Gipfel des Obalj, das malerische Dorf Lukomir und die Rakitnica-Schlucht.
Wir befinden uns in den Dinarischen Alpen, einem beeindruckenden Bergmassiv, das sich über sieben Länder zwischen Slowenien und Albanien erstreckt.
Unsere Route kreuzt den Fernwanderweg Via Dinarica, der durch mehrere Balkanländer führt. Sie durchquert beispielsweise das Velebit-Gebirge in Kroatien. Unsere Wanderung nach Lukomir ist die 32. auf der Route bzw. 7. Etappe in Bosnien und Herzegowina.
Es ist Anfang Februar und ich bin echt froh, dass das Wetter mitzuspielen scheint. Ich bin mit Guide Edin unterwegs, einem ausgebildeten Bergwanderführer aus Sarajevo. Vor uns liegen 16 Kilometer, für die wir etwa sieben Stunden brauchen. Das hängt natürlich davon ab, wie schnell wir gehen und wie lange wir Pausen machen.
Unsere Wanderung
Bereits bei der Anfahrt Auto komme ich aus dem Staunen nicht mehr heraus. Los geht’s. Nachdem wir das Auto abgestellt haben, gehen wir das erste Stück steil bergauf und blicken auf ein Bergdorf, das wir während der Fahrt gesehen haben.
Bald wechseln wir auf einen Wanderweg und tauchen in die wilde Natur ein. Der Weitblick ist unglaublich. Um uns herum erheben sich sanfte Bergkuppen, aber auch schroffe Felswände. Mit jedem Schritt wird die Aussicht noch eindrucksvoller. Da wir uns mitten im Winter befinden, passieren wir einige Schneefelder. Mit meiner Höhenangst fühle ich mich hier sehr wohl. Das Gelände ist steil, aber nicht absturzgefährdet. Exponierte Stellen gibt es glücklicherweise nicht.
Das letzte Stück zum Gipfel ist besonders eisig, aber mein Bergführer Edin hilft mir sicher hindurch. Für alle Fälle hat er Schneeschuhe an seinem Rucksack befestigt. Spoiler: Brauchen werden wir sie nicht.
Berg Obalj
Nach etwa sechs Kilometern stehen wir auf dem Gipfel des Obalj (1.896 m) und haben damit den höchsten Punkt der gesamten Tour erreicht. Ein beschrifteter Stein weist uns darauf hin, dass wir uns hier auf fast 1.900 Metern befinden. Der Obalj ist ein Gipfel des Bjelašnica-Gebirges, dessen höchster Gipfel 2.067 Meter misst und den gleichen Namen, also Bjelašnica, trägt.
Unser nächstes Ziel, das Bergdorf Lukomir, liegt vor uns. Links von der Siedlung erhebt sich ein imposanter Felsen, der Vijenac (1.496 m). Dahinter erheben sich noch andere faszinierende Berge mit steilen Felswänden. Danach geht es auf einem angenehmen Wiesenweg bergab. Eine willkommene Abwechslung.
Lukomir rückt immer näher und bald erreichen wir die Dorfstraße. Im Winter ist der Ort unbewohnt. Wir suchen uns ein Plätzchen für unser Mittagessen. Der Energiehaushalt muss schließlich wieder aufgefüllt werden.
Bergdorf Lukomir
Das Dorf Lukomir liegt auf einer Höhe von knapp 1.500 Metern an einem ganz besonderen Fleckchen Erde. Es gilt als das höchstgelegene und eines der abgelegensten Bergdörfer in ganz Bosnien. Wir finden hier große und kleine alte Steinhäuser und eine Moschee.
Es wird vermutet, dass der Ort bereits im Mittelalter besiedelt war, wie die Symbolik der Grabsteine vermuten lässt. Lukomir ist nur zwischen Frühling und Herbst bewohnt. Hier auf dem Plateau herrschen optimale Bedingungen für die Schafhaltung und die Weidewirtschaft. Inzwischen ist der Tourismus auch in Lukomir angekommen. In den Hütten kann man im Sommer einkehren und übernachten.
Man könnte noch den Vijenac besteigen und das Bergdorf aus einer weiteren Perspektive bewundern, aber da wir noch einen langen Rückweg vor uns haben, treten wir diesen bald an. Außerdem ist es im Februar doch recht kalt, um nicht zu lange an einem Ort zu rasten.
Der Rückweg führt uns unterhalb des Berges entlang und macht die Wanderung noch abwechslungsreicher. Ein paar Bäume und Sträucher stehen am Wegesrand, aber wir haben dennoch eine gute Aussicht. Rechts von uns liegt der beeindruckende Rakitnica Canyon.
Rakitnica Canyon
Hier haben wir es mit einem echten Superlativ zu tun. Der Rakitnica Canyon ist nach der Tara-Schlucht in Montenegro die zweittiefste Schlucht Europas. Der Canyon trennt die beiden Gebirgszüge Bjelašnica und Visočica voneinander. Kleine Wasserfälle stürzen in die Tiefe. Während unserer Wanderung hören wir zweimal in der Ferne auf der anderen Seite Hangrutsche. Sehen können wir aber leider nichts davon.
Wir wandern hauptsächlich bergab, haben aber auch wenige kurze Anstiege. Nach einer Weggabelung durchqueren wir ein weites Tal und haben wieder einen neuen Blick auf das Dinarische Gebirge. Ich komme aus dem Staunen nicht mehr heraus und da ich weiß, dass wir bald wieder zurück sind, mache ich noch ein paar Fotos mehr, um so viel wie möglich festzuhalten. Das letzte Stück geht es die schon bekannte Straße hinunter zum Auto.
Einfach nur wow. Die Landschaft ist einfach grandios – und kaum in Worte zu fassen. Ich bin so dankbar, diese atemraubende Region mit den vielen Schönheiten am Wegesrand kennengelernt zu haben. Und dankbar, dass Edin als Guide dabei war, sonst hätte ich diesen wunderschönen Ort in der Bjelasnica unweit von Sarajevo nie kennengelernt.
Die beste Zeit zum Wandern
Wer es warm, aber nicht zu heiß mag, dem empfehle ich den Frühling. Ende Mai soll es hier in den Dinarischen Alpen wunderschön blühen. Im Herbst dagegen verwandeln sich die Wiesen in einen roten Teppich, wenn die Schwarzbeeren verblühen und die grünen Blätter rot färben. Da das Bergdorf Lukomir zu den beliebtesten Ausflugszielen in Sarajevo gehört, ist es an schönen Tagen sehr gut besucht.
Wir waren im Februar unterwegs, in diesem Jahr mit relativ wenig Schnee, aber meiner Meinung nach eine gute Jahreszeit. Die Natur ist beeindruckend, unberührt und wild. Wir haben keinen einzigen Wanderer getroffen. Auch im Dorf war niemand, was das Ganze für mich noch interessanter machte.
Hast du Lust bekommen, das Bergdorf Lukomir zu besuchen? Bei Meet Bosnia Tours kannst du diese geführte Wanderung buchen ↗ und wanderst in einer Kleingruppe durch die wilde Bjelasnica in der Nähe von Sarajevo in Bosnien-Herzegowina.
Offenlegung: Dieser Blogbeitrag entstand in Zusammenarbeit mit Meet Bosnia Tours.
Hallo Janines
Es freut mich sehr dass ich dein vlog besuchen darf
Schöne Grüße aus Graz