Ein absoluter Geheimtipp sind die polnischen Karpaten, insbesondere das Bieszczady-Gebirge mit seinem Nationalpark. Die Region lässt Wanderherzen höher schlagen. Hier stelle ich dir meine sechs Wanderungen im Detail vor, die mir unvergessliche Momente beschert haben.

Wanderregion Bieszczady-Gebirge

Ganz im Südosten Polens liegt das atemberaubende Bieszczady-Gebirge. Ein höher gelegener Teil der Region wurde zum Nationalpark (Bieszczadzki Park Narodowy) erklärt und ist damit der größte Gebirgsnationalpark in ganz Polen. Die Hohe Tatra ist flächenmäßig kleiner. Das Bieszczady-Gebirge ist wiederum Teil der Waldkarpaten und des Karpatenvorlandes. Wer hierher kommt, taucht in absolute Wildnis ein.
Typisch für die Bieszczady sind die Połonina, das heißt die Ebene oberhalb der Baumgrenze, die von Hochgebirgswiesen geprägt ist und eine große Artenvielfalt beheimatet.
Für Naturliebhaber, die gerne durch Wälder, über Wiesen und auf Berggipfel wandern und sich von Panoramen verwöhnen lassen wollen, gibt es ein gutes Wanderwegenetz. Die Pfade sind gut markiert in gelb, blau, grün oder rot, so dass niemand befürchten muss, sich zu verlaufen.
1. Wanderung zur Berghütte Chatka Puchatka auf der Połonina Wetlińska
Warum du diese Wanderung machen solltest: Eine urige Berghütte ist immer ein schönes Ziel, um nach einem Anstieg wieder zu Kräften zu kommen.









Die Wanderung beginnt am Wyzna-Sattel (Przelecz Wyzna), wo sich ein großer Parkplatz befindet. Das Ziel ist die Berghütte Chatka Puchatka, die auf einem Hügel liegt. Der erste Teil der Wanderung startet mäßig steil. An einer Weggabelung hat man die Wahl zwischen rechts oder links. Beide Aufstiege sind gleich lang und führen bei der Hütte wieder zusammen. Der linke Weg führt über einen breiten, der rechte über einen schmaleren Pfad mit einigen Stufen. Beide Varianten sind steil.
Sobald du den Wald verlässt, siehst du die Chatka Puchatka Hütte schon vor dir. Du kannst überlegen, ob du noch weiter nach links auf die Polonina Wetlinska wanderst. Der Weg über die Hochgebirgswiese ist ein aussichtsreicher Höhenweg, den man fast endlos wandern kann. Der nächste Gipfel ist der Osadzki Wierch (1.253 m), weitere folgen.
Für den Rückweg kann man die jeweils andere Variante des Aufstiegs wählen.
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2. Wanderung im San-Tal zu einer Kirchenruine
Darum solltest du die Wanderung machen: Im San-Tal wanderst du fernab der Zivilisation in idyllischer Landschaft umgeben von Wiesen, Wäldern und Tümpeln.







Schon die Anfahrt zum Parkplatz ist ein kleines Abenteuer. Auf einer Schotterstraße geht es durch Schlaglöcher bergauf. Die Wanderung beginnt auf der Forststraße, der du bergab folgst. Nach Regentagen kann dieser Abschnitt sehr matschig sein. An einer Weggabelung folgst du den Wegweisern in Richtung Ruine. Schon hier hast du einen herrlichen Blick in das weite, wilde Tal. Dort, wo sich Baum an Baum reiht, schlängelt sich im Verborgenen ein Nebenfluss des San. Von allen Seiten zwitschern Vögel, überall grünt und blüht es. Und schon siehst du die Ruine einer alten Kirche. Sie steht auf einem Hügel, umgeben von einzelnen Bäumen, deren Kronen sich schützend über das nicht mehr vorhandene Kirchendach legen. Von hier aus kannst du beliebig weit wandern. Nach kurzer Zeit stößt du auf die breite San, die dem Tal seinen Namen gibt. Zurück geht es auf dem gleichen Weg.
Über den San: Der Fluss ist der sechstlängste in Polen und fließt teilweise an der polnisch-ukrainischen Grenze.
Hier findest du meine Aufzeichnung auf Komoot ↗.
3. Wanderung im Torfmoor über Holzstege
Darum solltest du die Wanderung machen: Du fühlst dich an diesem mystisches Moor fast wie im Märchen.



Ein echter Geheimtipp ist das Hochmoor Tarnawa im oberen San-Tal. Es handelt sich eher um einen kurzen Spaziergang, denn du bewegst dich hier ausschließlich eben auf Holzstegen. Vom Parkplatz aus gibt es zwei Varianten, eine links und eine rechts. Besonders geheimnisvoll ist das Hochmoor bei bedecktem Himmel. Du tauchst in einen einzigartigen Naturraum ein und kannst seltene Pflanzen und Tiere bestaunen, die hier einen besonderen Lebensraum gefunden haben.
Hier findest du meine Aufzeichnung auf Komoot ↗.
Wanderführerin Magda kennt das Bieszczady-Gebirge sehr gut. Sie arbeitet für zwei Nationalparks und nimmt Interessierte mit auf geführte Wanderungen. Ihre Kontaktdaten findest du auf ihrer Facebook-Seite ↗, auf Instagram ↗ oder auf ihrer Website ↗.
4. Gipfelwanderung zum Mala Rawka und Wielka Rawka bis ins Dreiländereck
Warum du die Wanderung machen solltest: Spüre den besonderen Grenzort im Dreiländereck Slowakei-Ukraine-Polen.




Vom Parkplatz aus beginnt die Wanderung gemütlich mit Blick auf den höchsten Berg, die Tarnica. Es folgt ein längerer steiler Anstieg durch den schattigen Wald. Über breite Stufen führt der Weg hinauf zum Gipfelplateau der Mala Rawka (1.271 m). Aussichtsreich wanderst du über den Kamm und erreichst bald den etwas höheren Gipfel der Wielka Rawka (1.304 m). Nach dem kurzen Abstieg geht es durch den Wald zum Ziel, dem Kremenec (1.221 m) am Dreiländereck Polen, Ukraine und Slowakei. Hier stehen Wegweiser mit weiterführenden Wanderwegen. Mehrere Bänke laden vor dem Rückweg zur einer Rast ein.
Tour auf Komoot ↗ | Tour auf OutdoorActive ↗ | Meine ausführliche Tourenbeschreibung auf den Mala Rawka
5. Gipfelwanderung über die Tarnica und Halicz
Warum du die Wanderung machen solltest: Auf dem höchsten Gipfel des Bieszczady-Gebirges muss man einfach gestanden haben.




Die kürzeste und einfachste Wanderung beginnt in Wolosate. Schon nach kurzer Zeit steigst du im Wald auf, den du erst wieder verlässt, als du einen Blick auf die Tarnica hast. Über zahlreiche Holzstufen erreichst du dein Ziel, das Gipfelkreuz der Tarnica (1.346 m).
Wer nicht den gleichen Weg zurückgehen möchte, nimmt den Rundweg Richtung Halicz-Gipfel. Auf einem aussichtsreichen Höhenweg überwindest du mehrere Gegenanstiege und unscheinbare Gipfel. Unterwegs gibt es Rastplätze und interessante Felsformationen, die geologischen Höhepunkte des Gebirges.
Auch auf dem Halicz (1.333 m) gibt es ein Gipfelkreuz und Holzbretter zum Sitzen. Bald geht es bergab und wieder in den Wald hinein, wo du auf einer Forststraße leicht bergab wanderst. Noch ein kurzes Stück entlang der Straße mit Blick auf die Tarnica und du bist wieder am Ausgangspunkt.
Tour auf Komoot ↗ | Tour auf OutdoorActive ↗ | Meine ausführliche Tourenbeschreibung über die Tarnica
6. Wanderung zur orthodoxen Kirche Łopienka
Warum du diese Wanderung machen solltest: Der Spaziergang ist ideal für jede Gelegenheit, selbst wenn die Zeit knapp oder das Wetter ungünstig ist.




Unweit von Cisna in Polanki ↗ beginnt die Wanderung zu einer bedeutenden orthodoxen Kirche, wo sich vor langer Zeit eine Siedlung befand. Auf einer Strecke von 2,5 Kilometern wanderst du abwechselnd auf der Straße und auf dem Wanderweg. Auf dem Wanderweg gibt es sogar einige steile aber kurze Anstiege. Am Wegesrand fließt die Lopienka, ein Nebenfluss der Solinka.
Sobald du einen Holzunterstand erreichst, bist du auch schon fast bei der orthodoxen Kirche angekommen. Nachdem du dich ein wenig umgeschaut hast, wanderst du wieder zurück, entweder auf dem Pfad oder auf der Straße.
Hier findest du meine Tour auf Komoot ↗.
Wandertipp: Lohnenswert ist auch eine Wanderung in die entgegengesetzte Richtung. Dort führt ein Wanderweg durch das Naturschutzgebiet Sine Wiry entlang des Flusses Solinka.
Anreise und Abreise
…nach Bieszczady
Von Wien aus fährt man durch die Slowakei und bei Palota über die Grenze nach Polen. Es gibt zei Möglichkeiten: entweder über Nitra und Banska Bystrica oder über die Hohe Tratra und die Zipser Burg.
Von Graz aus kann man entweder über die Slowakei oder Ungarn fahren. In beiden Ländern sind die Autobahnen mautpflichtig, weshalb es sich lohnt, über Wien weiter durch die Slowakei zu fahren.
…zu Ausgangspunkten
An allen Ausgangspunkten des Nationalparks gibt es genügend Parkplätze, die in der Regel gebührenpflichtig sind. An vielen Orten liegen aber auch Bushaltestellen. Da es in der Regel nur wenige Rundwanderwege gibt, sind Streckenwanderungen bei den Polen sehr beliebt.
Entweder organisieren sich die Wandergruppen so, dass sie ihre Autos praktisch dort abstellen, wo sie zurückfahren können. In der Hauptsaison stehen einige Busse zur Verfügung, die die Wanderer wieder dorthin zurückbringen, wo das Auto geparkt wurde, oder in die Ortschaften.
Übernachten in den Bieszczady



Städte sucht man hier vergeblich. Das bescheidene Cisna mit wenigen Hundert Einwohnern ist das touristische Zentrum. Es liegt am Rande des Bieszczadzki Park Narodowy. Aber auch in Smerek und Wetlina gibt es Unterkünfte.
Meine absolute Empfehlung ist ein Cottage, das etwa einen Kilometer vom Zentrum Cisna entfernt liegt. Das Przystanek Cisna ↗ hat sich auf vegetarische Küche spezialisiert und serviert sowohl zum Frühstück als auch zum Abendessen ausschließlich vegetarische Gerichte. Ich habe mich hier unglaublich wohl gefühlt. Das Haus ist urig und von der Veranda und der Terrasse blickt man direkt in den Wald. Die täglichen Schmuseeinheiten mit Katze und Hund waren Balsam für die Seele. Der Gastgeber spricht sogar sehr gut deutsch. Ich würde immer wieder hierher kommen und empfehle das Cottage in Cisna uneingeschränkt weiter. Hier kommst du zur Facebook-Seite ↗.
Tiere im Bieszczadzki Park Narodowy


Ich habe weder Bären noch Luchse oder Wölfe gesehen. Es ist wirklich so, dass kaum jemand diese Tiere zu Gesicht bekommt. Selbst meine Wanderführerin, die regelmäßig in der Natur unterwegs ist, hat nur einmal Bären gesehen, und zwar vom Auto aus. Die Tiere haben kein Interesse an Menschen und halten sich nicht auf den touristischen Hauptwegen auf. Bisons oder auch Wisente sollen hier frei leben, aber auch hier ist die Wahrscheinlichkeit für eine Sichtung äußerst gering.
Dafür habe ich einige Rehe getroffen, die gar nicht so scheu waren, wie ich es in den Alpen gewohnt bin.
Weitere Erlebnisse in der Region Bieszczady


Wenn du vor (oder nach) der Wanderung noch etwas Zeit hast, lohnt sich ein Besuch der folgenden Orte.
- Zum Pferde schauen: Eine ganz besondere Pferderasse sind die Huzulen, die hier zu finden. Die Huzulen gehören zu den Ponys und stammen aus den Ostkarpaten. Es gibt mehrere Gestüte und auch das Reiten ist möglich. Wir haben einen kurzen Halt in Tarnawa ↗ eingelegt.
- Orthodoxe Kirchen besichtigen: Wahre Schmuckstücke sind die Holzkirchen dieser Region, wie es ähnliche auch in der Slowakei zu finden sind. In den Bieszczady haben wir die St. Nicholas Kirche ↗ besucht.
- Kino mit Café besuchen: Das vielleicht abgelegenste Kino ↗ überhaupt liegt in Zatwarnica. Ein Besuch lohnt sich dennoch wegen der ganz besonderen Location in einem ehemaligen Gestüt. Zum Kino gehört ein im Sommer gut besuchtes Café.
- Bisons beobachten: Nicht jeder hat das Glück, Wisente in freier Wildbahn zu spotten. In Muczne ↗ gibt es ein großes Gehege mit einer Gruppe von Bisons.
Mein Fazit



Glücklicherweise konnte ich meinen Aufenthalt um zwei Tage verlängern, so dass ich eine ganze Woche im Karpatenvorland verbringen durfte. Das Angebot an Wanderwegen ist erstaunlich groß und die Wege sind vorbildlich markiert. Gerne wäre ich noch länger geblieben, denn ich hatte noch einige Pläne auf meiner Liste, wie zum Beispiel den Kruhly Wierch.
Das Cottage, in dem ich etwa eine Woche verbrachte, war der perfekte Ort. Ich erlebte absolute Herzlichkeit und das Essen war sooo gut. Die Suppen waren die besten, die ich je gegessen habe. Jeden Tag gab es etwas anderes.
Für wen ist das Bieszczady-Gebirge mit seinem Nationalpark geeignet? Wer die unberührte Natur fernab der Zivilisation sucht, findet hier sein Glück. An heißen Sommerwochenenden kann es jedoch voll werden, denn auch die Polen selbst verbringen hier gerne ihren Wanderurlaub. Mein Tipp: Mach eine Sonnenaufgangswanderung. Dann hat man die Gipfel wahrscheinlich für sich allein.
Da ich immer wieder auf den E8, den Europäischen Fernwanderweg, stieß, habe ich Lust bekommen, ihn irgendwann mal zu gehen. Er führt etwa 500 Kilometer durch Polen und heißt auch Beskiden-Hauptwanderweg (rote Markierung).
Hast du auch Lust auf diese wilde und authentische Region bekommen? Wenn du Fragen hast oder weitere Tipps brauchst, schreibe mir in den Kommentaren.
Offenlegung: Dieser Blogbeitrag entstand in Zusammenarbeit mit Poland Soul Travel ↗. Es gab keine Vorgaben. Die hier vorgestellten Inhalte habe ich mir komplett selbst ausgesucht.
Hallo Janine, habe eben etwas über diese Gegend Südostpolens recherchiert, die ich ca. 1974 mit dem eigenen Auto bereist hatte. Bin wieder drauf gekommen, weil ich eine längere fiktive Geschichte schreibe über eine Polinische Aerztin (als Kind aus Tarnov weggezogen)in der Schweiz, die in einem viel älteren Patienten eine neue männliche Heimat gefunden hatte. Und dieser Patient war eben damals im Bieschadygebirge und auf den Hochwiesen. Die Beiden machen diese Reise mit dem Geländewagen von ex Patient Karlheinz als seine letzte Reise bevor er überraschend stirbt. Einiges aus dieser Reise mag nicht ganz den Tatsachen entsprechen, wird aber in der Schweiz niemandem auffallen. Diese Geschichte zweier ganz ungleicher Menschen mit einer speziellen Liebe beinhaltet vieles aus meinem eigenen Leben. Wenn Dich die ganze Geschichte interessiert als pdf, sende mir Deine Mailadresse. Uebrigens war ich vor und nach 1989 oft in Osteuropa, zum 1. x 1969 mit dem Auto in der Tschechoslowakei bis in die Hohe Tatra und öfters auch in Rumänien vor und nach der Wende. Letztes Mal mit dem Geländewagen quer durch die Karpaten, teilweise auf verbotenen Strecken. Das Abenteuerlichste waren 2 Reisen mit dem Geländewagen vor vielen Jahren nach Albanien/Montenegro.
Viel Spass beim Reisen und herzliche Grüsse
Martin Frey aus 5734 Reinach Aargau. frey.m@bluewin.ch
Sehr spannende Landschaften, urig und unberührt! Sicher etwas, woran wir im deutschsprachigen Raum nicht sofort denken, wenn es um den nächsten Wanderurlaub geht. 😉
LG Christian
Das trifft es ganz gut. Gerade das macht die Region auch so wild und authentisch.