Ein Paradies zum Wandern. Das ist die Hohe Tatra. Der Nationalpark ist aufgeteilt zwischen der Slowakei und Polen. Von leicht bis anspruchsvoll – für jedes Fitnesslevel gibt es die passende Tour. Hier stelle ich wichtige Infos zusammen und teile unsere Erfahrung.
Auf unserer zweiwöchigen Slowakei-Rundreise war die Hohe Tatra eine von mehreren Stationen auf unserer Route. Wir waren auch in anderen schönen Regionen in der Slowakei wandern – und auch einige Städte haben wir besucht.
1. Seerunde am Štrbské Pleso
Toureninfos: 2,2 Kilometer / 20 Höhenmeter / 1 Stunde / Rundweg / Ausgangspunkt Štrbské Pleso
Keine richtige Wanderung, sondern vielmehr ein gemütlicher Spaziergang ist der Seerundweg am Štrbské Pleso (Deutsch: Tschirmer See). Es sind etwa 2,2 Kilometer, die flach einmal um das Gewässer herum verlaufen. Das Ufer ist zum Großteil unverbaut. Blicke auf die besonderen Hotelbauten sind wirklich herrlich. Ein Aussichtsturm und eine Skischanze schauen im Hintergrund weit über die Baumkronen empor. Länger als eine Stunde ist man hier nicht unterwegs.
2. Wanderung zum See Popradské pleso
Toureninfos: 14 Kilometer / 370 Höhenmeter / 3,5 Stunden / Rundweg / Ausgangspunkt Štrbské Pleso / Routenbeschreibung mit Karte
Von einem See zum anderen führt eine spannende Wanderung über 5 Kilometer. Es geht leicht bergauf, über Wurzeln und Stein. Das letzte Stück zum Popradské pleso (Deutsch: Poppersee) führt über einen panoramareichen Höhenweg. Fantastische Ausblicke gibt es auf die schroffen Gipfel der Hohen Tatra. Direkt am idyllischen Bergsee liegen zwei Hütten. Vom See kann man weiter zum nächst höheren See, also dem Großen Hinzensee, wandern oder auf den Ostrva (1984 m) Gipfel in Serpentinen hinauf.
Zurück führt der Rundweg um den Popradské pleso, vorbei am symbolischen Bergsteigerfriedhof. Über die Straße geht es angenehm bergab zum Ausgangspunkt.
3. Wanderung zum Schleierwasserfall
Toureninfos: 11 Kilometer / 390 Höhenmeter / 3,5 Stunden / Strecke / Ausgangspunkt: Štrbské Pleso / Routenbeschreibung mit Karte
Zu den beliebtesten Touren in der slowakischen Hohen Tatra zählt die zum imposanten Schleierwasserfall (Slowakisch: Vodopád Skok). Ein recht breiter Wanderweg führt über 5,5 Kilometer durch einen Bergwald leicht bergauf. Kurz vor dem Ziel wird es lichter und der Blick auf die beeindruckenden raue Landschaft wird freigegeben.
Am Wasserfall angekommen kann man noch weiter bergauf Richtung Pleso nad skokom wandern, wobei es dann deutlich anspruchsvoller wird. Zurück geht es daher also den gleichen Pfad.
4. Wanderung zum See Jamské pleso
Toureninfos: 14 Kilometer / 370 Höhenmeter / 3,5 Stunden / Rundweg / Ausgangspunkt Štrbské Pleso / Route mit Karte (Komoot) ↗
Eine weitere leichte, aber längere Tour ist die Wanderung zum Jamské pleso. Kaum merkbar bergauf führt der breite Wanderweg durch den Wald bis zum kleinen See, dem Jamské pleso.
Von dort würde eine anspruchsvolle Wanderung auf den Gipfel des Kriváňs.
Der Rundweg ohne Gipfel führt auf einem schmalen Pfad weiter durch den herrlichen Bergwald. Leicht bergab geht es über Brücken, vorbei an rauschenden Bächen, Aussichten auf die Bergwelt und zurück zum Ausgangspunkt.
Noch mehr Touren in der Hohen Tatra
Das Wandern in der ganzen Slowakei ist sehr abwechslungsreich. Ganz unterschiedliche Landschaften offenbaren sich je nach Höhenlage. Die Hohe Tatra ist alpin und rau.
Die Hohe Tatra gilt als kleinstes Hochgebirge der Welt. Hier liegen auf kleiner Fläche verhältnismäßig viele Berge, die über 2000 Meter erreichen. Das Gelände ist schroffer und zum Teil anspruchsvoller als in anderen Wanderregionen. Wenn man den Nationalpark besucht, kann man mit den folgenden Erscheinungen rechnen.
Wunderschöne Bergseen
Reizen tut die Hohe Tatra nicht nur mit ihren wundervollen Gipfeln, sondern auch mit zahlreichen Bergseen. Angefangen mit dem Štrbské Pleso. Dieser erinnert ein bisschen an den Pragser Wildsee in den Dolomiten. Denn auch auf dem Tschirmersee, wie er in Deutsch heißt, schwimmen ein paar bunte Boote auf dem kristallklaren Wasser. Besonders mystisch wirkt das Motiv, wenn die Wolken tief liegen. Familien und Paare posieren den Tag über am Ufer. Weitere sehenswerte Seen in der slowakischen Tatra, die du dir merken solltest:
- Skalnaté pleso (Steinbachsee)
- Veľké Hincovo pleso (Großer Hinzensee)
- Zelené pleso (Grünsee)
Leider scheint kein Wanderweg hinzuführen, aber der Zelene Krivanske pleso liegt wunderschön eingebettet zwischen den Felswänden. Zu bestaunen ist er vom Gipfel des Kriváňs.
Wer in der Hohen Tatra unterwegs ist, sollte also mindestens einen See zu Fuß ansteuern. Sowohl auf slowakischer als auch polnischer Seite gibt es zahlreiche Gewässer zur Auswahl.
Tosende Wasserfälle
Die vielen Seen werden durch das Schmelzwasser der Berge gefüllt. Dort wo das Wasser talwärts seinen Weg in den See finden, gibt es Bäche und Wasserfälle. Und was für Wasserfälle! Bereits vom Ort Štrbské Pleso kann man den imposanten Schleierwasserfall in der Ferne bestaunen. (Wir hatten einen direkten Blick von unserem Hotelzimmer aus).
Auch bei der Wanderung zum Popradské pleso genossen wir immer wieder Aussichten auf tief stürzende Wasserfälle. Auf vielen Wanderwegen geht man an rauschenden Bächen vorbei.
Gondeln und Sessellifte
In der Hohen Tatra gibt es Gondeln und Sessellifte, die beim Wandern ein paar Höhenmeter sparen können. Zum Beispiel in Štrbské Pleso gibt es welche.
Den höchsten Gipfel erklimmen
Die Gerlacher Spitze (slowakisch: Gerlachovský štít) ist mit 2655 Metern ist nicht nur der höchste Berg in der Hohen Tatra, sondern auch in den Karpaten und der gesamten Slowakei. Ein dreifacher Superlativ also!
ABER: Man darf den Berg nicht auf eigene Faust besteigen. Hier gilt, man muss sich einen ofiziellen Bergwanderführer mieten. Das geht zum Beispiel über das Tourismusbüro in Štrbské Pleso. Da es ein tägliches Limit an erlaubten Menschen am Gipfel gibt, sollte man also rechtzeitig um einen offiziellen Wanderführer bemühen.
Alternative: Auf slowakischer Seite ist der Kriváň ein beliebter und gut zu erreichender Gipfel. Er ist jedoch sehr anspruchsvoll. Die letzten Meter sind über Blocksteine zu meistern und man muss die Hände benutzen. Nicht desto wandern Hunderte Menschen mit Kindern und auch Hunden hinauf. Die Aussicht ist aber auch fantastisch.
Es gibt viele weitere Gipfel über 2000 Meter, die sich erwandern lassen, wie z.B. der Predne Solisko (2117 m) und der Rysy (2503 m). Von der slowakischen Seite soll der letztere einfacher zu besteigen sein. Vorausgesetzt, man ist erfahren im Bergwandern.
Bären
In slowakischen Wäldern leben Braunbären. Das gilt auch für das Gebiet Hohe Tatra. Bären bei einer Wanderung zu sehen, ist jedoch sehr unwahrscheinlich. Die Tiere fürchten Menschen und meiden eine Begegnung. Vor allem in der Hohen Tatra sind so viele Menschen unterwegs, dass die Geräusche der Menschen die Bären vertreibt. Alleine wandern tut man eigentlich nirgends. Manche Menschen haben zur Sicherheit eine Bärenglocke am Rucksack angebracht. In Kanada ist eine Begegnung mit Bären viel wahrscheinlicher.
Übernachten in der Hohen Tatra
Sowohl auf slowakischer als auch polnischer Seite gibt es Orte mit touristischer Infrastruktur. Sprich Hotels, Pensionen usw.
Wir haben uns für den Kurort Štrbské Pleso entschieden. Dort gab es ein kleines touristisches Zentrum, mit Supermarkt, Lokalen und Bahnhof. Die Anreise mit dem Zug wäre also auch möglich gewesen.
Große Hotels sind einige zur Auswahl. Airbnb findet man hier vergebens. Der Ort ist eher darauf ausgelegt, möglichst vielen Menschen zu beherbergen.
Unsere Unterkunft lag etwa zwei Gehminuten vom Zentrum und vom Bahnhof entfernt. Aus dem vierten Stock hatten wir einen spektakulären Ausblick auf die Hohe Tatra Berge. Da es sehr viel geregnet hat, wirkte die Stimmung mit den dunkelgrauen Wolken sehr mystisch. Ganz günstig ist es in der Hohen Tatra nicht, aber deutlich preiswerter als Urlaub in den Alpen.
Übernachtungstipp: In der Hohen Tatra schliefen wir vier Nächte in einem tollen Apartment mit Balkon und Weitblick. Das Hotel heißt APLEND Lake Resort ↗.
Als Alternative kann man auch in urigen Berghütten schlafen, zum Beispiel bei einer Mehrtageswanderung. In den folgenden Hütten kannst du dir ein Bett oder ein eigenes Zimmer reservieren:
Anreise in die Hohe Tatra
Einzigartig und vorbildlich ist der Nationalpark hinsichtlich Erreichbarkeit mit dem Zug. Dieser fährt täglich von ganz früh morgens bis spät abends. Die Preise sind ziemlich günstig. Eine Richtung mit der Bahn kostet gerade mal 1,50 Euro. Das Parken am Tag hingegen 10,- Euro. Da stellt sich die Frage eigentlich gar nicht, wie man anreist. Zumindest bei einem Tagesausflug.
Wir hatten in unserer Unterkunft einen kostenlosen Parkplatz inbegriffen. So wird es wahrscheinlich auch in den anderen Hotels sein. Wir haben unser Auto die vier Tage im Nationalpark stehen lassen, da wir unsere Wanderungen immer gleich vor der Haustüre gestartet haben.
Massentourismus
In den Sommerferien ist in der Hohen Tatra EINIGES los. Vor allem viele Slowaken verbringen hier ihren Urlaub. Immerhin ist es die einzige Region in der Slowakei mit Hochgebirge. Darüber hinaus kommen auch die Polen hierher, sowie Tschechen und Ungarn. Deutschsprachige konnten wir an einer Hand abzählen. Vielleicht besuchen sie die Hohe Tatra eher von der polnischen Seite?
Jedenfalls tummelt einiges im touristischen Zentrum. Der Großteil der Leute ist mit Wanderausrüstung ausgestattet.
Die Hotelhochburgen, wie man sie nennen kann und die vielen kostenpflichtigen Parkplätze geben zu verstehen, dass der Nationalpark für ganz viele Menschen ausgelegt ist.
Dass man inmitten des Nationalparks keine individuellen Airbnbs zum Vermieten anbietet, ist auch klar. Den Platz gibt es einfach nicht. Zudem darf man nicht vergessen, dass Nationalpark gleich NATURSCHUTZgebiet heißt.
Dass der höchste Berg der Slowakei nur mit einem Bergwanderführer begangen werden kann und auch nur eine begrenzte Anzahl an Personen pro Tag hinauf darf, könnte ein Hinweis darauf sein, dass sonst zu viele Menschen den Gipfelsturm wagen. Ich persönlich finde es vorbildlich, dies zu limitieren.
Die Wochenenden könnte man meiden, um es etwas ruhiger zu haben. Man könnte auch kurz vor oder nach den Sommerferien anreisen. Aber dann müsste man sich mit den Ferienzeiten der Länder Slowakei, Tschechien, Ungarn und Polen abstimmen.
Wanderführer für die Hohe Tatra
Den folgenden haben wir im Gepäck gehabt und haben uns für unsere Touren inspirieren lassen.
Häufige Fragen zur Hohen Tatra
Hier gibt’s noch ein paar Antworten zu oft gestellten Fragen zum Wanderurlaub in der Hohen Tatra.
Welche leichten Wanderungen gibt es in der Hohen Tatra?
Touren, die als leicht eingestuft werden können, sind zum Beispiel 1.) Seerunde am Štrbské Pleso, 2.) Wanderung zum Jamské pleso und 3.) Wanderung zum Schleierwasserfall. An den Wegweisern selbst findet man keine Einstufungen hinsichtlich Schwierigkeit, wie es dies im Alpenraum gibt.
Welche Sehenswürdigkeiten gibt es in der Hohen Tatra?
Die gesamte Hohe Tatra ist eine Sehenswürdigkeit für sich. Die vielen wunderschönen Bergseen sind lohnenswerte Ziele. Der symbolische Friedhof mit Kapelle am Popradskom Pleso ist ein ganz besonderer Ort.
In Štrbské Pleso sehenswert sind der riesige Aussichtsturm Veža snov und die Skischanze. Eine weitere Sehenswürdigkeit ist das Observatorium Skalnaté Pleso.
Gibt es Bären in der Hohen Tatra?
Ja, in der Hohen Tatra gibt es Braunbären. Sie sind neben Wölfen und Luchsen die größten Raubtiere in dieser Region und leben in den Wäldern und Berggebieten der Hohen Tatra in der Slowakei und Polen.
Wann ist die beste Reisezeit für die Hohe Tatra?
Die Hohe Tatra kann man zwar das ganze Jahr über besuchen: im Winter zum Schneeschuhwandern und Skifahren, im Sommer als Wanderurlaub. In den Sommerferien ist der Nationalpark am vollsten. Ideal ist also kurz davor oder direkt im Anschluss. Wochenenden lieber meiden. Juni oder September wären also geeignet für die Vorsaison.