Die größte Stadt der Schweiz hat einiges an Sehenswürdigkeiten zu bieten. Vieles liegt abseits der klassischen Touristenpfade. Im Reiseführer »111 Orte in Zürich, die man gesehen haben muss« stellt der Autor Oliver Zwahlen eine geniale Auswahl zusammen. Im Interview verrät er Details zum Buchprojekt und natürlich über Zürich.
Das Buch »111 Orte in Zürich, die man gesehen haben muss«
- Teil der Serie: 111 Orte
- Buchtitel: 111 Orte in Zürich, die man gesehen haben muss
- Umfang: 240 Seiten
- Herausgeber: Emons Verlag ↗
- Autor: Oliver Zwahlen
- Erscheinungstermin: 19.01.2023
- ISBN: 978-3-7408-1381-9
Worum geht es in deinem Buch?
Wie der Name schon verrät, geht es um 111 Orte, die man in Zürich gesehen haben muss. Wobei das jedoch – und das wird aus dem Titel vielleicht nicht sofort klar – nicht unbedingt die klassischen «Must-Sees» sind, sondern eher die kleinen, versteckten und bisweilen auch skurrilen Orte. Also eher so, wie wenn man einem Kumpel zuraunt: «Du, das musst du jetzt aber gesehen haben!»
Wer wird mit dem Buch nicht glücklich?
Ich hoffe natürlich, dass das Buch allen gefällt. Aber wer an einem halben Tag Zürich abhaken will, für den ist es vielleicht tatsächlich nicht so gut geeignet. Zum einen, weil das Buch daran erinnert, wieviel man bei so einem Schnelldurchlauf verpasst, zum anderen aber auch, weil es den Blick auf die Details lenkt, die man bei einem oberflächlichen Besuch vielleicht gar nicht sehen möchte. Ideal ist es meiner Meinung für Leute, die mehrmals nach Zürich kommen oder zum Beispiel für die Arbeit in die Stadt ziehen.
Wie kam es zu deinem Zürich-Buchprojekt?
Ich hatte kurz zuvor ein China-Reisebuch ↗ veröffentlicht und wurde daraufhin angefragt, ob ich nicht auch einen Zürich-Reiseführer machen wollte. Dazu muss ich sagen: Bisher haben mich ferne und exotische Reiseziele immer mehr fasziniert als die Schweiz. Aber wegen der unsicheren Lage rund um Corona war mir diesmal die Entscheidung leichtgefallen, mich doch einmal auf die eigene Heimat zu konzentrieren.
Wie lange hat die Recherche deines Reiseführers gedauert?
Alles in allem ein bisschen mehr als ein Jahr.
Was war dein größtes Learning während deines Buchprojektes?
Das finde ich schwer zu beantworten, weil ich vor allem viele kleine Dinge gelernt habe. Zum Beispiel wie früher die Abwasserentsorgung bei den Toiletten funktionierte oder wieso die Stadt so eine magische Anziehung auf Literaten aus dem ganzen deutschsprachigen Raum hatte. Aber müsste ich das alles in einem einzigen Satz zusammenfassen, dann würde ich vermutlich sagen, dass ich festgestellt habe, dass mich Lokalgeschichte viel mehr interessiert als bisher gedacht.
Welche Stadt in der Schweiz ist, abgesehen von Zürich, deine liebste?
Bei den kleineren Städtchen gibt es jede Menge wundervolle Orte. Ich war vor ein paar Tagen wieder einmal in der Tessiner Kantonshauptstadt Bellinzona und finde den Ort mit seinen drei Burgen unglaublich schön. Oder auch Fribourg mit der malerischen Altstadt, Solothurn mit den Barockhäusern, Greyerz mit dem Schloss. Und ein ganz grosser Fan bin ich auch von den hübschen Engadiner Dörfern wie Sent, Guarda und so weiter. Aber schon allein wegen der unterschiedlichen Grösse lassen sich alle diese Orte kaum mit Zürich vergleichen.
Wenn es 111+1 Orte gewesen wären, welchen hättest du noch mit aufgenommen?
Eigentlich bin ich mit der Auswahl recht zufrieden. Es gibt ein paar Orte, die ich aufgrund der thematischen Mischung nicht gewählt habe. Am schwersten fiel mir die Entscheidung vielleicht beim Zentralhof an der Bahnhofstrasse. Das ist ein ziemlich versteckter Innenhof, der früher das Zentrum des Postkutschenverkehrs bildete und wo man heute in einem Restaurant was trinken kann. Aus jeder Zeit gibt es noch einen sehr schönen Brunnen und – was wohl den wenigsten auffällt – auf dem Platz findet man auch den ältesten Gulli-Deckel der Stadt.
An welchem Ort warst du selbst am häufigsten?
Über mein ganzes Leben gesehen vermutlich im Landesmuseum. Denn da war ich schon als Kind ein paar Mal. Im schlossartigen Bau direkt neben dem Bahnhof gibt es aber auch unglaublich viel zu sehen, wie zum Beispiel das vermutlich älteste noch bestehende Rad. Und mit den zahlreichen Wechselausstellungen hat man sowieso immer mal wieder einen Grund, den Ort zu besuchen.
Welche ist die schönste Jahreszeit in Zürich?
Ganz klar der Sommer. Dazu muss man wissen, dass es in Zürich eine unglaubliche Fülle an Bademöglichkeiten gibt: ein naturnaher Badesee, mehrere historische Badehäuser im Fluss, ein vom vermutlich bekanntesten Schweizer Schriftsteller entworfenes Freibad. Wer sich im Sommer abkühlen will, hat eine ziemlich grosse Auswahl.
Welches Fest darf man in der Stadt als Tourist nicht verpassen?
Objektiv betrachtet vermutlich die Street Parade, die weltweit grösste Techno-Parade mit über hunderttausend tanzenden Besuchern. Persönlich mag ich es aber lieber etwas ruhiger und gemächlicher, weshalb ich eher die «Food Zürich» empfehlen würde. Bei dem mehrtägigen Festival im Herbst, das den kulinarischen Genüssen gewidmet ist, findet man an zahlreichen Ständen jede Menge Leckereien aus aller Welt.
Was sind deine drei Lieblingsorte in Zürich?
Am meisten hat mich der Bruno-Weber-Park überrascht. Der inzwischen verstorbene Künstler hatte sein Atelier auf einem Waldgrundstück am Rand von Zürich in einen bizarren Figurenpark mit fliegenden Drachen, bellenden Stühlen und ganz viel mehr verwandelt. Ich wollte mir das eigentlich nur kurz anschauen und bin dann den ganzen Nachmittag geblieben, weil es einfach so viele skurrile Details zu entdecken gibt. Gut gefallen hat mir auch die Weinbar «Oepfelchammer», deren Inneneinrichtung seit über 200 Jahren gleichgeblieben ist. Und ganz toll fand ich den Ausblick von der Alten Sternwarte. Nicht unbedingt in den Himmel – denn der war bei meinem Besuch bedeckt – sondern auf die Altstadt.
Gibt es Orte in Zürich, die du lieber für dich behältst?
Ich bin grundsätzlich kein grosser Fan davon, «Geheimtipps» für sich zu behalten. Erstens bezahlen die Leser ja genau dafür, zweitens denke ich, dass es für alle besser ist, wenn sich der Tourismus besser verteilt. Es gab allerdings Orte wie etwa eine Sauna am Zürichsee, die mich gebeten haben, sie nicht zu erwähnen. Ganz einfach deswegen, weil der Andrang jetzt schon so hoch ist, dass sie regelmässig Gäste abweisen müssen. Da fand ich es dann auch nicht sinnvoll, solche Orte zu erwähnen.
Welches Projekt steht bei dir als Nächstes an?
Im Herbst erscheint mein nächstes Buch, in dem es um dunkle und verlassene Orte in der Schweizer Bergwelt geht. Auch ein unheimlich spannendes und vielseitiges Projekt, bei dem ich viel lerne.
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Schau doch auch mal auf Olivers Reiseblog Weltreiseforum ↗, auf seinem Instagram-Account ↗ oder der Facebook-Seite ↗ vorbei.
Offenlegung: Das hier vorgestellte Buch wurde mir vom Emons Verlag zwecks Interview mit dem Autor zur Verfügung gestellt.
Lies auch: Mit dem Nightjet von Graz nach Zürich – Unterwegs mit dem Schlafwagen der ÖBB.
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Mein Städtetipp: Alle Infos und meine Tipps zum vielseitigen Sarajevo findest du im Beitrag hier!
Sehr schönes Interview. Ich musste bei dem Satz „Ich bin grundsätzlich kein grosser Fan davon, «Geheimtipps» für sich zu behalten.“ etwas lachen, weil ich auch mal in einem Radiointerview einen Geheimtipp in Berlin verraten habe. Der lag allerdings 1,5km von der S-Bahn entfernt und ist weiterhin ein Geheimtipp, weil keiner soweit laufen will. Das sind tatsächlich meist die besten Orte 🙂
Dabei sind 1,5 km gar nicht mal so weit, vllt. ein Fußweg von 20 Minuten. Klasse Fun Fact!