Warum lohnt es sich, in Österreich (nicht nur am Wochenende) Grenzen zu überschreiten? Und welche Erlebnisse kann man an den Grenzen zu den acht Nachbarländern mitnehmen? Brigitte Huber stellt ihren Reiseführer zu Österreichs Grenzen vor und beantwortet im Interview Fragen zu den besonderen Orten.
Das Buch »Am Rand vom Land: Eine Entdeckungsreise an den Grenzen Österreichs«
- Teil der Serie: Rundumadum
- Buchtitel: Am Rand vom Land: Eine Entdeckungsreise an den Grenzen Österreichs
- Umfang: 264 Seiten
- Herausgeber: Kral-Verlag ↗
- Autorin: Brigitte Huber
- Erscheinungstermin: 17.05.2022
- ISBN: 978-3991030102
Fragen an die Autorin Brigitte Huber
Worum geht es in deinem Buch?
Mein Buch ist ein kleiner „Reise-Verführer“ bzw. Ausflugs-Guide für die oft nicht so bekannten Ecken unseres schönen Landes. Ich habe dafür die Grenzregionen Österreichs besucht und bin neben vielen wunderschönen Ausflugszielen auf viele „stille feine Ecken“ – aber auch ein paar Geheimtipps – gestoßen.
Wer wird mit dem Buch nicht glücklich?
Wer eine schnelle Liste der Top-10-Ausflugsziele Österreichs sucht, sollte sich lieber einen anderen Reiseführer suchen. Bei meinem Buch geht es viel eher darum, unbekannte Plätze aufzustöbern, die nicht auf Jedermanns To-Do-Liste stehen. Wer neugierig ist und Österreich einmal ganz anders kennenlernen möchte, wird sehen: Es findet sich total Spannendes im Grenzraum!
Wie bist du zum Schreiben des Reiseführers gekommen, der zu Österreichs Grenzen führt?
Ich habe mich danach selbst oft gefragt, wie ich auf die verrückte Idee kommen konnte, die Grenzen Österreichs zu bereisen. Am Anfang ging es ja noch leicht von der Hand: Ein paar Tagesausflüge im Osten Österreichs lassen sich schnell unterbringen, wenn man im Großraum Wiens wohnt. Spätestens nach dem ersten Drittel habe ich dann gemerkt, dass eine Tour rund um Österreich dann doch „etwas“ mehr Zeit in Anspruch nimmt als ursprünglich gedacht. Warum das Ganze? Wahrscheinlich deshalb, weil ich ganz im Nordosten Österreichs, direkt an der Grenze zum Eisernen Vorhang, aufgewachsen bin und mich Grenzräume immer fasziniert haben.
Welches war dein Lieblingsnachbarland als du ein Kind warst?
Eine interessante Fragestellung, an der man merkt, dass das Thema „Eiserner Vorhang“ für dich wahrscheinlich keine solche Bedeutung hat wie für mich. Denn: Als Kind bestand mein „Nachbarland“ gefühlt aus der Tschechoslowakei und Ungarn. Die viel einladenderen Länder Deutschland, Italien & Co waren zu einfach zu weit entfernt. Meine unmittelbaren Nachbarregionen waren aber bis zu meinen Teenagerjahren für mich verbotenes Terrain, und selbst nach der Öffnung der Grenzen blieb das Land hinter der Grenzlinie eine Terra Incognita. Was mich bei meiner Grenztour überrascht hat, ist dass sich heute noch so viele Erinnerungsstätten und Vertriebenendenkmale im Grenzsaum befinden, die auch heute noch an die damalige Zeit der Trennung erinnern.
Bei welcher Grenzüberquerung versetzt es dich heute am schnellsten in den Urlaubsmodus?
Eine einfache Antwort: Italien.
An welcher Grenze war am meisten los?
Hm, natürlich könnte ich da jetzt z.B. die LKW-Transitroute Linz-Prag am Grenzübergang Wullowitz nennen. Aber viel mehr hat sich für mich der Grenzübergang am Staller Sattel in Osttirol ins Gedächtnis eingebrannt. Ein so faszinierender Grenzübergang, dass ich ihn sogar ein zweites Mal – dieses Mal mit meinem Lebensgefährten im Schlepptau – besucht habe. Denn beim Übergang vom Osttiroler Defereggental ins Südtiroler Antholzer Tal ist auf 2.052 Metern Höhe „Anstellen angesagt“: Die Fahrt ins Nachbarland ist nämlich nur zur vollen Viertelstunde gestattet, da es sich um eine einspurige Straße handelt. Da stellen sich die Autos, Motorräder und Fahrräder schon mal in einer Wartespur auf, um sich danach hintereinander aufgefädelt die Serpentinen hinunterzuschlängeln. Ein echtes Spektakel, das mich wirklich sehr amüsiert hat!
Welche Grenze wirkte am abgeschiedensten?
So habe ich ganz viele Regionen auf meiner Tour erlebt. Vor allem dort, wo im Grenzsaum des Eisernen Vorhangs ganze Siedlungen zerstört wurden, hat sich die Natur bis heute erhalten können. Man denke an so unberührte Landschaften wie den Moldaustausee oder das „Tschechische Kanada“ in Böhmen. Aber auch die vielen Flusskilometer an March und Mur, die ich radelnderweise erkundet habe, sind mit ihrem besonderen Flair kaum zu übertreffen. Und auch jeder Bergpass kann zu einem „Tal“ der Abgeschiedenheit werden (wenn man nicht gerade im Zillertal unterwegs ist 😉 ).
Welche Grenzüberquerung war die überraschendste für dich?
Eine Überraschung haben wir bei unserer Wanderung im Südtiroler Ahrntal erlebt. Wir wollten den nördlichsten Punkt Italiens besuchen und dachten, dass uns im „Stachel“, der hier nach Osttirol hineindrückt, eine abgeschiedene Gegend erwarten würde. Ganz im Gegenteil: Im italienischen Ferienmonat August war hier im Norden Südtirol die Hölle los! Gefühlt tausende Italiener waren neben uns gerade auf Erkundungstour zu einem der Eckpunkte ihres Landes unterwegs 😉 Aber auch das Kleinwalsertal hat sich nicht als das abgeschiedene Tal, das ich bis dato mit einer „Exklave“ assoziiert hatte, entpuppt. Man lernt eben nie aus.
Und welche Grenze wird dir am längsten in Erinnerung bleiben?
Eine schwere Frage. Ich habe eigentlich alle Grenzregionen lieben gelernt. Ob abgeschiedene Flecken, die man wirklich nur dann besucht, wenn man sich wie ich aufgrund einer vorgegebenen Route in die Gegend verirrt. Oder unglaublich faszinierende Bergpässe und Gebirgslandschaften, die man im Süden und Westen des Landes zuhauf findet. Oder die schönen Städte im Grenzsaum, die oft eine interessante Geschichte von Teilung und Wiedervereinigung zu erzählen haben: Die gesamte Tour war einfach äußerst spannend. Ich habe Österreich dabei so intensiv kennengelernt, wie ich es als normaler Ausflügler wohl nie geschafft hätte.
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Offenlegung: Das hier vorgestellte Buch wurde mir vom Kral-Verlag zwecks Interview mit der Autorin zur Verfügung gestellt
Vielen Dank, liebe Janine, für deine Neugier auf Österreichs Grenzen (und diese wunderbare Seite)!