Wenn du an Flandern denkst, was kommt dir als Erstes in den Sinn? Etwa die Städte Brügge, Gent oder Antwerpen oder die Nordseedünen? In diesem Artikel zeige ich dir Orte in Flandern, die du vielleicht noch nicht auf dem Schirm hast – und was du dort draußen erleben kannst, abseits der üblichen Pfade.
1. Die Stadt Leper zu Fuß entdecken




Leper, auch bekannt als Ypern, ist eine Stadt mit eigenem Charakter. Ihr Wahrzeichen sind die imposanten Tuchhallen – ein über 130 Meter langes Gebäude mit einem 70 Meter hohen Turm. Sie zählen zum UNESCO-Weltkulturerbe und prägen zusammen mit weiteren markanten Turmspitzen das Stadtbild von Westflandern.
Nimm dir Zeit, um durch die Straßen zu schlendern und die historischen Häuserfassaden zu entdecken. Alles ist bequem zu Fuß erreichbar. Ein Abstecher in den Hamiltonpark und ein Spaziergang entlang der Kasteelgracht lohnt sich ebenfalls. Leper liegt nur etwa 20 Fahrminuten von der französischen Grenze entfernt.

Unterkunftstipp: Das B&B Wellness Yoake befindet sich in einer Stadtvilla aus dem 19. Jahrhundert, etwa zehn Gehminuten vom Bahnhof entfernt. Das Bed & Breakfast verfügt über vier Zimmer.
2. Mit dem Packraft unterwegs


Wer Belgien besucht und dabei aktiv etwas erleben möchte, sollte unbedingt Packrafting ausprobieren. Eine tolle Möglichkeit bietet Mathias Michielsen von packraften.be ↗. Du kannst dir ein Packraft leihen und auf eigene Faust lospaddeln – oder eine geführte Tour buchen, kombiniert mit einer Naturexkursion (siehe unten).
Packrafting lässt sich gut als Form des Slow Travelling beschreiben: Mit dem Boot bist du kaum schneller unterwegs als zu Fuß – und genau das ist Teil des Erlebnisses. Zudem ist die Idee, dass du mehr wandernd unterwegs bist als paddelnd. Daher ist auch der große Rucksack für das Boot vorgesehen, das sich damit tragen lässt.
Ganz wichtig ist es, wasserdichte Kleidung und Schuhe mitzubringen. Durch die Bewegung der Paddel kommt viel Wasser ins Boot. Alternativ: Handtuch und Wechselkleidung und ein zweites Paar Schuhe mitbringen.
Am Startpunkt hast du auch die Möglichkeit, auf De Boot zu übernachten – einem alten Schiff mit besonderen Schlafplätzen: wahlweise in einer schlichten, engen Kabine oder in der luxuriösen Variante.
3. Vögel im Naturgebiet De Blankaart beobachten









Ein herrliches Naturschutzgebiet, in dem du kilometerweit wandern kannst, ist De Blankaart. Aus allen Richtungen hörst du Vogelgezwitscher, und mit etwas Glück entdeckst du seltene Vogelarten. Es lohnt sich, ein Fernglas und eine Kamera mit Teleobjektiv dabeizuhaben – vor allem an den zahlreichen Vogelbeobachtungstürmen, die du unterwegs passierst.
Du willst Seeadler in freier Wildbahn sehen? Seit zwei Jahren brütet im Naturgebiet De Blankaart tatsächlich ein Adlerpaar, ein echtes Highlight nicht nur für Vogelliebhaber. Die Seeadler-Safari kannst du als geführte Tour direkt bei packraften.be ↗ buchen – in Kombination mit einer Packrafting-Route.
4. Im Vintage-Wohnwagen campen




In Westouter im Heuvelland, unweit der französischen Grenze, liegt der Campingplatz De Nachtegaal ↗. Auf dem Gelände stehen mehrere fest installierte Wohnwagen im Vintage-Look, die du für eine Nacht oder länger mieten kannst. Jeder Wagen ist ein Unikat und verfügt über eine individuelle Ausstattung. Koch- und Waschbereiche werden gemeinschaftlich genutzt. Wer mehr Komfort sucht, findet auf dem Platz auch Apartments.
Ein besonders schöner Aufenthaltsort ist das Glashaus – mit vielen Sitzmöglichkeiten in nostalgischer Atmosphäre.
5. Den Kemmelberg erwandern











Der bewaldete Kemmelberg ist mit 154 Metern die höchste Erhebung Westflanderns. Statt eines Gipfelkreuzes erwartet dich oben der Belvedere-Turm – inklusive Restaurant mit Ausblick.
Die Wanderrouten sind durch nummerierte Wegweiser gut markiert. Wenn du auf dem Campingplatz in Westouter übernachtest, kannst du direkt dort starten. Hier findest du meine aufgezeichnete Route zur Orientierung. Wer hier durch das hügelige Land wandert, dem werden doch ein paar Höhenmeter abverlangt.
Entlang des Weges liegt das Weingut Monteberg (Wijngoed Monteberg ↗) – eine besondere Einkehrmöglichkeit. Es wird ausschließlich Lokales aus der Westhoek serviert, und du kannst verschiedene Weine probieren.
Die gesamte Wanderung bietet viel Abwechslung zwischen Wald und Wiesen, mit immer wieder weiten Ausblicken über die Westhoek. Du kommst durch das Dorf Loker mit seiner eindrucksvollen Kirche und wanderst an mehreren Pferdeweiden vorbei.
6. Glamping





Versteckt in den flämischen Ardennen auf einem alten Bauernhof mitten im Grünen haben zwei Männer mit ihrem Sohn einen Glamping-Ort unter dem Namen Modesten & Kamiel ↗ geschaffen, der Naturverbundenheit und Komfort verbindet.
Wahrscheinlich weißt du das schon, aber Glamping kombiniert Glamouröses Camping. Also sehr wie Zelten aber ein bisschen Luxus on top. Die drei Zelte bestehen aus einem Wohnbereich und zwei Schlafzelten. Sie sind aufgebaut und bieten drinnen wie draußen komfortable Sitzmöglichkeiten. Dusche und WC sind in etwa 10 Metern zu erreichen. Strom gibt es auch. Rundherum grunzen Schweine, Gänse gackern und Katzen miauen. Hier wird alles ökologisch angebaut und lokale Produkte aus dem eigenen Garten auf den Teller gebracht.
Du hast den Glampingbereich ganz für dich alleine und kannst die Ruhe genießen.
7. Geschichte erleben im Huis Beaucarne



Das faszinierende Anwesen Huis Beaucarne ↗ erzählt eine lange Geschichte, die sich über mehrere Generationen erstreckt. Es wurde 1748 von der gleichnamigen Familie Beaucarne erworben – und ist bis heute in ihrem Besitz. Erst vor wenigen Jahren hat der junge Nachfahre Julien gemeinsam mit seiner Frau Lena das denkmalgeschützte Gebäude in ein Museum umgewandelt. Heute wird die besondere Location auch für Fotoshootings und Hochzeiten angeboten.
Bei einer geführten Tour kannst du durch die historischen Räume, den Garten und die Orangerie mit Weintraubengewächshaus spazieren – und dich dabei von den Geschichten und Kuriositäten vergangener Zeiten in den Bann ziehen lassen.
Alternativ lohnt sich ein Besuch des Beaucarne Teehauses, wo du bei Kaffee und Kuchen in historischer Kulisse es dir am Nachmittag gutgehen lassen kannst.
8. Wildkräuter sammeln



Rund um das Dorf Ename in Ostflandern – und auch darüber hinaus – bietet Michiel, auch bekannt als De Sjampetter ↗, verschiedene Outdoor-Aktivitäten an. Besonders spannend: eine Wildkräuter-Führung mit anschließendem Picknick. Dabei lernst du die essbaren und heilenden Kräuter kennen, die in den umliegenden Wäldern wachsen. Du wirst überrascht sein, wie viel direkt vor der Haustür gedeiht.
Die Kräuter, die ihr gemeinsam sammelt, werden später liebevoll zu einem Picknick verarbeitet. Je nach Jahreszeit findest du zum Beispiel Bärlauch, Weißdorn oder Magnolien.
9. Oudenaarde erkunden



Die flämische Stadt Oudenaarde fällt schon von Weitem durch den hohen Turm der Walburgakirche auf. Ebenso sticht das imposante Rathaus im brabantisch-spätgotischen Stil ins Auge. Der dazugehörige Belfried gehört zum belgischen UNESCO-Weltkulturerbe.
Rund um den Marktplatz – und in den parallel verlaufenden Seitenstraßen – lohnt es sich, auf Erkundungstour zu gehen. Hier reihen sich hübsche Giebelhäuser aneinander, so weit das Auge reicht.
Etwa 20 Gehminuten vom Zentrum entfernt liegt ein kleiner See, eingebettet in ein Naturschutzgebiet. Auf dem Wasser befindet sich eine Wasserskianlage. Die Taverne Den Dronk serviert Speisen und Getränke – im Innenraum oder auf der Seeterrasse.

Unterkunftstipp: Das Hotel & Restaurant Steenhuyse liegt direkt am Marktplatz mit Blick auf die Walburgakirche. Es bietet sieben Zimmer in einem der klassischen, historischen Gebäude der Stadt.
10. Eine Etappe auf dem GR 129 wandern








Der GR 129 ist der längste Weitwanderweg Belgiens. Der „Grote Routepad 129“ verläuft von Brügge im Westen bis Arlon im Osten – über eine Strecke von mehr als 570 Kilometern. Eine besonders schöne Etappe führt zwischen Ronse und Oudenaarde entlang.
Praktisch: Der sogenannte Treinstapper verläuft direkt von Bahnhof zu Bahnhof. Du kannst die Strecke also in beide Richtungen wandern und bequem mit dem Zug zurückfahren.
Unterwegs passierst du den herrlichen Musikwald (Muziekbos) – ein echtes Highlight in den Flämischen Ardennen.

Unterkunftstipp in Ronse: Etwa drei Kilometer von Ronse entfernt liegt das B&B Hoeve de Schapenkop mit einem Nachhaltigkeitssiegel. Vom herrlichen Garten aus sichtbar sind ganz viele Schafe, Kühe und Kaninchen.
Anreise nach Flandern
Die belgische Bahn verfügt über ein gut ausgebautes Bahnnetz. Von Brüssel kannst du bequem in Richtung Flandern fahren. Bahnhöfe gibt es unter anderem in Leper, Oudenaarde und Ronse. Darüber hinaus fahren Busse zwischen den Orten.
Noch mehr Flandern geht kaum




Ob du mit dem Boot durchs Schilf paddelst, in einem alten Glashaus Kaffee trinkst oder zwischen Weingut und Wildkräutern unterwegs bist: Flandern überrascht immer dann, wenn man einen Schritt abseits der üblichen Routen geht. Pack Fernglas, Wanderschuhe und Neugier ein – und entdecke das Belgien, das du vielleicht noch nicht kennst.
Offenlegung: Dieser Blogbeitrag entstand in Zusammenarbeit mit VisitFlanders. Die hier vorgestellten Inhalte habe ich mir komplett selbst ausgesucht.