In Europa gibt es sie noch: unbekannte Wandergebiete abseits vom Trubel, die mit intensiven Naturerlebnissen begeistern. Als Wanderbloggerin habe ich die in diesem Beitrag vorgestellten Regionen selbst zu Fuß erkundet. Ich zeige dir neun besondere Ziele, die mit faszinierenden Landschaften und einsamen Pfaden begeistern.
1. Karawanken


Die Karawanken ziehen sich entlang der Grenze zwischen Kärnten und Slowenien und sind ein echter Geheimtipp für alle, die alpine Landschaften mit ursprünglichem Charakter lieben.
Hier wanderst du auf aussichtsreichen Kämmen, durch tiefe Wälder und vorbei an Almen, auf denen noch traditionelle Landwirtschaft betrieben wird. Besonders lohnend ist der Aufstieg von der Klagenfurter Hütte auf den Koziak (2.024 m) – mit Blick auf den höchsten Berg der Karawanken, den Hochstuhl (2.237 m). Die Touren sind technisch mittelschwer.
Die Region ist ruhig, aber gut mit dem Auto erreichbar, und bietet ein intensives Naturerlebnis mit historischem Flair – abseits vom überfüllten Triglav. Immer wieder triffst du auf Spuren der ehemaligen Grenze – heute laden sie zum Innehalten ein.
2. Wallonie in Belgien




Die südliche Region Belgiens ist ein überraschend vielseitiges Wanderziel. Zwischen sanften Hügeln, alten Klöstern und verschlafenen Dörfern warten ruhige Wanderwege, die durch dichte Wälder und entlang von Flüssen führen.
Besonders eindrucksvoll ist die Gegend um den Naturpark der Zwei Ourthen, wo du lange unterwegs sein kannst, ohne vielen Menschen zu begegnen. Die Wanderrouten sind meist technisch einfach, aber abwechslungsreich – ideal, wenn du auf der Suche nach Entschleunigung und authentischem Europa bist. Mein Tipp ist die Tour über die Felswand Hérou mit Wahnsinnsausblicken.
3. Müllerthal in Luxemburg




Luxemburg überrascht mit einer Dichte an Wanderwegen, die du in dem kleinen Land gar nicht vermuten würdest. Besonders im Müllerthal, dem sogenannten „Luxemburger Sandsteinparadies“, erwarten dich geheimnisvolle Pfade durch Felsspalten, vorbei an bizarren Steinformationen und moosbewachsenen Bäumen. Die Region erinnert an einen verwunschenen Wald. Wer naturnah wandern will, aber nicht weit reisen möchte, wird hier fündig. Mein Tourentipp ist der lokale Wanderweg C2.
4. Aiguilles de Bavella auf Korsika




Die Region Aiguilles de Bavella im Süden Korsikas bietet spektakuläre Felsformationen, dichte Kiefernwälder und Pfade mit echter Wildnis-Atmosphäre. Wer die bekannten Pfade des GR 20 meiden möchte, findet hier stille Alternativen, zum Beispiel den Trou de la Bombe oder Rundtouren ab Zonza. Die Felsnadeln ragen spitz in den Himmel und erinnern fast an die Dolomiten – nur wärmer, wilder und einsamer.
Die Wege sind teils steinig und erfordern Trittsicherheit, belohnen dich aber mit einmaligen Ausblicken und einem Gefühl von Abgeschiedenheit. Korsika zeigt sich hier von seiner intensivsten Seite.
5. Hochschwab in der Steiermark




Der Hochschwab ist ein wenig erschlossener Gebirgsstock in der Obersteiermark, der mit seiner kargen Hochfläche, tiefen Tälern und spektakulären Schutzhütten beeindruckt.
Besonders lohnend ist der Aufstieg auf die Aflenzer Staritzen ↗– eine Tagestour mit Weitblick und echtem Bergerlebnis. Unterwegs triffst du auf Gämsen oder Steinböcke – und mit etwas Glück keine Menschenseele. Die Landschaft wechselt zwischen Latschen, Fels und weiten Almböden, und spätestens am Plateau beginnt die stille Phase, in der alles andere unwichtig wird.
6. Lukomir in Bosnien




Lukomir liegt auf fast 1.500 Metern Höhe im Bjelašnica-Gebirge und ist eines der ursprünglichsten Bergdörfer Europas. Die Wanderung dorthin beginnt oft in Umoljani und führt über ein windumtostes Plateau, entlang eines spektakulären Canyons. Die Landschaft ist rau, offen und wirkt fast außerirdisch – besonders in der Nebensaison. Im Dorf angekommen, scheint die Zeit stillzustehen: Steinhäuser mit Schindeldächern, Hirten mit Schafherden und traditionelle Kleidung prägen das Bild. Die Wanderung ist lang, aber nicht technisch schwierig – gute Kondition und Orientierung helfen. Lukomir in Bosnien-Herzegowina ist kein Ausflugsziel, sondern ein Ort, der dich verändert.
7. Nationalpark Velebit in Kroatien




Das Velebit-Gebirge ist das wilde Rückgrat Kroatiens – abseits von den Küstenstränden und gut von Senj aus zu erreichen und bietet eindrucksvolle Ausblicke bis ans Meer.
Der Premužić-Weg gilt als einer der schönsten Fernwanderwege des Landes: gebaut in den 1930er-Jahren, windet er sich auf über 50 Kilometern durch unberührten Karst. Die Wege sind gut angelegt, die Landschaft ist steinig, wild und sehr einsam. Unterwegs wanderst du zwischen knorrigen Bäumen, über Geröllfelder und immer wieder mit Sicht auf das Meer. Es gibt kaum Einkehrmöglichkeiten. Du bist auf dich gestellt. Genau deshalb lieben viele diese Region.
8. Bieszczady in Polen




Im äußersten Südosten Polens, an der Grenze zur Ukraine und zur Slowakei, liegt das Bieszczady-Gebirge – eine Region, die kaum jemand aus dem Ausland kennt und die gerade deshalb fasziniert. Die sanften Höhenzüge sind bewaldet, die Pfade gut markiert, und die Stimmung ist oft nebelverhangen und ruhig. Auf dem Weg zur Połonina Caryńska oder dem Tarnica-Gipfel hast du weite Ausblicke über grasige Bergrücken. Wilde Tiere wie Bären oder Wölfe leben hier noch – auch wenn die Sichtung sehr unwahrscheinlich ist. Die Wege sind technisch einfach, aber lang. Wer Ursprünglichkeit sucht, wird sie hier finden.
9. Engadin in der Schweiz




Das Engadin im Kanton Graubünden ist vor allem auch im Winter ein Traumziel – vor allem, wenn du auf der Suche nach ruhigen, schneebedeckten Pfaden bist. Orte wie Zernez, Guarda, Ardez, Scuol und Sent liegen eingebettet in eine sonnenreiche Hochgebirgslandschaft mit glasklarer Luft und sind über die Via Engiadina verbunden.
Hier kannst du auf präparierten Winterwanderwegen unterwegs sein, die dich durch Lärchenwälder, über verschneite Hochebenen und entlang zugefrorener Flüsse führen. Besonders schön ist der Weg von Guarda nach Ardez – mit Blick auf das Unterengadin und die Engadiner Häuser mit ihren typischen Sgraffiti. Die Region ist bekannt für ihre ruhige Atmosphäre, herzliche Gastfreundschaft und ein tiefes Gespür für Natur. Winterwandern wird hier zur meditativen Erfahrung. Ein Auto brauchst du hier nicht.
Diese Wanderziele zeigen, dass Europa noch viele unbekannte Ecken bereithält – fernab vom Massentourismus, aber voller unvergesslicher Eindrücke. Vielleicht ist einer dieser Tipps deinen nächsten Wanderurlaub?