Sicher hast du schon einmal vom Genusswandern gehört. Um einen Einblick in den Ansatz dieser Wohlfühlwege zu bekommen, habe ich einige Autoren von Genusswanderführern kontaktiert, die mir ihre Gedanken dazu mitteilen wollten.
1. Genusswandern in den Bayerischen Voralpen
Autorin Katja Wegener
Genusswandern, das sind Momente in der Natur, um mich ein paar Schritte vom Alltag zu entfernen, die Akkus zu laden und mich auf das Wesentliche zu fokussieren.
„Höher, schneller, weiter“ ersetze ich am liebsten mit „genussvoller, entspannter, geerdeter“. Daher haben Genusswanderungen für die Seele in den Bayerischen Voralpen auch nichts mit Höhenmetern und enormer Strecke zu tun, sondern zielen vielmehr auf die Umgebung und gemütliche Glücksorte für eine Auszeit ab.
Ich liebe es im Hier und Jetzt zu sein, was gerade auf Genusswanderungen perfekt funktioniert.
Eine Art der Freizeitbeschäftigung, die in meinen Augen in den kommenden Jahren immer mehr an Bedeutung gewinnt. Denn der Alltag ist stressig und hektisch genug. So wird außerhalb des Jobs dringend ein Gegenpol gesucht. Sicher möchten sich viele Menschen auspowern, doch auch der ruhigere Part mit Momenten für sich selbst wird bestimmt immer wichtiger. Draußen in der Natur unterwegs sein, sanfte Bewegung und das gerne gemeinsam mit Freunden. Daher sehe ich Genusswandern auch als Möglichkeit für jeden und jede. Ob einfach nur gemütlich unterwegs, eine Runde Waldbaden oder die Aussicht genießend zu einzigartigen Orten. Kombiniert mit einem Picknick am See oder dem Biergartenbesuch zum Abschluss, perfekt um gemeinsam eine wunderschöne Zeit draußen zu genießen.
Für mich beinhaltet Genusswandern unglaublich viele Aspekte. Bekommt man es noch dazu einfach gemacht mit genauer Streckenplanung, Anreise und Einkehrmöglichkeiten, nimmt man sicher gerne das komplette Rundum-Sorglos-Paket wie in „Wandern für die Seele“ – Büchern beschrieben.
In Katjas Genussmagazin WellSpa-Portal.de ↗ findest du nachhaltige Slow Travel Reiseideen, garantiert mit Wohlfühlfaktor.
2. Genusswandern im Berner Oberland
Autorin Sabine Reber
Eigentlich ist jede Wanderung eine Genusswanderung – denn was gäbe es Schöneres, als dem Alltag zu entfliehen und für einige Stunden einfach nur zu gehen, bergauf, bergab, durch schattige Wälder, über saftige Wiesen, vorbei an Wasserfällen, an malerischen Seeufern und durch wilde Schluchten. Wandern entspannt die Seele und tut auch dem Körper gut. Beim Wandern lernen wir genauer hinschauen, die Blumen, die Tiere beobachten, wir verbinden uns ganz direkt mit unserer Umwelt und werden Teil eines grösseren Ganzen. Darum ist Wandern immer, immer ein Genuss!
Im engeren Sinn eine Genusswanderung ist eine Tour, die nicht allzu anstrengend ist, und bei der man auch hier und da in einem hübschen Bergbeizli oder auf einer schönen Seeterrasse einkehren kann. Denn zum Genusswandern gehört natürlich das Kulinarische auch dazu. Wenn kein passendes Beizli auf der Tour zu erwarten ist, ja dann heisst es, ein genussreiches Picknick selber einpacken. Hauptsache, es gibt unterwegs etwas Leckeres zu essen und zu trinken. Denn der Wandergenuss geht natürlich auch durch den Magen.
Kräuterkunde beim Wandern mit Sabine: Die Autorin schreibt auf ihrem Blog Hikes & Herbs ↗ übers Wandern und Kräuter. Für Kleingruppen können geführte Exkursionen gebucht werden.
3. Genusswandern in Bremen
Autor Klaus Meyer
Wandern ist aktuell in aller Munde, auch im norddeutschen Flachland. Was früher eher ein Nischensport war, hat sich mittlerweile zu einem Breitensport entwickelt. Aber es sind nicht nur Sportler unterwegs. Der Trend geht mehr zum genussvollen Wandern. Das zeigt auch die erfolgreiche Buchreihe „Wandern für die Seele“.
Bei meinen geführten Wanderungen erkenne ich in den letzten Jahren mehr den Trend zum genussvollen Wandern. Die langen Strecken sind nicht mehr so gefragt wie früher. Wer mit mir in die Natur hinausgeht, möchte keine Action und sportlichen Herausforderungen, sondern die Natur genießen und die Geheimnisse am Wegesrand entdecken. Dazu gehört natürlich auch ein gemeinsames Picknick unterwegs auf einer grünen Wiese oder an einem Flusslauf.
Bei einer genussvollen Wanderung geht es nicht allein um das Wandern oder einer sportlichen Betätigung. Bei dieser Art des Wanderns wollen wir die Natur aufnehmen und mit allen Sinnen genießen. Das hat nichts mit Esoterik zu tun. Dabei ist es egal, ob wir in einer besonders schönen Region wie einem ruhigen Wald abseits der Straßen unterwegs sind oder auf einer Themenwanderung.
Zum Beispiel auf einer Kräuterwanderung können wir unterwegs viele neue Wildkräuter entdecken und im wahrsten Wort mit allen Sinnen entdecken. Vor allem die Geschmacksnerven kommen dabei voll auf ihre Kosten.
Für den Abschluss einer Genusswanderung ist sehr wichtig der gemeinsame Besuch in einem lokalen Café, in dem z.B. noch hausgemachte Torten angeboten werden. Alternativ dazu ist der Besuch in einem guten Restaurant möglich. Dort können wir das Erlebte erneut Revue passieren lassen.
Neben den überall angebotenen Megamärschen geht für mich der Trend klar zum Genusswandern. Kleinere Strecken mit etwa 16 Kilometern in kleinerer Gruppe. Es gibt auch Anbieter, die das Wandern mit Yoga-Einheiten verbinden, ebenfalls ein sehr interessanter Trend. Die Nähe zum Waldbaden ist auf jeden Fall erkennbar. Da kommen in Zukunft sicher noch einige interessante Kombinationen auf uns zu.
Gemeinsam wandern mit Klaus: Hier findest du die Termine zu geführten Wanderungen, die von Klaus angeboten ↗ werden.
4. Genusswandern in Düsseldorf
Autorin Dorothee Köhler
Genusswandern heißt für mich: Strecken und Streckenlängen auszuwählen, die mich weder heraus- noch überfordern. Unterwegs dann genügend Zeit zu haben, um in aller Ruhe Aussichten zu genießen, Fotos zu machen, mehrere genüssliche Pausen an den schönsten Stellen einzulegen, vielleicht auch das eine oder andere aufzuschreiben, was mich unterwegs bewegt. Das mag sich ein bisschen seltsam anhören, weil genau dieses gemächliche Unterwegssein für viele Menschen ganz „normales“ Wandern ist und nicht unbedingt Genusswandern. Ich bin jedoch auch viel auf Hüttentouren im Hochgebirge unterwegs, und da geht es mitunter etwas angespannter zu, vor allem, wenn widrige (Wetter-)Bedingungen herrschen, das Gelände unwegsam oder sehr ausgesetzt ist. Wenn ich deshalb langsamer vorwärtskomme als gedacht, rennt mir auf einmal die Zeit davon. Ich muss mich beeilen, um rechtzeitig in der Schutzhütte anzukommen, darf mir natürlich keinen falschen Tritt oder Orientierungsfehler erlauben – und das ist dann definitiv kein gemütliches Unterwegssein mehr. Erst dann wieder, wenn es zum Nachtisch Kaiserschmarrn gibt. 😉
Eine echte Genusswanderung wird es dann, wenn die Strecke „schön“ ist, und das wiederum bedeutet: schmale, gewundene Pfade, immer wieder Weitblicke, aber auch kleine lauschige, geschützte Stellen, an denen man gerne eine Pause einlegt. Möglichst wenig Straßenkontakt und ganz wichtig: kein Verkehrslärm. Erholung und Genuss erlebe ich persönlich dann am intensivsten, wenn ich keine Autos und Motorräder mehr höre. Eine abwechslungsreiche Strecke mit ein paar Höhenmetern und unterschiedlichen Naturräumen ist wichtig: Wald, Fels, Felder, Wasser. Wenn es dann auch noch Kunst oder Kultur sowie eine gemütliche Einkehrmöglichkeit am Wegesrand gibt – perfekt.
Wenn Genusswandern bedeutet, dass Menschen das Wandern sehr komfortabel gemacht wird (beispielsweise durch Gepäcktransport, Etappenplanung, Organisation von Hotelübernachtungen unterwegs) oder durch Spezialitäten-Verkostung am Wegesrand angereichert wird – dann sehe ich da mehrere Aspekte.
Einerseits finde ich es sehr toll, wenn Menschen einen bequemen und erlebnisreichen Zugang zum Wandern finden und möglichst viel Zeit draußen verbringen. Denn genau dieses Sein in der Natur ist das, was uns modernen Menschen in der Regel fehlt, vor allem wenn wir in den großen Städten leben. Wenn wir wieder eine engere Beziehung zur Natur entwickelten, dann würden wir besser mit ihr umgehen – und sie nicht ausbeuten und schädigen. Wir können nur dann gesund an Leib und Seele sein, wenn die Natur es auch ist.
Andererseits hat es auch Schattenseiten, wenn sich viele Menschen auf einmal in den Wander-Hotspots bewegen. Es gibt Wanderregionen in Deutschland, die so überlaufen sind, dass es keinen Spaß mehr macht, dort unterwegs zu sein. Ähnliches und weit Dramatischeres gilt für besonders sensible Regionen, beispielsweise für die Alpen. In den letzten Jahren ist die Zahl der Bergtouristen dort sehr angestiegen. Viele Berghütten sind stark erweitert und modernisiert worden. Wo es vorher vielleicht nur 20 Schlafplätze gab, finden nun 100 Gäste Unterkunft, Warmwasser und Steckdosen neben ihrem Bett. Seilbahnen bringen die Bergtouristen schnell und sicher nach oben. Das alles schafft Arbeitsplätze und Wirtschaftskraft, lockt aber auch immer mehr Touristen an.
Die Stille und Magie der Orte gehen verloren – sämtlichen Naturschutzbemühungen zum Trotz. Ich sehe auch meine eigenen Touren und Wanderungen dort kritisch, denn ich gehöre dann ja ebenfalls zu den vielen Menschen, die jeden Sommer in den Bergen unterwegs sind. Zwar versuche ich, das so umsichtig und umweltschonend wie möglich zu tun – ob das reicht, weiß ich nicht. Falls es eine Lösung für dieses Dilemma gibt, würde ich die sehr gerne kennenlernen! 😉
Wandern & Schreiben mit Dorothee: Die Autorin bietet Schreibwanderungen und kreative Schreibwerkstätten an. Auf wandernundschreiben.de ↗ findest du aktuelle Infos.
5. Genusswandern auf Mallorca
Autorin Britt Liebl
Als ich den Begriff „Genusswandern“ zum ersten Mal hörte – das muss so ungefähr vor 15 Jahren gewesen sein – dachte ich allen Ernstes, man wandert da von Gasthaus zu Gasthaus zu Weingut und Hütte und so weiter. Genuss hatte ich wohl eher mit etwas Kulinarischem in Verbindung gebracht.
Heute ist der Begriff in aller Munde und alle wissen wohl, was damit gemeint ist. Die Leute wollen einfach raus in die Natur, frische Luft atmen, sich bewegen, Vögel zwitschern hören, den Kopf frei bekommen,
den Körper fühlen. Und vor allem wollen sie das, was sie da tun, mit allen Sinnen genießen!
Das Wandern ist zum Volkssport geworden, aber nicht jede/r ist für sportliche Gipfelbesteigungen oder kräftezehrende Hochtouren geeignet (oder möchte es sein). Die meisten finden meist im Alltag auch selten Gelegenheit dazu. Genusswandern ist sinnlich. Das kann ich überall, dazu muss ich nicht ins Gebirge. Wenn wir genau hinschauen, finden wir überall in der Natur kleine Oasen zum Wandern.
Für mich ist es wichtig, ganz viel draußen zu sein. Im Wald, am Fluss, im Weinberg, am Strand, ganz egal wo.
Vor über 10 Jahren habe ich meinen Schreibtisch im Büro gegen die Natur eingetauscht und arbeite seitdem als Wanderführerin auf der Urlaubsinsel Mallorca. Auch hier geht der Trend und die Nachfrage eindeutig weg von den schweißtreibenden Touren hin zu Genusswanderungen für alle Fitnesslevel. Und weil mir mein ursprünglicher Gedanke „Genuss gleich Essen“ eigentlich ganz gut gefallen hat, gibt es auf meinen Touren meist ein leckeres Picknick oder eine landestypische Einkehr als i-Tüpfelchen. Soviel Genuss muss sein!
Gemeinsam wandern mit Britt Liebl: Hier erfährst du, welche Wanderungen du auf Mallorca gemeinsam mit Britt unternehmen kannst (buchbar über ASI Reisen ↗).
6. Genusswandern in Südtirol
Autor Dietmar Mitterer-Zublasing
Was bedeutet für mich Genusswandern? Kurz: alles! Wir Menschen zeichnen uns durch den aufrechten Gang aus. Er gehört zu unserer Grundfähigkeit, die es uns ermöglicht, lange Strecken zu gehen und zu laufen und dabei eine gute Übersicht über unsere Umgebung zu haben. So eine Grundveranlagung muss genutzt werden, sonst verkommt nicht nur der Körper!
Reiner Sport, das ist aber nicht meins. Dafür ist mir die Zeit zu schade. Ich brauche bei jeglicher Aktivität eine für mich befriedigende geistige Komponente.
Beim Wandern ist das der Genuss. Der Genuss, die Heimat zu erkunden, die Natur- aber auch Kulturlandschaft zu bewundern, dem Alltag geistig zu entfliehen und das Bedürfnis, die Schöpfung wertzuschätzen. Das klingt vielleicht etwas esoterisch, ist es in meinem Fall aber ganz und gar nicht.
Ich bin diesbezüglich ganz praktisch und vor allem technisch unterwegs. Meine „digitalen Fotofänger“ sind immer mit dabei. Was bei meiner Arbeit Beruf ist, wird hier zum Genuss und macht mir ungemein Freude.
Ich bin ständig auf der Jagd nach einem für mich emotionalen Erlebnis, nach einem guten landschaftlichen Fotomotiv.
Ja genau, Genusswandern bedeutet für mich Zufriedenheit und Freude während des Wanderns. Meine Definition ist vielleicht ein wenig anders. Auch denjenigen, der aus sportlichem Reiz wandert, genauso wie denjenigen, der beim Wandern meditiert, bezeichne ich als Genusswanderer.
Hier in Südtirols Alpen kann man zwar viele tolle gemütliche Spaziergänge unternehmen, doch wer Südtirol von seiner bergigen Seite kennenlernen will, der sollte schon ein wenig Kondition mitbringen. In Südtirol gehört zumindest ein wenig Sport zum Genusswandern unbedingt dazu.
Ach ja, und dann gibt es noch dieses eine Buchprojekt: „Wandern für die Seele – Südtirol“. Es ist im Unterschied zu meinem Blog ein klassischer Wanderführer in Papierform und stellte für mich eine interessante Erfahrung dar, bei der ich mich zwingen musste, meinen umgangssprachlichen Schreibstil etwas beiseite zu schieben.
Tipps für Südtiroler Tageswanderungen von Dietmar: Auf seinem Wanderblog diewanderer.it ↗ findest du neben sehr persönlichen Wanderreportagen auch GPS-Tracks, viele Bilder und manchmal auch Videos.
7. Genusswandern in der Steiermark
Autorin Janine Wenzel
Vor langer Zeit stellte ich mir unter einer Genusswanderung eine Tour mit kulinarischer Einkehr vor. Überspitzt gesagt: von Buschenschank zu Buschenschank spazieren – so wäre das in der Steiermark.
Heute weiß ich: Genuss muss nicht immer auf dem Teller liegen. Aussichtsberge können ebenso Genuss (fürs Auge!) bieten wie duftende Blumenwiesen für die Nase.
Genuss ist aber auch die Bewegung selbst. So sind die Sprüche „Der Weg ist das Ziel“ und „Wandern ist eine Tätigkeit der Beine und ein Zustand der Seele.“ zutreffend. Aber auch „Bei jedem Schritt in der Natur bekommt jemand weit mehr, als er sucht.“ und „Die schönen Dinge siehst du nur, wenn du langsam gehst.“ passend. 🙂 Es geht also nicht darum, möglichst viele Gipfel in möglichst kurzer Zeit zu erklimmen. Wobei natürlich auch Aussichtsberge auf der Route liegen dürfen.
Die Zutaten für eine solche Genusswanderung sind von Region zu Region verschieden, aber alle Touren sind Wege, die eine Auszeit vom Alltag versprechen und zum Wohlfühlen einladen: Kulinarik, Aussichten, Gewässer, Blumen, Tiere, Rastbänke, Barfußwege und vieles mehr. Ob alleine, zu zweit oder in der Gruppe – jeder findet seinen ganz persönlichen Naturgenuss.
Das Thema Genusswandern ist sicherlich eine Gegenbewegung zu den Superlativsammlern. Es scheint mir, dass mehr und mehr Tourismusregionen ihr Angebot an Wanderwegen im Sinne von Genusswanderwegen erweitern.
Und was bedeutet Genusswandern für dich?
Was sind deine Gedanken zum Genusswandern? Schreib doch deine Ansichten unten in die Kommentarbox.
Eine tolle Zusammenstellung! Besonders interessant finde ich dad Schreibwandern, das werde ich mir mal näher anschauen. Wandern ust für mich schon lange ein Genuss.
LG Dagmar
Okay, jetzt weiß ich wenigstens mal, was Genusswandern ist. Ich hatte bisher auch immer gedacht, dass es dabei um Pauschalpakete mit Essen und Trinken geht…
Liebe Janine,
ein sehr schöner Beitrag.
Ich wandere auch seit Jahren und für mir ist eine Wanderung immer ein Genuss. Meistens ziehe ich allein los, denn dann kann ich alles im meinem Tempo erkunden, Pausen machen, wann ich möchte – alles ohne Zeitdruck.
Mir war deshalb gar nicht bewusst, dass es extra Wege dafür gibt.
Da werde ich in Zukunft Ausschau danach halten.
Herzliche Grüße
Sonja