Für die Pflanzenbestimmung gibt es eine Handvoll Apps. Mein absoluter Favorit ist die App Flora Incognita. Alle anderen habe ich inzwischen deinstalliert. Für mich wichtig ist, dass ich sie kostenlos nutzen kann. Wobei ich mir die App auch für eine Einmalzahlung gegönnt hätte, da ich wirklich zufrieden bin. Hier teile ich meine Erfahrung und zeige dir, wie du das beste Ergebnis rausholst.
Ein paar Hintergrundinfos zur Flora Incognita App
Die App Flora Incognita ist im Rahmen eines Forschungsprojektes entstanden. Und zwar an der Technischen Universität Ilmenau in Zusammenarbeit mit dem Max-Planck-Institut für Biogeochemie. Gefördert wird die App unter anderem vom Bundesministerium für Umwelt, dem Bundesamt für Naturschutz und einigen mehr. Letzten Endes ermöglichen die vielen Förderer, dass die App gratis genutzt werden kann.
Das spricht schon mal deutlich für die App zur Pflanzenbestimmung. Es ist also kein Hobbyprojekt, wo irgendwer mit Halbwissen die Daten von Pflanzen digital erfasst hat. Der Datenbestand der App basiert nämlich auf umfangreichem Expertenwissen.
So funktioniert die Pflanzenbestimmung mit KI
Auf der offiziellen Website der Flora Incognita kann man „KI gestützte Pflanzenbestimmung trifft Citizen Science“ nachlesen. Konkret heißt das: Über einen langen Zeitraum wurde das Programm mit einem riesigen Datenbestand gefüttert. Hierzu zählen unter anderem die vielen Merkmale, wie Anzahl und Form der Blätter, wie kantig oder rund.
Das neuronale Netz hinter der KI hat anhand von Millionen von Fotos gelernt, welche Merkmale welcher Pflanze zuzuordnen sind. Lädt der User in der App also ein Foto zur Bestimmung hoch, wird dieses mit den Trainingsdaten sämtlicher Pflanzen abgeglichen. Wie zuverlässig bzw. wahrscheinlich sie bestimmt werden konnte, wird als Prozentsatz angegeben. Nach meiner Erfahrung habe ich in der Regel eine Trefferquote weit über 90 %.
Bestimmung anhand von Fotos
Die Zutat für die Pflanzenbestimmungs-App ist ein Foto in guter Qualität, an diesem die GPS-Koordinaten gespeichert sind.
Je besser das Bild, desto treffsicherer ist das Ergebnis. Doch was heißt gute Qualität? Die Pflanze im Bild sollte nicht verwackelt sein, dafür aber möglichst scharf sein. Im Bild sollte die Pflanze im Zentrum sein, also nicht gleichzeitig mehrere Blumen zeigen.
Mit folgendem Bild habe ich den Baum leider nicht identifizieren können:
Mit so einem Bild klappt es wunderbar:
Es ist gar nicht so einfach, ein nahes Foto zu machen, das gleichzeitig scharf ist. Mit etwas Übung klappt das aber ganz gut.
GPS sollte am Handy eingeschaltet sein, sodass die Koordinaten von der Aufnahme mit am Bild, also als Metadatum, gespeichert werden. Auch das Datum des Fotos ist für die Bestimmung zielführend. Schließlich muss man kein Experte sein, um zu wissen, dass Pflanzen weder ganzjährig noch überall wachsen. Zusammenfassend sei gesagt: Die Einschränkung durch diese Metadaten macht die Bestimmung einfacher.
Die App verwenden
Nun habe ich bereits einiges zur App verraten. Aber wie sieht das eigentlich konkret aus?
Wenn du die App öffnest, dann hast du genau drei Möglichkeiten:
- ALLE ARTEN gibt dir einen Überblick über die gesamte Pflanzenwelt und die Charakteristiken jeder einzelnen.
- PFLANZE ERKENNEN öffnet deine Smartphone-Kamera und startet den Scan-Vorgang. Du kannst der App helfen, indem du eine Vorauswahl triffst (Kraut, Gras, Baum etc.). Über das linke untere Symbol kannst du ein Bild von deinem Smartphone öffnen.
- MEINE BEOBACHTUNGEN zeigt dir deine bestätigten Pflanzen auf einer Karte an.
Das Wichtigste für dich ist die Funktion PFLANZE ERKENNEN. Bei Berührung wird sofort versucht zu scannen, weil die App annimmt, du richtest deine Handykamera bereits auf eine Pflanze. Um aber ein FOTO VON DEINEM HANDY auszuwählen, klickst du auf das linke Foto-Symbol und selektierst das gewünschte Bild von deinem Gerät.
Im oberen Menü hast du noch weitere Funktionen und Einstellungen zur Auswahl, die du dir selbst anschauen kannst, wie z. B. Abzeichen, die du gewinnen kannst.
Offline funktioniert die App leider nicht. ABER: Sobald man wieder Internet hat, kann man das Foto auch nachträglich in der App öffnen und mit Flora Incognita identifizieren lassen. So mache ich das in den allermeisten Fällen.
Mein Tipp: Besuche den Botanischen Garten in deiner Stadt und begebe dich auf Pflanzenbestimmung mit der Flora Incognita.
App im PlayStore ↗ für Android-Geäte und im App-Store ↗ fürs iPhone und für Huawei ↗.
Meine Erfahrung
Ich nutze die App, um im Rahmen meiner Buchrecherche Blumen am Wegesrand zu identifizieren. In meinem ersten Wanderführer Wandern für die Seele Steiermark gibt es ein paar Bilder mit Blumen, angereichert mit wesentlichen Infos. Dabei hat mit Flora Incognita ungemein geholfen. Meist arbeite ich so, dass ich beim Beschreiben der Touren parallel meine Fotos sichte und die Bilder nacheinander am Android Smartphone öffne. Für mich ist Flora Incognita die beste App zur Pflanzenbestimmung.
Weiterführende Infos
- Da Flora Incognita es ein Forschungsprojekt ist, gibt es zahlreiche Publikationen ↗ zum Thema Pflanzenbestimmung.
- Es gibt einen YouTube Channel ↗ mit ein paar Videos.
Ist es nicht faszinierend, wie neugierig wir Menschen doch sind? Wir wollen gerne Dinge wissen und hinterfragen. Eine App zur Bestimmung von Bergen ist Peak Finder. Auch zu dieser App habe ich auf meinem Blog geschrieben.
Meine Buchtipps
Hast du schon mal eine App für die Bestimmung von irgendwas ausprobiert? Teile deiner Erfahrung gerne in den Kommentaren.
Hallo Janine,
diese App benutze ich seit 2 Jahren. Ich finde sie wirklich klasse und freue mich jedes Mal, wenn ich wieder eine bislang unbekannte Pflanze benennen kann. Man läuft irgendwie anders durch einen südeuropäischen Laubwald, wenn man weiß, dass es ein Korkeichenwald ist. 😉
Liebe Grüße
Angela
Danke für den Tipp! Ich habe eine Zeitlang die App Naturblick genutzt, die auch Vogelstimmen bestimmen kann. Da gefiel mir auch der Ansatz, dass durch die Nutzung Daten für die Wissenschaft gesammelt werden. Leider funktioniert sie in der Praxis einfach nicht so gut. Ich habe sie deshalb schon länger nicht mehr benutzt. Vielleicht probiere ich es in der nächsten Wandersaison einfach mal mit deinem Vorschlag.
Hallo Janine,
wirklich super, dass du deine Erfahrungen dazu teilst. Ich bin schon seit längerem etwas frustriert, dass ich mit den Online-Bestimmungs-Tools oft nicht weit komme, wenn ich florale Fotos von Reisen analysieren möchte – obwohl ich eine botanische Grundausbildung habe. 😅
Flora incognita werde ich auf jeden Fall auch mal testen. Ist die KI denn auch für überregionale Vegetationszonen und Spezies (europaweit, weltweit, …) trainiert?
Liebe Grüße
Dennis (East Rail Stories)