Die leichte Wanderung zur Jagdhausalm führt uns heute nach Fernost. Der Ort in Osttirol in Defereggental liegt auf einer Seehöhe von knapp 2.000 Metern und wird wegen seiner Erscheinung öfter als Klein-Tibet beschrieben.
Wegbeschreibung
Über die Mautstraße fahren wir bis zum Alpengasthaus Oberhaus, wo wir parken können. Hier gibt es gleich auch ein paar Schautafeln, die über den Nationalpark Hohe-Tauern informieren.
Schauen wir uns hier die Landschaft an, dann fallen uns sofort die beiden Adjektive „wild“ und „rau“ ein. Die Schwarzach, der kristallklare Fluss, bahnt sich den Weg durch die atemberaubende Umgebung. Die Szenerie entspricht eindeutig dem Bild eines Nationalparks, wo die Natur ihren freien Lauf nehmen kann.
Bis kurz vorm Ziel, der Jagdhausalm, werden wir auf Forststraße wandern. Wir wählen also den breiten, leicht zu gehenden Wanderweg. Alternativ führt links der Schwarzach ein schmaler Wanderpfad. Den behalten wir uns für den Rückweg auf, um nicht ganz gleich zurückzuwandern. Ein Teil der Strecke liegt zudem auf Themenwegen. So lernen wir auch gleich etwas über diesen besonderen Lebensraum für Tiere und Pflanzen.
Wir schreiten auf der Forststraße leicht bergauf. Bereits von Beginn an sind wir geflasht und geben uns Mühe, die wilde Landschaft mit der Kamera einzufangen. Es ist bewölkt, weshalb wir so manche hohen Gipfel nur erahnen können. Die Spitzen verschwinden irgendwo in den Wolken.
Osttirol ist bekannt für seine vielen Berge, die über 3.000 Meter hoch sind. Hier im Nationalpark Hohe Tauern liegen einige davon. Die Umgebung strahlt eine wahnsinnige Kraft aus. Die Luft könnte nicht wohltuender sein.
Nach etwa 700 Metern treffen wir auf eine urige Holzhütte. Hier könnte man bei der gelben Wegetafel einen Schlenker nach rechts nehmen und steil zum Wildtierbeobachtungsturm wandern. Den Turm sehen wir sogar, ebenso wie einen spektakulären Wasserfall, aber wir bleiben auf dem Normalweg weiter geradeaus.
Auf der anderen Seite des Flusses sehen wir den parallel verlaufenden Pfad. Dieser liegt an manchen Stellen näher am Wasser.
Nach 2,5 Kilometern überqueren wir eine Brücke und folgen dem gut sichtbaren Wanderweg.
Immer wieder sehen wir Kühe weit weg grasen, aber ein paar wenige halten sich in Nähe des Weges oder sogar direkt auf dem Wanderweg auf. Mit ausreichend Abstand passieren wir zügig die schönen Tiere.
Als wir in der Ferne können wir ein paar alte Höfe und Häuser sehen. Das herrliche Motiv halten wir wieder auf Fotos fest. Immer wieder ziehen ein paar Mountainbiker an uns vorbei. Die Strecke scheint bei Radfahrern sehr beliebt zu sein.
Die Brücke mit der Aufschrift „Zutritt verboten“ rechts des Weges soll Besucher davon abhalten, die Flussseite an dieser Stelle zu überqueren.
Auf dem folgenden Abschnitt finden wir lange Steinmauern und ein paar Steinblöcke, die an vergangene Tage erinnern. Wir spazieren an einer urig schönen Hütte, der Unteren Seebachalm, vorbei uns sehen nicht mehr all zu weit entfernt das, was wir für Klein-Tibet halten. (Spoiler: Es ist noch nicht die Jagdhausalm).
Die Atmosphäre mit dem bewölkten Himmel wirkt schon mystisch. Es duftet sogar fernöstlich. Sind wir wirklich in Klein-Tibet gelandet?
Ein paar gelbe Wandertafeln zeigen alternative Routen, die rechts über den Fluss gehen. Die Wege sind als schwarz, also anspruchsvoll, markiert. Von hier ginge es weiter zur Neuen Reichenberger Hütte (Weg 312).
Unser Wanderweg geht genau durch den Hof der Oberen Seebachalm hindurch. Wir grüßen die Einheimischen und wandern weiter, mit ein paar ganz kurzen Fotopausen.
Später wird es noch einmal steiler und wir erahnen, dass wir einen Hügel überqueren müssen. Wir vermuten dahinter die Alm, und wandern die Kurve zielstrebig und voller Erwartung bergauf.
Zu früh gefreut, denn dahinter liegt sie noch nicht.
Es geht noch ein gutes Stück weiter. So mancher Gipfel ist immer mal wieder klar zu erkennen, bis eine Wolke diesen wieder verbirgt. Die Natur macht, was sie will. Und hier oben auf über 2.000 Meter macht sie das ganz besonders. Ein blauer Himmel wäre hier ja irgendwie auch langweilig.
Die Schwarzach macht eine Biegung nach rechts und verschwindet zwischen den steilen Felshängen. Bald schon treffen wir auf den Arventalbach, der uns begleiten wird.
Ganz plötzlich taucht ein weiteres Motiv in der Ferne auf. Das tatsächliche Klein-Tibet der Alpen, wie wir es von Bildern her kennen. Wir nähern uns dem Ort und unsere Vorfreude wächst.
Die Jadghausalm gilt als eine der ältesten Almen in ganz Österreich und liegt am Ende des Defereggentals. Im Jahr 1212 wurde sie das erste Mal erwähnt. Sechs Höfe (Ställe, Vorratslager und Behausungen) befanden sich zur damaligen Zeit auf der Alm. Die Häuser wurden aus Steinen aus der Umgebung gebaut. Heute gehören ein paar mehr Steinhäuser und eine Kapelle zur Jagdhausalm. Mehr interessante Details zur Geschichte gibt’s auf der offiziellen Website ↗.
Die Jadhausalm, die wegen ihrer Erscheinung auch Klein-Tibet der Alpen genannt wird, ist auf der anderen Flussseite etwas weiter unten zu sehen. Um dorthin zu wandern, verlassen wir den Forstweg ein Stück über eine Wiese steil bergab. Inzwischen haben wir bereits eine Distanz von über 7 Kilometer hinter uns.
Dann geht es auf einem schmalen Weg entlang des Arventalbach, wo man sich besser auf den Weg konzentrieren sollte, da es zur Seite steil hinab fällt.
Im „Ort“ angekommen gibt es auf der Almhütte lokale Speisen, die den leeren Magen wieder auffüllen und Energie für den Rückweg geben.
Die Wanderung verlängern:
- Wer ab der Jagdhausalm noch weitergehen möchte, wandert ein kurzes Stück Richtung dem Pfauenauge und dann wieder zurück.
- Etwas länger unterwegs ist man zum Klammjoch, das direkt an der Grenze zu Italien liegt. Der nicht weit entfernt liegende Klammlsee ist dann schon auf Südtiroler Boden.
Zurück geht es zunächst denselben Weg. Erst bei der Brücke vom Hinweg halten wir uns geradeaus (anstatt sie zu überqueren). Auf dieser Seite bleiben wir, bis wir zurück am Ausgangspunkt sind. Der Wanderweg ist schmal, bietet durch die Aufs und Abs eine spannende Abwechslung. Zwar wurden auf Warntafeln Kühe angekündigt, aber Mitte September sehen wir auf diesem Abschnitt keine mehr. Dafür sehen wir noch einmal den Wildtierbeobachtungsturm auf der gegenüberliegenden Seite.
Zurück am Ausgangspunkt auf Höhe des Oberhauses schauen wir uns noch einmal ausgiebig in alle Richtungen um und saugen die Landschaft auf, und fahren dann die Mautstraße wieder hinab.
Highlights auf der Wanderung
Wer Osttirol besucht, sollte unbedingt eine Wanderung zur Jagdhausalm einplanen. Mit mindestens 1,5 Stunden Gehzeit ist zu rechnen. Unterwegs wird einiges geboten:
- wilde Natur und raue Landschaft des Nationalparks Hohe Tauern
- kristallklare Fließgewässer
- imposante Wasserfälle
- Jagdhausalm, das Klein-Tibet der Alpen
Die beste Zeit für eine Wanderung zur Jagdhausalm ist zwischen Juni und Oktober. Das hängt von der tatsächlichen Schneelage ab. Bei Glatteis macht der Spaziergang weniger Spaß. Die Jagdhausalm ist täglich zwischen Juni und Oktober geöffnet. Über die aktuellen Öffnungszeiten kann man sich auf der Website ↗ informieren.
Einkehren
- Patscher Hütte ↗ (am Eingang der Mautstraße)
Alpengasthof Oberhaus(leider dauerhaft geschlossen)- Jagdhausalm ↗
Lage & Anreise
Die Jagdhausalm liegt am Ende des Defereggental in St. Jakob.
Sie ist nur über einen Wanderweg zu erreichen. Entweder startet man von der Patscher Hütte oder dem Oberhaus. Zweites ist deutlich kürzer, aber nur über eine Mautstraße zu erreichen.
Am Eingang bei der Patscher Hütte sind die 8,– Euro (Stand 2022) über den Kassenautomaten zu bezahlen. Damit kann man dann über die Mautstraße bis zum Parkplatz beim Oberhaus fahren. Von der Patscher Hütte zur Jagdhausalm sind es etwa fünf Stunden Gehzeit (mit Rückweg).