Wir waren unterwegs im größten und ältesten Nationalpark Kroatiens, den Plitvicer Seen. Hier teilen wir unsere Erfahrungen und ob sich der Besuch wirklich gelohnt hat.
Die Plitvicer Seen sind Teil des gleichnamigen Nationalparks Plitvicer Seen (kroatisch: Nacionalnog parka Plitvička jezera). Es handelt sich um zahlreiche kleinere und größere Gewässer mit kleinen und großen Wasserfällen. Das ganze Gebiet ist ein fantastisches Naturwunder. Es versteht sich von selbst, dass man diesen Ort nicht für sich allein hat. Er wird täglich von zahlreichen Touristen besucht. Ich schildere hier unsere Erfahrungen, die wir in der Nebensaison Anfang Mai gemacht haben. Wir wanderten die Route H vom Eingang 2.
Unser Besuch
Es ist Anfang Mai, ein Dienstag außerhalb der Ferienzeiten. Unter der Woche können wir also nur auf Menschen mit Kleinkindern, auf Kinderlose und auf Rentner treffen, haben wir gedacht.
Nichtsdestotrotz wollten wir ganz früh morgens aufbrechen, um die Allerersten im Nationalpark zu sein. So malten wir es uns jedenfalls aus, als wir bereits am Vorabend unsere Tickets online buchten.
Tickets kaufen: Man muss sich bei der Online-Buchung ↗ auf eine Uhrzeit und einen Eingang festlegen. Bis zu einer Stunde darf man später ankommen, als wie auf dem Ticket vermerkt ist. Es werden pro Stunde und Eingang bis maximal 300 Tagestickets verkauft.
Unser Wecker klingelte um 5:30 Uhr. Aus der Stadt Senj sind es zwar nur 100 Kilometer bis zu den Seen, allerdings sind die Straßenverhältnisse etwas mäßig. So rechneten wir mit etwa zwei Stunden Anfahrt.
Unterwegs passierten wir einige Baustellen, wo die Ampelschaltung jeweils nur eine Seite Verkehr durchließ. Das hieß dann öfter den Motor abzustellen und warten. Die Straßen werden im späten Frühjahr für die Hauptsaison aufbereitet.
Am Parkplatz des Eingangs 2 angekommen, standen bereits ein paar Autos dort. Eingang 2 lag etwas näher auf unserer Strecke und soll auch weniger überlaufen sein – verglichen mit dem beliebteren Eingang 1. Von Eingang 1 ist es jedoch näher zu dem absoluten Highlight der Plitvicer Seen. Später mehr dazu.
Schon auf dem Weg zu den Kassenhäuschen wird deutlich, wie touristisch das Gebiet des Nationalparks erschlossen ist. Restaurants, Souvenirshops, Picknicktische. Man kommt sich vor wie in einem Freizeitpark, der auf Touristenmassen eingestellt ist.
Wir folgen der Beschilderung weiter zum Eingang. Unsere elektronischen Tickets haben wir auf dem Smartphone parat. Etwa ein Kilometer Fußweg ist es, bis man den Eingang dann auch wirklich passiert hat.
Da wir die Route H erwandern wollen, müssen wir zunächst einen Teil mit dem Bus fahren. Theoretisch kann man auch gleich am Eingang loswandern, aber wir halten uns an unseren Plan.
Hier geht es zu unserer Wanderroute auf der Karte auf Komoot ↗ (die offizielle Markierung H).
Mit uns warten einige andere Touristen auf die Ankunft des Busses. Wir erinnern uns daran, dass es jetzt erst kurz nach acht Uhr ist und Eingang 2 gar nicht so überlaufen sein soll. Viele der Touristen kommen aus Frankreich, wie wir eindeutig an der Sprache hören. Manche sind wandertechnisch ausgestattet, andere tragen Sneakers und fesche Mode. Der Bus kommt irgendwann und wir stürzen uns auf die freien Sitzplätze. Wenige Minuten fahren wir bis zu unserer Endstation. Alle steigen aus und spazieren in Gänsemarsch über den langen Holzsteg, der über die ersten Seen führt. Wir warten zwar ein paar Augenblicke, damit wir das Schlusslicht bilden können. Das ist aber gar nicht so leicht, denn einige stürzen sich auch dort erst einmal auf die WCs in der Nähe des Restaurants, das zur jetzigen Zeit geschlossen ist.
Wir starten nun offiziell unsere Wanderung und spazieren auf dem angelegten Holzweg. Er ist schmal, es passen kaum zwei Menschen nebeneinander. Überholen ist hier kaum möglich. Wenn hier jemand ein Foto macht, dann müssen die Hinteren warten.
Zu unserem Glück sind die Ersten in der Reihe recht zügig unterwegs, sodass es sich so langsam verteilt. Wir sind zwar nie ganz alleine, aber es ist nun angenehmer auch mal anzuhalten und die Natur zu begutachten. Ein paar Fotospots erkennt man daran, dass entweder Menschen dort gerade stehen und einen Wasserfall fokussieren – oder auch an dem ausgetretenen Boden vor einem Motiv.
Die Plitivicer Seen sind ja besonders beliebt bei Fotografen. Vor allem mit der Langzeitbelichtung wollen die wunderschönen Wasserfälle auf Fotos eingefangen werden. Das ist jedoch eine Herausforderung, denn durch die vielen Menschen, die an einem vorbeiziehen, wackelt der Untergrund ständig. Das Ergebnis sind verwackelte und unscharfe Bilder. Wer hier gute Fotos machen will, braucht gaaaanz viel Geduld. Oder sollte sich Fotomotive suchen, wo weniger Menschen spazieren.
Immer wieder sehen wir abgesperrte Passagen. Unsere direkte Route betrifft dies nicht, aber ich beobachte Menschen, die trotz Verbotsschilder die Absperrungen überschreiten. Ich ärgere mich darüber, wie respektlos manche Menschen sind.
Nach wenigen Kilometern auf der Route H kommen wir zur Bootsanlegestelle. Das Schiff ist bereits voll mit Menschen. Wahrscheinlich diejenigen aus unserem Bus in der Früh, die dieselbe Route gehen wie wir. Wir dürfen zum Glück noch aufs Boot und warten auf die Abfahrt. Bis zu 100 Menschen passen auf das Boot, können wir nachlesen.
Während der Fahrt über das Wasser sehen wir ein Boot, das uns entgegenkommt und die Besucher des Nationalparks auf die andere Seite bringt. Wir legen an und kommen zu einer riesigen Fläche mit Picknickbänken und Tischen. Wir erinnern uns daran, dass wir uns anfangs schon wie in einem Freizeitpark fühlten. Das Gefühl macht sich wieder breit. Es gibt Fast Food zu kaufen. Auch Souvenirläden bieten ihr Zeug an.
Wieder am Weg folgen wir der Route H, die uns alsbald zu einem immer schöner werden Teil der Plitvicer Seen bringt. So langsam werden es immer mehr Menschen, die uns entgegenkommen.
Oft sind es Gruppen von Menschen. Für Schulklassen sind die Plitvicer Seen ein ideales Ausflugsziel. An Schulklassenkindern vorbeizugehen ist gar nicht so einfach. Auch sie sind abgelenkt durch die Schönheit der Landschaft und halten (wie wir) die Eindrücke auf dem Smartphone fest. Lachen, kichern, sich schubsen führt immer wieder dazu, dass Leute aus der Reihe tanzen. Dazu kommen die modebewussten Menschen, die mitten auf dem Weg posieren und sich fotografisch ablichten lassen.
Unsere Route verläuft nun gleich mit den Leuten vom Eingang 1, nur dass sie uns jetzt zur Mittagszeit entgegenkommen.
Als wir zu einem riesigen Wasserfall kommen, führt die Route wieder zurück und dann geht es hinauf. Wir sehen die vielen Menschen nun von oben. Wie kleine Ameisen kriechen sie über den Holzweg, der über das Wasser verläuft. Von hier oben haben wir die wahrscheinlich beste Perspektive auf die Plitvicer Seen. Ein wahres Naturjuwel. Das wollen natürlich alle sehen.
Ein Stück geht es nun noch weiter und dann stehen wir bei der Bushaltestelle. Hier fährt der Bus uns wieder zum Ausgangspunkt zurück. Nun sind wir aber auch froh, bald wieder zu unserer Unterkunft in Senj zu fahren. Wir wandern den letzten Kilometer zum Auto zurück und zahlen fürs Parken 40,- Kuna.
Meine Erkenntnisse
Dass die Plitvicer Seen, die in jedem Kroatien-Reiseführer stehen, ein wahres Naturspektakel sind, das kann man nicht in Frage stellen. Die Gewässer sind wunderschön anzuschauen. Natürlich ist ein so schöner Ort schon lange kein Geheimtipp mehr. Auch meine Eltern waren in ihrer Jugend hier unterwegs. Der Ort ist also nicht erst durch Instagram bekannt geworden, wie so manch andere Destination den Overtourism zu beklagen hat. Dennoch sind die Seen ein beliebter Fotospot, vor allem auch für Shootings. Leider liegen mir keine offiziellen Besucherzahlen vor, aber es sollen jährlich über eine Million Besucher sein. Die meisten reisen in den Sommerferien an, wenn das Wasser an heißen Tagen für eine erfrischende Abkühlung sorgt. Dann spazieren bis zu 13.000 Menschen am Tag zwischen Seen und Wasserfällen.
Wer die Plitvicer Seen besucht, der darf nicht erwarten, dass er hier auf einen idyllischen Platz trifft, wie man das bei einem Nationalpark denken könnte. Es ist das totale Gegenteil: Menschenmassen drängen sich über die schmalen Holzpfade. Auf den Fotos, die ich hier zeige, sind nur wenige Menschen zu sehen, aber es waren deutlich mehr unterwegs.
Nach dem Besuch habe ich mich gefragt, ob sich der Tagesausflug gelohnt hat. Meine Antwort ist trotz einiger Kritikpunkte: „Ja, es hat sich gelohnt“. Das Naturspektakel ist wunderschön und ich hätte mich geärgert, wenn wir nicht hierhergefahren wären. Ein zweites Mal würde ich jedoch nicht herkommen. Die Plitvicer Seen einmal im Leben gesehen zu haben, das reicht mir.
Laut Google Rezensionen scheinen die Plitvicer Seen mit 4,7 Sternen bei knapp 90.000 Bewertungen auf jeden Fall gut anzukommen.
Wer in Zukunft nach Kroatien reist, sollte einen Besuch einplanen, sofern die Anreise nicht allzu weit ist und dabei die folgenden Tipps beachten.
Meine Tipps
- Das Wochenende unbedingt vermeiden – stattdessen unter der Woche kommen
- Die Hauptsaison (Juli-August) vermeiden – stattdessen im April, Mai oder Oktober einen Besuch einplanen
- Die Mittagszeit vermeiden – stattdessen früh morgens anreisen
- Die Kamera dabei haben – das restliche Equipment wie Stativ, Objektive und Filter Zuhause lassen
- Den Nationalpark Nord-Velebit besuchen und dort mal tief durchatmen und Kraft tanken
Liebe Janine,
ich bin sehr froh, auf deinen Bericht gestoßen zu sein und den ein oder anderen Tipp noch mit abzugreifen, denn ich werde wohl nächste Woche dort sein. Trotz des Touri-Ansturms steht dieser Park auf der Liste und ich bin sehr gespannt, wie voll es wird. Dass man dort nicht mehr baden kann ist ein guter Hinweis, den ich sonst noch gar nicht gelesen hatte.
LG, Julita
Spannend! Wir waren 2014 Ende November dort. Das war herrlich! Natürlich gibt es andere Fotos, wenn die Bäume nicht grün sind. Aber wir konnten wandern ohne Ameisenstraßen-Feeling. Ich möchte nicht tauschen mit eurer Erfahrung! 🙂
Da kann ich dir nur zustimmen… Wir waren mitten im Sommer da…dann ist es schon sehr voll..es war trotzdem sehr schön und die Reise wert. Wenn man weiter weg vom Eingang war war es auch wesentlich ruhiger, also am anderen Ende quasi. Ich würde aber gerne mal hin wenn es wirklich außerhalb der Säison ist…
Danke für deine offene und ehrliche Erfahrung. Da kann ich nur absolut zustimmen. Wir waren auch mal Anfang Mai bei den Plitvicer Seen und es war bereits recht voll. Die Seen und Wasserfälle sind wirklich traumhaft schön 🤩.Ich würde noch empfehlen die Seen ohne Guide zu erkunden. Die treiben die Touris nur hektisch von einem Spot zum anderen und man kann den Nationalpark nicht wirklich genießen.
Wird haben die Seen auf eigene Faust erkunden, aber ich denke auch, dass es mit einer Gruppe anstrengend sein könnte und man sich noch weniger abseits der Hauptpfade bewegen kann.
Das ist ja spannend. Ich war vor 40 Jahren als Kind an den Seen und erinnere mich noch an ein paar Verkaufsstände und Baden gehen (Füße) in den Kaskaden, dazu Picknick irgendwo am Wasser aber auch endlose Fußmärsche. Wir sind gerade in Slowenien, hier ist es nicht ganz so voll, aber an manchen Stellen auch wie Jahrmarkt.
LG Katja
Das hört sich auf jeden Fall noch idyllisch an. Ins Wasser darf man ja heute nicht mehr. Wahrscheinlich würden es dann noch viele mehr Badetouristen hierher ziehen. 😀
Oje, das klingt ja etwas anstrengend … Gut, dass Ihr trotzdem Spaß hattet. Darf ich mal was wegen der Fotos fragen? Auf den Bildern, die man so im Internet sieht, sind die Seen immer strahlend türkis, bei Dir haben sie eher eine „normale“ Farbe. Sind die anderen Bilder alle zu stark bearbeitet? Oder hängt das vom Wetter ab?
Hallo Sabine,
das ist eine interessante Frage, die mich zum Grübeln gebracht hat. Ich denke, dass sich die Farbe des Wassers wegen der Kalkablagerungen schon verändern kann. Einige Fotos, mit einem extremen Türkis scheinen mir aber schon sehr überarbeitet zu sein.
LG, Janine